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Trendscouts im Uni-Milieu

Studentinnen bringen mit der Lesungsreihe „U30“ wieder Nachwuchsautoren auf die Bühne: 30. November, 19.30 Uhr

27.11.2013

Elisabeth Botros und Jennifer Bode (v.l.) verhelfen jungen Autoren und guten Texten zu einem größeren Publikum.

Elisabeth Botros und Jennifer Bode (v.l.) verhelfen jungen Autoren und guten Texten zu einem größeren Publikum.
Bildquelle: Johannes Schmitz

„Neue Literatur für Berlin“: Schon das Motto der Lesungsreihe U30 zeigt den literarischen Innovationsgeist der Veranstalterinnen. Mit Büchern und Texten kennen sich die beiden Studentinnen Elisabeth Botros und Jennifer Bode aus: Sie belegen den Masterstudiengang Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) an der Freien Universität. Nebenbei betätigen sie sich als Trendscouts in Sachen Literatur. Am 30. November findet die dritte Lesung dieses Jahres statt.

Wer sich in Berlin für Literatur interessiert, hat die Qual der Wahl: Autorenlesungen, szenische Lesungen, Poetry Slams, Werkstattgespräche... Im Laufe des Jahres hat eine weitere Reihe von sich reden gemacht: Organisiert wurde sie zunächst von Jennifer Bode, nach der ersten Lesung stieß Elisabeth Botros hinzu. „Wir sind anders als die Poetry-Slam-Szene“, positionieren sich die beiden. Natürlich werde auf ihren U30-Lesungen auch gelacht, „aber wenn das Publikum zehn Minuten am Stück aufmerksam zuhört, ist das auch mal schön“, sagt Elisabeth Botros. Die Idee zu U30 hatte Jennifer Bode im Oktober 2012 – im ersten Semester des AVL-Masterstudiengangs. Schließlich schreiben viele ihrer Kommilitonen, sagt sie.

So kam es, dass Botros und Bode bei der ersten Lesung in der Kneipe „Ida Nowhere“ in Neukölln neben Kommilitonen noch selbst Texte vorlasen. Mittlerweile überlassen sie das Mikrofon anderen: Möglichst viele neue Autoren vorzustellen, ist das Ziel. Über Freunde, Bekannte und ihre Facebook-Seite rufen die Studentinnen zu Einsendungen auf, aus denen sie auswählen: „Lyrik gibt es bei uns nicht, aber grundsätzlich streben wir eine bunte Mischung an“, sagt Jennifer, „manche Autoren haben schon einmal in einer Literaturzeitschrift publiziert oder auf einer Veranstaltung gelesen, andere sind Neuentdeckungen.“

Studium und Autorendasein vereinbaren

Gleich drei Studierende der Freien Universität saßen im Juli in der Kneipe „Laika“ auf der Bühne: Darunter auch AVL-Studentin Anna-Theresia Bohn, die bereits seit 2007 bei verschiedenen kleineren Lesungen mitgewirkt hat, wie sie sagt. „Bei mir gab damals eine Einladung zum ‚Treffen junger Autoren‘ den Anstoß“, sagt sie. Das Schreiben habe sie überhaupt erst von Mainz nach Berlin an die Freie Universität geführt. Bei U30 stellte sie einen Text vor, der im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entstanden war: „Auch wegen meiner rumänischen Wurzeln habe ich mich mit Autorengruppen auseinandergesetzt, die versuchten, mit ihren Texten nicht der Zensur zum Opfer zu fallen.“

Die ersten beiden Lesungen und die eindrucksvolle Auswahl junger Autoren fanden auch in den Medien Resonanz. Den Organisatorinnen kommen etwa Elisabeth Botros‘ Kontakte zum Literaturinstitut in Hildesheim zugute, wo sie vor ihrem Wechsel nach Berlin studierte. Die Einrichtung gilt als Kaderschmiede für Nachwuchsautoren. „Kritiker beklagen oft, dass dort ein Einheitsbrei an junger Literatur entsteht. Das sehe ich nicht so. Die Autoren sind geschult, sich mit dem Schreiben auseinanderzusetzen und sich beispielsweise gegenseitig zu redigieren“, sagt sie.

Autoren auf dem Weg zur Bühne begleiten

Botros und Bode möchten mithelfen, Texte vom heimischen Schreibtisch auf die Bühne zu begleiten. Sie kümmern sich individuell um ihre Autoren: „Selbst bei Texten, die sich eigentlich zum Vorlesen eignen, raten wir manchmal zu Kürzungen“, sagt Jennifer Bode. Den ein oder anderen Gast beraten sie auch bei der Textauswahl, und bei Bekannten leisten sie teils noch Überzeugungsarbeit für den Schritt in die Öffentlichkeit, erzählen sie. Diesen Schritt wagen bei der nächsten U30-Lesung am 30. November, die erneut im „Laika“ stattfindet, fünf junge Autorinnen und Autoren: Vortragen werden Jessica Guaia, Alina Herbing, Bastian Klee, Valentin Moritz Tritschler und Christopher Weber.

Für die beiden Organisatorinnen bietet die Reihe auch die Möglichkeit, zu experimentieren: Mit dem Format selbst etwa, das kurze Interviewrunden mit den Autoren beinhaltet. Künftig wollen die beiden auch über Sponsoren nachdenken, um etwa Postkarten und Werbeflyer zu drucken. Ihre Unkosten decken sie derzeit durch Spenden. „Wir würden die Lesungen gerne auch in größerem Rahmen ausschreiben “, sagt Elisabeth Botros. Bislang könnten sie Anfahrten aus anderen Städten aber nicht finanzieren. Auch in beruflicher Hinsicht könnte U30 ein Sprungbrett sein. Ob sie sich auch vorstellen könnten, die Lesungen zu einer Anthologie zu verarbeiten? Beide lachen. „Ertappt.“

Weitere Informationen

Zeit und Ort

  • Samstag, 30. November 2013, 19.30 Uhr - „Laika“
  • Emser Straße 131, 12051 Berlin
  • Eintritt frei. Es besteht die Möglichkeit, zu spenden.