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Mit Statistik dem menschlichen Verhalten auf der Spur

Slowakischer Absolvent der Volkswirtschaftslehre und der Mathematik erhält DAAD-Preis

17.01.2018

Feierliche Übergabe: Bei der Absolventenfeier des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft überreichte Prof. Dr. Klaus Ruhnke Andrej Svetlošák (li.) das Zeugnis. Kurz zuvor hatte der slowakische Student den DAAD-Preis für herausragende ausländische Studi

Feierliche Übergabe: Bei der Absolventenfeier des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft überreichte Prof. Dr. Klaus Ruhnke Andrej Svetlošák (li.) das Zeugnis. Kurz zuvor hatte der slowakische Student den DAAD-Preis für herausragende ausländische Studi
Bildquelle: Michael Fahrig

Deutsch spricht Andrej Svetlošák schon solange er sich erinnern kann – dem Kabelfernsehen sei Dank: „Als Kind habe ich die Serien Gummibärenbande und Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew geschaut und so Deutsch gelernt.“ Englisch brachte sich der junge Mann, der in Bratislava aufwuchs, anhand von Beatles-Liedtexten bei. „Ich brauche die Interaktion mit der Sprache. So kann ich sie viel besser lernen, als wenn ich nur Grammatik pauke.“ Für sein soziales Engagement und seine sehr guten Studienleistungen ist der Student der Freien Universität kürzlich mit dem DAAD-Preis für herausragende ausländische Studierende ausgezeichnet worden.

„Aufgrund meiner Sprachkenntnisse kam für mich nur ein Studium in Deutschland oder Großbritannien in Frage“, erinnert sich Andrej Svetlošák. So kam der 26-Jährige 2010 mithilfe eines Vollstipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an die Freie Universität, um Volkswirtschaftslehre zu studieren. „Es war mir wichtig, an einer international angesehenen Universität zu studieren. In der Slowakei gibt es auch gute Universitäten, aber keine, die weltweit unter den Top 100 gerankt wird.“

Volkswirtschaftslehre erschien ihm als Brückenfach, das viele verschiedene Themengebiete in sich vereint. „Im Laufe meines Studiums habe ich dann unter anderem eine Passion für Sozialwissenschaften und Philosophie entwickelt. Mich interessiert menschliches Verhalten – wie man es beschreiben, vorhersagen kann.“ Frustriert habe ihn, dass Mathematik in den Wirtschaftswissenschaften oft ohne Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Annahmen angewendet werde, sagt Svetlošák.

So entschied er sich, nachdem er 2013 sein VWL-Studium als Bester seines Jahrgangs absolviert hatte, ein Bachelorstudium der Mathematik anzuschließen und sich darin vor allem mit Statistik auseinanderzusetzen. Dieses Zweitstudium wird er bald abschließen. Doch schon jetzt ist der umtriebige Nachwuchswissenschaftler nach Schottland gezogen, um dort eine Doktorandenstelle an der University of Edinburgh anzutreten. „Ich konnte für die Doktorarbeit einen Betreuer aus dem Bereich Wirtschaft und einen aus der Mathematik gewinnen“, sagt Svetlošák. In seiner Doktorarbeit wird er sich intensiv mit Angewandter Statistik und Künstlicher Intelligenz auseinandersetzen.

Die Nachricht, dass er für den DAAD-Preis nominiert sei, empfand Andrej Svetlošák als schöne Überraschung. „Ich habe eine E-Mail vom Fachbereich bekommen, in der stand, dass sie mich vorgeschlagen haben. Das hat mich natürlich gefreut.“ Ein Grund dafür könnte neben seinen fachlichen Fähigkeiten auch sein soziales Engagement gewesen sein, vermutet der junge Wissenschaftler: „Ich habe im Verlauf des Studiums viele Ehrenämter ausgeübt. Zum Beispiel habe ich mit meinem besten Freund ein halbes Jahr lang bei der Obdachlosenmission am Zoologischen Garten Berlin ausgeholfen.“

Für die Absolventenfeier seines ehemaligen Fachbereichs war Andrej Svetlošák eigens aus Edinburgh angereist.

Für die Absolventenfeier seines ehemaligen Fachbereichs war Andrej Svetlošák eigens aus Edinburgh angereist.
Bildquelle: Michael Fahrig

Sowohl das Studium als auch das Leben in Berlin haben ihn geprägt, davon ist Andrej Svetlošák überzeugt. „Unterschiede zu Bratislava gibt es schon. Berlin ist linksliberaler, und es wird mehr Wert auf Sorgfalt und Sauberkeit gelegt.“ Er habe sich auch schon dabei ertappt, Müll auf der Straße in seiner Nachbarschaft einzusammeln. „Das geht schon sehr in Richtung deutsche Ordentlichkeit“, sagt Andrej Svetlošák und lacht. Bedanken wolle er sich vor allem beim DAAD und den Professorinnen und Professoren sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Freien Universität. „Wir hatten ein sehr gutes Arbeitsverhältnis, und sie haben mich in meinen Interessen gefördert und gut auf meine Rolle als Promovend vorbereitet.“

Zur Preisverleihung im Rahmen der Absolventenfeier des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft ist Andrej Svetlošák aus Edinburgh angereist. „Vor ein paar Tagen kam auch noch der Bescheid, dass ich nicht nur den DAAD-Preis, sondern auch den Lehrpreis für mein Tutorium Grundlagen der Mikroökonomie gewonnen habe“, freut sich Svetlošák. Der Lehrpreis des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft würdigt das Engagement von Dozentinnen und Dozenten. Um die Gewinner zu ermitteln, werden die Evaluationen der Studierenden zu Lehrveranstaltungen ausgewertet. „Ich habe sechs Jahre lang als Tutor gearbeitet und jedes Jahr auf den Preis gehofft.“ Zudem freut sich Andrej Svetlošák, wieder einmal in Berlin zu sein. „Es fühlt sich an, wie ein guter Abschluss eines Lebensabschnitts.“