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Yes, she can!

Politikwissenschaftsstudentin Maritza Kompatzki unterstützt das Wahlkampf-Team der US-Demokraten im Bundesstaat Vermont

06.04.2016

Mit Barack Obamas Auftritt in Berlin im Sommer 2008 habe alles angefangen, erzählt Maritza Kompatzki bei ihrem Besuch in der Pressestelle der Freien Universität: Seine Rede habe sie „politisiert“.

Mit Barack Obamas Auftritt in Berlin im Sommer 2008 habe alles angefangen, erzählt Maritza Kompatzki bei ihrem Besuch in der Pressestelle der Freien Universität: Seine Rede habe sie „politisiert“.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Vor acht Jahren fing sie an, Maritza Kompatzkis Faszination für US-amerikanische Politik. Ausgelöst hatte sie der damalige Präsidentschaftskandidat der Demokraten Barack Obama mit seiner Rede an der Berliner Siegessäule im Juli 2008. Inzwischen studiert die heute 23-Jährige Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität. Für ihr Auslandssemester nimmt sie nun ein ihren Interessen entsprechendes Praktikum auf: In den kommenden sechs Monaten wird Maritza Kompatzki das Wahlkampf-Team der Demokraten im US-amerikanischen Bundesstaat Vermont unterstützen. Campus.leben sprach kurz vor ihrem Abflug mit der Studentin.

Frau Kompatzki, wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für das Wahlkampf-Team der Demokraten zu bewerben?

US-amerikanische Politik interessiert mich schon lange. Als Barack Obama seine Berliner Rede hielt, war ich 15. Damals hat er – auch an meine Generation gewandt – gesagt: „This is our moment, this is our time." Das hat mich sehr berührt.

In der Oberstufe ist dann mein Interesse für US-amerikanische Politik durch meinen Englisch-Leistungskurslehrer neu entflammt worden. Als ich nach dem Abitur, im Sommer 2012, durch Nord-, Mittel- und Südamerika gereist bin, lief gerade der Wahlkampf zu Obamas zweiter Amtszeit, den ich gespannt verfolgt habe.

Was fasziniert Sie so an amerikanischer Politik?

In der deutschen Politik geht es in der Regel pragmatisch zu, es geht um Fakten, um politische Ziele, die sehr kleinteilig sein können. In Amerika geht es nie nur um einzelne politische Fragen oder nur um die Wahl eines Politikers: Es geht immer um das große Ganze – um das ganze Land, um das Image Amerikas in der Welt. Das fasziniert mich.

2013 haben sie angefangen, Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität zu studieren.

Ja – und als dann ein Auslandssemester anstand, habe ich mich daran erinnert, was mich wirklich interessiert. Also habe ich mich in verschiedenen Bundesstaaten bei den Wahlkampf-Teams der Demokraten beworben.

Wie war die Reaktion?

Ich habe mich in etwa zehn Bundesstaaten beworben. Im Grunde habe ich von allen eine Antwort bekommen, manche haben ein Bewerbungsinterview mit mir gemacht, um herauszufinden, ob ich geeignet bin. Ich hatte überlegt, nach Ohio oder Colorado zu gehen, weil das wichtige Staaten im Wahlkampf sind, oder auch nach Texas und Louisiana. Letzten Endes ging es mir darum, in der Nähe von Washington D.C. zu sein, also an der Nord-Ost-Küste.

Und so ist es Vermont geworden – warum?

Weil das Angebot stimmt. Das Wahlkampf-Team hat mir nicht nur ein Praktikum angeboten, sondern im Grunde einen Job. Sie haben mir signalisiert, dass sie mich wollen, weil ich ihnen helfen kann. Sie waren sehr entgegenkommend und haben auch einen Großteil der Kosten für das Visum und meine Unterkunft übernommen. Ich hoffe, dass mir in einem kleinen Staat wie Vermont mehr Verantwortung übertragen wird als in einem großen wie etwa Texas.

Was werden Ihre Aufgaben sein?

Ich soll zum einen die Ehrenamtlichen und Praktikanten im Wahlkampf-Team koordinieren. Da in Vermont im Moment drei Wahlkämpfe stattfinden, wird es auch darum gehen, strategisch zu arbeiten: Es wird ein Senator gewählt, ein Governor und es geht um die Präsidentschaftswahl.

Meine Hauptaufgabe ist opposition research, also das Beobachten der Republikanischen Partei. Es geht darum, Widersprüche in deren Wahlkampf auszumachen, bei denen die Demokraten argumentativ ansetzen können. Kommunikation ganz grundsätzlich wird zu meinen Aufgaben gehören.

Was erhoffen sich amerikanische Wahlkampfhelfer von einer deutschen Studentin?

Sie setzen auf meine Outsider-Perspektive. Ich verfolge diesen Wahlkampf sehr genau und habe auch den letzten verfolgt – aus europäischer Perspektive. Das ist, denke ich, interessant für die Amerikaner. Außerdem habe ich schon etwas Erfahrung in der deutschen Politiklandschaft gesammelt, bei einem längeren Praktikum für eine Bundestagsabgeordnete im vergangenen Jahr. Ich hoffe, dass ich dadurch neue Perspektiven und Ideen einbringen kann.

Wird Ihnen das Praktikum fürs Studium angerechnet?

Ja.

Werden Sie Hillary Clinton treffen?

Das hoffe ich. Vor allem aber werde ich mit Bernie Sanders bestimmt viel Kontakt haben. Er saß ja zunächst als parteiunabhängiger Kandidat für Vermont im Senat und ist für den Präsidentschaftswahlkampf zu den Demokraten übergewechselt. Hillary Clinton kann ich eventuell in New York sehen, dort ist ihr Hauptquartier, das ist nur wenige Autostunden von Vermont entfernt. Wenn sie in New York eine Rede hält, wahrscheinlich im Vorfeld der New Yorker Vorwahlen in zwei Wochen, möchte ich auf jeden Fall hinfahren.

Die Fragen stellte Christine Boldt

Weitere Informationen

Maritza Kompatzki wird während ihres Aufenthalts in Vermont für den „Tagesspiegel“ berichten.