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„Eine Universität ohne Lehrkräftebildung wäre für mich keine richtige Universität“

Voller Hörsaal beim Tag der Lehrkräftebildung zum Start der Dahlem School of Education und des Projekts „K2teach“

03.08.2016

Neues Dach für die Lehrkräftebildung an der Freien Universität Berlin: An der Dahlem School of Education sollen angehende Lehrerinnen und Lehrer in allen Fähigkeiten ausgebildet werden, die im Klassenraum gefragt sind.

Neues Dach für die Lehrkräftebildung an der Freien Universität Berlin: An der Dahlem School of Education sollen angehende Lehrerinnen und Lehrer in allen Fähigkeiten ausgebildet werden, die im Klassenraum gefragt sind.
Bildquelle: Fotolia

Großes Interesse am Tag der Lehrkräftebildung und zur Eröffnung der Dahlem School of Education.

Großes Interesse am Tag der Lehrkräftebildung und zur Eröffnung der Dahlem School of Education.
Bildquelle: Jonas Huggins

Unter dem Dach der Dahlem School of Education wird künftig die Lehrerbildung an der Freien Universität koordiniert. In dem neuen Zentralinstitut, in dem das ehemalige Zentrum für Lehrerbildung aufgegangen ist, sollen die angehenden Lehrerinnen und Lehrer in allen Fähigkeiten ausgebildet werden, die im Klassenraum gefragt sind. Zur feierlichen Eröffnung waren mehr als 200 Interessierte, vor allem auch viele Studierende, gekommen. Universitätspräsident Professor Peter-André Alt betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Lehrerbildung: „Eine Universität ohne Lehrkräftebildung wäre für mich keine richtige Universität.“

Alt erzählte, dass er selbst in der Lehrkräftebildung aktiv gewesen sei, als er noch in Bochum gelehrt habe. Es sei eine schöne Aufgabe gewesen, sagte der Präsident. „Im Herzen ist mir das immer noch wichtig.“ Manches hat sich in der Ausbildung seitdem geändert: Staatsexamina gibt es nicht mehr, sondern Bachelor- und Masterabschlüsse. Und praxis- und forschungsorientiert soll das Studium sein, ganz gleich, welche Fächer später unterrichtet werden. Wieviel Praxis ein Lehramtsstudium braucht, und wie diese Praxis gestaltet werden kann, waren deshalb zwei wichtige Fragen, die beim Tag der Lehrkräftebildung diskutiert wurden.

An die Lernvoraussetzungen der Schüler anknüpfen

Das große Projekt des neuen Zentralinstituts heißt „K2teach“ („Know how to teach“). Es wird im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern gefördert und zielt auf Kompetenzen, die gute Lehrer brauchen. Diese müssen zunächst erkennen, über welche Lernvoraussetzungen ihre Schüler verfügen. Erst auf dieser Grundlage können sie Unterrichtsangebote gestalten, die an die vorgefundenen Voraussetzungen anknüpfen. „K2teach“ entwickelt hierfür wissenschaftlich fundiert Lerngelegenheiten. Außerdem sollen Videoausschnitte aus dem Unterricht sowie von Interviews mit Schülern und Lehrern helfen, Situationen professionell wahrzunehmen und Handlungsstrategien zu erlernen – die wiederum gleich in die Praxis umgesetzt werden sollen: In Unterrichtsstunden vor kleinen Schülergruppen, die an die Universität kommen, können die Studierenden ihr theoretisches Wissen praktisch einüben.

Praxissemester im Masterstudium wird vom kommenden Wintersemester an Pflicht

Der Vorbereitungsdienst – bekannt als Referendariat – am Ende des Studiums dürfe nicht die erste große „Konfrontation mit der Schulpraxis“ sein, sagte Anja Herpell, die in der Berliner Senatsverwaltung für Grundsatzangelegenheiten der zweiten Phase der Lehrerbildung zuständig ist. Neben Praktika zu Beginn des Studiums ist daher vom Wintersemester 2016/2017 an ein ganzes Praxissemester während des Masterstudiums Pflicht für alle Lehramtsstudierenden. In dessen Verlauf gestalten die Studierenden eigene Unterrichtsstunden und nehmen wie Lehrkräfte auch Aufgaben neben dem Unterricht wahr, zum Beispiel Konferenzen oder Elternabende. Begleitet werden sie dabei von ihren Dozenten an der Hochschule und durch eine Lehrerin oder einen Lehrer der Praktikumsschule. Diese wiederum belegen vorab an der Dahlem School of Education eine Mentoring-Qualifizierung, um sich auf die Begleitung der Studierenden vorzubereiten.

Studierende kommen mit Forschungsfrage an die Schulen

Das Besondere des Praxissemesters ist, dass Studierende mit einer Forschungsfrage an die Schule kommen. Inhaltlich bietet dies vielfältige Möglichkeiten: Die Forschungsfrage kann etwa Aspekte der Unterrichtsqualität und des Lehrerhandelns betreffen (zum Beispiel Mediennutzung, Methodenvielfalt, Gender-Aspekte, Fachsprache, Motivationsförderung, Binnendifferenzierung etc.) oder sich mit den Kompetenzen einzelner Schülerinnen und Schüler beschäftigen (zum Beispiel fachliche oder sprachliche Kompetenz). So sammeln die Studierenden nicht nur Erfahrung im Unterrichtsalltag, sondern setzen sich systematisch mit verschiedenen Aspekten von Schule und Unterricht auseinander. Und auch die Schulen profitieren, weil die Lehrerinnen und Lehrer durch den Kontakt zur universitären Forschung Erkenntnisse über ihre eigene Institution sammeln.

In ihrem Festvortrag gratulierte Cornelia Gräsel zur Entstehung der Dahlem School of Education und berichtete von den Erfahrungen an der Wuppertaler School of Education. Die Professorin gab den Studierenden einen Tipp: Das Praxissemester sei eine gute Gelegenheit, um zu überprüfen, wie gut der Lehrerberuf zu einem passt.