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Ein virtueller Blick in die Tierarzt-Praxis

Das neue E-Learning-Angebot „QuerVet“ bereitet angehende Veterinäre auf die Vielseitigkeit ihres späteren Berufslebens vor

05.09.2017

Beispielhaftes Lernen: Mit dem E-Learning-Angebot QuerVet können sich Studierende der Veterinärmedizin in den Alltag eines Tiermediziners hineinversetzen und ganz unterschiedliche Fälle am Bildschirm bearbeiten.

Beispielhaftes Lernen: Mit dem E-Learning-Angebot QuerVet können sich Studierende der Veterinärmedizin in den Alltag eines Tiermediziners hineinversetzen und ganz unterschiedliche Fälle am Bildschirm bearbeiten.
Bildquelle: Lena Vogt und Alina Küper

Der illegale Welpenhandel boomt: Aus Polen, Bulgarien, Ungarn und der Slowakei werden junge Hunde nach Deutschland gebracht und verkauft. Zum Schleuderpreis: 300 statt 1000 Euro und mehr für einen Rassehund. „Doch das ist nur ein vermeintliches Schnäppchen“, sagt Christa Thöne-Reineke, Professorin für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. „Die Aufzuchtbedingungen in diesen Ländern sind meist katastrophal, und eine tierärztliche Versorgung gibt es nicht.“ Die häufig schwerkranken Welpen müssen deshalb oft schon wenige Tage nach ihrer Ankunft in Deutschland zum Tierarzt, doch nicht alle Tiere werden wieder gesund. Das ist auch für Expertinnen und Experten eine Herausforderung: „Wie würden Sie handeln, wenn in Ihrer Praxis ein solcher Welpe vorgestellt wird? Und wie könnte man gegen illegale Händler vorgehen?“ Die Fragen richten sich an Studierende der Veterinärmedizin und sind Teil des neuen interaktiven Projekts QuerVet, das interdisziplinäre Fragestellungen stärker in die tiermedizinische Ausbildung einbeziehen soll.

Als E-Learning-Projekt wurde QuerVet im vergangenen Jahr vom Fachbereich Veterinärmedizin in Zusammenarbeit mit dem tet.folio-Team der Arbeitsgruppe Didaktik der Physik und dem Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität entwickelt. Vom Fachbereich Veterinärmedizin waren daran maßgeblich die Doktorandinnen Veronica Duckwitz und Lena Vogt beteiligt. Dank der auf der eingebundenen Lernplattform tet.folio bereitgestellten Materialien können die Studierenden lernen, wo und wann sie wollen: Über die Plattform lassen sich interdisziplinäre Fallbeispiele aus dem Arbeitsalltag von Tierärzten abrufen und bearbeiten. In einer thematisch passenden Präsenzveranstaltung werden die Inhalte anschließend gemeinsam besprochen. 

Bei den Studierenden kommt das Angebot gut an: „Die Fälle sind interessant, die Bearbeitung macht Spaß, und man behält sie im Kopf.“

Bei den Studierenden kommt das Angebot gut an: „Die Fälle sind interessant, die Bearbeitung macht Spaß, und man behält sie im Kopf.“
Bildquelle: Lena Vogt und Alina Küper

Ob es sich nun um eine Kolik beim Pferd, eine durch Lebensmittel hervorgerufene Krankheit oder das angeführte Beispiel des illegalen Welpenhandels handelt – die Fälle machen deutlich, wie vielseitig der Beruf des Tiermediziners ist und welche Herausforderungen er im Praxisalltag birgt. Die Studierenden schlüpfen für die Übungen in die Rolle des Tierarztes und bearbeiten einen bestimmten Fall oder untersuchen einen virtuellen Patienten. Ziel ist es, die gestellte Aufgabe oder Fragestellung zu lösen, die aus dem Arbeitsalltag eines Veterinärmediziners stammt. Das interaktive Lehr- und Lernkonzept kommt bei den Studierenden gut an, wie aus den Evaluationsbögen hervorging, die am Ende  des Kurses verteilt wurden: „Ich persönlich lerne hier viel mehr als in einer normalen Vorlesung“, gab etwa ein Student an.

Bisher wurden fünf E-Learning-Fälle in Kooperation mit elf Instituten und Kliniken des Fachbereichs produziert und von Studierenden des 6. und 7. Semesters bearbeitet. Eine Studentin lobte besonders die „Liebe zum Detail“: „Die Fälle sind interessant, die Bearbeitung macht Spaß, und man behält sie im Kopf.“ Ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen gefiel neben der örtlichen und zeitlichen Flexibilität, die das digitale Angebot mit sich bringt, dass sie ihr theoretisches Wissen in praxisnahen Beispielen anwenden konnten.

Jeder Fall bietet verschiedene multimediale Aufbereitungsformen, etwa nachgestellte Gesprächssituationen ...

Jeder Fall bietet verschiedene multimediale Aufbereitungsformen, etwa nachgestellte Gesprächssituationen ...
Bildquelle: Screenshot QuerVet / tet.folio / CeDiS Freie Universität Berlin

... oder auch Animationen, Fotos und interaktive Elemente, etwa einen virtuellen Ultraschall.

... oder auch Animationen, Fotos und interaktive Elemente, etwa einen virtuellen Ultraschall.
Bildquelle: Screenshot QuerVet / tet.folio

Die Fallbeispiele sind auf der Lernplattform tet.folio multimedial aufbereitet worden, mit nachgestellten Gesprächssituationen, Live-Mitschnitten – zum Beispiel aus der Klinik –, Videos aus dem Studio sowie mit Animationen, Fotos, Übungen und interaktiven Elementen, etwa einem virtuellen Ultraschall. Ein ausführliches Glossar stellt weiterführende Informationen bereit, die den Studierenden bei der Bearbeitung des Falles helfen sollen. Die Studierenden bekommen ein Feedback zu ihren Lösungsversuchen und werden bei Fehlern auf die richtige Spur geführt.

Auch der technische Support ist gewährleistet: Bei Fragen oder Problemen hilft das QuerVet-Team in einem Diskussionsforum oder per E-Mail weiter. Am Ende jedes Falles steht für die Studierenden ein kurzer unverbindlicher Abschlusstest. So können sie ihr eigenes neu erworbenes Wissen überprüfen; und die Dozentinnen und Dozenten können feststellen, ob die Studierenden die vorgegebenen Lernziele erreicht haben.

„Das ist eine richtig gute und interessante Umsetzung von E-Learning im Studium“, lautete das Fazit eines Studenten, der mit QuerVet gearbeitet hatte. Und sein Kommilitone fügte hinzu: „Es wäre toll, wenn es in Zukunft mehr solcher Übungen geben würde. Hoffentlich auch schon für uns und nicht erst für zukünftige Semester!“ Ein Wunsch, der schon bald in Erfüllung gehen wird, denn weitere Fallbeispiele sind in Planung, in enger Abstimmung mit den Expertinnen und Experten der verschiedenen Fachrichtungen und dem jeweiligen Studienangebot eines Semesters.