Springe direkt zu Inhalt

Wissenschaft mit Methode: 7. Berliner Methodentreffen

Konferenz zur Qualitativen Forschung an der Freien Universität

28.07.2011

Das 7. Berliner Methodentreffen stieß auf großes Interesse.

Das 7. Berliner Methodentreffen stieß auf großes Interesse.
Bildquelle: Center für Digitale Systeme (CeDiS)

„Meet the Editor“ hieß eine Veranstaltung, bei der die Teilnehmer die Herausgebenden einschlägiger Zeitschriften treffen konnten.

„Meet the Editor“ hieß eine Veranstaltung, bei der die Teilnehmer die Herausgebenden einschlägiger Zeitschriften treffen konnten.
Bildquelle: Center für Digitale Systeme (CeDiS)

Das Interesse war groß: 400 Plätze standen zur Verfügung, für die es schon nach fünf Stunden mehr als 600 Anmeldungen gab. Insgesamt wollten weit mehr als doppelt so viele Interessenten teilnehmen wie Plätze vorgesehen waren. Der große Zuspruch galt allerdings keinem Popkonzert – sondern dem „Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung“, das auch in diesem Jahr am 15. und 16. Juli 2011 wieder an der Freien Universität Berlin ausgerichtet wurde.

Qualitative Forschungsmethoden werden in den unterschiedlichsten, vor allem aber in sozial- und geisteswissenschaftlichen Forschungsfeldern genutzt. Daten mithilfe qualitativer Verfahren zu erheben und auszuwerten, ist immer dann sinnvoll, wenn Alltagskonzepte, -interaktionen oder -kulturen eng an der jeweiligen Lebenspraxis untersucht werden sollen. Neben traditionellen Interviews werden immer mehr auch Bild- und Videomaterial oder Artefakte herangezogen und verschiedene Methoden kombiniert. Qualitative Forschung heute zeichnet sich durch Vielfalt aus – Vielfalt, die sich im Programm der Veranstaltung widerspiegelt.

Fachmesse, Postersession und „Meet the Editor“

In Zentrum des Methodentreffens standen auch in diesem Jahr 34 Forschungswerkstätten und Workshops, in denen ausgewiesene Expertinnen und Experten gemeinsam mit den Teilnehmern in Kleingruppen an empirischem Material arbeiteten. An konkreten Forschungsfragen werden die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der jeweils eingesetzten Methodik diskutiert. Auf diese Weise werden Fragen der Forschungsplanung, der Erhebung und der Auswertung anschaulich gemacht und die Forschenden erhalten Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Studien. Über beide Tage bot die Fachmesse, eine Postersession und das „Meet the Editor“ – eine Veranstaltung, bei der die Teilnehmer die Herausgebenden von Zeitschriften treffen konnten – eine Möglichkeit für Gespräche und Kooperationskontakte. Die Mittagsvorlesung, mit der das Methodentreffen traditionell eröffnet wird, beschäftigte sich in diesem Jahr mit der „Performativität der qualitativen Sozialforschung“. Ein Symposium, ebenfalls als Plenarveranstaltung ausgerichtet, widmete sich unter dem Titel „All is data“ der Frage nach dem Datenbezug qualitativer Forschung. Adele E. Clarke (University of California), eine zentrale Protagonistin der internationalen qualitativen Sozialforschung, sprach zum Thema „Qualitative Research and Postmodernism“ im Rahmen der Closing Lecture, mit der das Berliner Methodentreffen ausklang.

Empfehlung des Wissenschaftsrates: bessere Methodenausbildung für junge Wissenschaftler

Die Teilnehmer des diesjährigen Methodentreffens kamen aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, aus der Geografie, der Medizin und vereinzelt auch aus den Naturwissenschaften. Insgesamt waren mehr als 30 Disziplinen vertreten. Das große Interesse an dem Berliner Methodentreffen ist zugleich Ausdruck der gewachsenen Bedeutung dieser Methodengruppe, die auch in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates vom Januar 2011 und in einer aktuellen Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom Mai 2011 ihren Ausdruck findet. Die Ausschreibung richtet sich ausdrücklich an Studierende und Wissenschaftler aus „geistes- und qualitativ arbeitenden sozialwissenschaftlichen Fächer“ und mahnt eine bessere Infrastruktur- und Forschungsförderung qualitativer Forschung an. Aus den Berliner Methodentreffen der Jahre 2006 und 2007 war bereits ein „Memorandum für eine fundierte Methodenausbildung in den Human- und Sozialwissenschaften" hervorgegangen, das inzwischen von zahlreichen Vertretern von Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet worden ist. Das Memorandum belegt, dass auch das universitäre Lehr- und Lernangebot im Hinblick auf die qualitative Methodenlehre dringend ausgebaut werden muss.

Berliner Methodentreffen findet seit 2005 jährlich statt

Mit dem Berliner Methodentreffen, der „NetzWerkstatt Qualitativen Arbeitens als Online-Begleitung für Qualifizierungsarbeiten“, der deutschsprachigen Mailingliste für Qualitative Sozialforschung und mit der Open-Access-Zeitschrift „Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research“ (FQS) – die mit 15.000 registrierten Lesern die international größte Zeitschrift in diesem Feld ist – ist es gelungen, an der Freien Universität wichtige Angebote für qualitative Forschung zu etablieren.

Das Berliner Methodentreffen findet seit 2005 jährlich statt und dient als zentraler Informations- und Vernetzungsort der deutschsprachigen qualitativen Forschung. Es wird vom Institut für Qualitative Forschung in der Internationalen Akademie (INA gGmbH) an der Freien Universität gemeinsam mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität, der Zeitschrift FQS und dem Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität ausgerichtet. Seit ihrem Beginn wird die Veranstaltung vom GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt. Das achte Berliner Methodentreffen findet im kommenden Sommer statt; über genauere Termine und das Programm wird rechtzeitig über eine eigens eingerichtete Mailingliste informiert.

Videoaufzeichnungen der Plenarveranstaltungen stehen demnächst auf www.berliner-methodentreffen.de zur Verfügung.

Weitere Informationen

  • Dr. Katja Mruck, Institut für Qualitative Forschung in der INA gGmbH sowie Center für Digitale Systeme (CeDiS) an der Freien Universität Berlin, Tel: 030 / 838-52779, E-Mail: katja.mruck@fu-berlin.de
  • Prof. Dr. Günter Mey, Institut für Qualitative Forschung in der INA gGmbH sowie Hochschule Magdeburg-Stendal, E-Mail: mey@qualitative-forschung.de