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Vom Osmanischen Reich bis zum heimischen Küchentisch

Der Biologe Hans Walter Lack erforscht die Welt der Pflanzen

18.01.2010

Seit 1975 ist der Botanische Garten mit dem Botanischen Museum Berlin der Arbeitsplatz des in Wien geborenen Biologen, seit rund 20 Jahren ist er Direktor an der Institution

Seit 1975 ist der Botanische Garten mit dem Botanischen Museum Berlin der Arbeitsplatz des in Wien geborenen Biologen, seit rund 20 Jahren ist er Direktor an der Institution
Bildquelle: Sabrina Wendling

Wenn Hans Walter Lack eine Pizza isst, möchte er wissen, woher die Zutaten kommen. Nicht aus welchem Supermarkt oder ob aus fairem Handel: Der Biologie-Professor interessiert sich für die Geschichte von Nutzpflanzen. Der 60-Jährige ist Direktor am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem, die zur Freien Universität gehören.

„Mich fasziniert, wie botanisches Wissen entsteht“, sagt Hans Walter Lack, „wir stehen auf einem Wissensgebirge, das im Laufe von mehreren Jahrhunderten entstanden ist.“ Hinter Cornflakes etwa stünden 8.000 Jahre Selektion: „Am Anfang waren Maiskörner winzig und glashart, Columbus brachte die ersten Maiskolben im Jahre 1493 nach Spanien.“ Und Kaffee komme nicht etwa, wie häufig behauptet, aus Lateinamerika, sondern aus einem Tal in Äthiopien.

Hans Walter Lack forscht sich über den Küchentisch bis in die heimischen Gärten und von dort in weltberühmte Parkanlagen und die globale Botanik. Seit 1975 ist der Botanische Garten mit dem Botanischen Museum Berlin der Arbeitsplatz des in Wien geborenen Biologen, seit rund 20 Jahren ist er Direktor an dieser Institution. Kürzlich wurde Lack mit der Founder’s Medal der Society for the History of Natural History mit Sitz in London geehrt. Die Auszeichnung erhielt er für seine  Beiträge zur Bibliographie und Geschichte der Naturwissenschaften. 2007 hatte der Biologe das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse für sein wissenschaftliches Lebenswerk erhalten.

Um Pflanzen ranken sich Märchen

Pflanzen stehen zwar im Mittelpunkt der Forschung Hans Walter Lacks. Doch um die Geschichte einer Pflanze zu erzählen, schaut er weit über den Tellerrand der Botanik hinaus: „Beim Alpenveilchen dachte man lange Zeit, es käme aus Persien, deshalb konnte man auch hohe Preise dafür verlangen“, sagt Lack, „auf seiner Expedition durch das Osmanische Reich hat ein Wissenschaftler im Jahre 1787 aber herausgefunden, dass die Pflanze aus Zypern kommt.“

Seine Bücher gleichen Kunstwerken: Großformatig, mit festem, verziertem Einband, auf dem dicken Papier Abbildungen von Pflanzen und verschnörkelte Schrifttypen. Hans Walter Lack hat über Alexander von Humboldts Forschungen in Amerika geschrieben, über den Botanischen Garten in Palermo und über die Gärten um das Schloss Schönbrunn in Wien. Sein Werk beläuft sich auf inzwischen über 280 Publikationen.

Sein Herz schlägt für die Botanik

Lacks Lieblingswerk ist ein Band mit dem Titel „The Flora Graeca story“, das er 1999 über die Erforschung der Pflanzenwelt des östlichen Mittelmeergebiets verfasst hat. Für das Buch arbeitete er längere Zeit in Oxford und London, wo der Großteil des Archivmaterials liegt. Hans Walter Lack kennt Griechenland aber nicht nur aus Büchern: „Für mich ist es immer reizvoll zu wissen, wie ein historischer Ort in natura aussieht, ich war unter anderem auf dem Berg Athos, in Rhodos und Delphi.“

Der Biologe schwärmt nicht nur wegen des Inhalts für das Buch. Es hat auch aus persönlichen Gründen eine ganz besondere Bedeutung für ihn: „Die Flora Graeca Story war das erste Buch, das ich nach meiner Herztransplantation verfasst habe, und ich war sehr stolz, dass ich das so kurz nach der Operation fertigstellen konnte.“ Sein Herzenswerk hat er dem unbekannten Organspender gewidmet.