Vielfältige Perspektiven auf das Altern
Jahreskonferenz der Focus Area DynAge mit aktuellen Projekten und Posterausstellung
04.01.2017
Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus so unterschiedlichen Bereichen wie Mathematik und Psychologie oder Philosophie und Medizin gemeinsam zu einem Thema forschen, dann ist der Austausch besonders wichtig. Deshalb fand Ende des Jahres 2016 bereits zum vierten Mal die Jahreskonferenz der Focus Area DynAge („Disease in Human Aging – Dynamics at the Level of Molecules, Individuals, and Society“ – „Alterns-assoziierte Erkrankungsprozesse beim Menschen: Dynamiken auf der Ebene von Molekülen, Individuen und Gesellschaft“) statt.
„Ein Ziel der jährlich stattfindenden Workshops ist es, dass die Leute sich kennenlernen, vernetzen, sehen wie der Stand der Projektarbeit ist und sich Feedback holen können“, sagt Nina Knoll, Professorin für Gesundheitspsychologie am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität und Sprecherin der Focus Area, einem interdisziplinären und institutionenübergreifenden Forschungsverbund. Der Konferenztag startete mit einem neuen Format: Postdoktoranden, die im Rahmen der Focus Area DynAge forschen, stellten in fünf bis zehn Minuten ihr Projekt und ihre Ziele vor. Anschließend gab es eine „Meet the postdoc“-Session. Hier konnten sich die Konferenzteilnehmer direkt mit den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterhalten, Fragen zu deren Forschung stellen und auch Feedback geben. „In den Round-Table-Gesprächen konnten die PostDocs zudem potentielle Kooperationspartner aus unterschiedlichen Feldern finden“, sagt Nina Knoll. „Das hat gut funktioniert. Wir haben viele positive Rückmeldungen sowohl von den PostDocs als auch von den anderen Teilnehmern erhalten.“
Ein bunter Strauß an Forschungsdisziplinen
Das Besondere an der Jahreskonferenz sei es, die weite Spanne an Fächern und Disziplinen sehen zu können, die in DynAge zusammenarbeiten, sagt Nina Knoll. So folgten auf den ersten naturwissenschaftlichen Vortrag von Pooja Gupta vom Institut für Mathematik die Beiträge der Psychologin Antje Rauers und des Philosophen Flavio D’Abramo vom Arbeitsbereich Gesundheitspsychologie. Daran haben sich die Wirtschaftswissenschaftler Daniel Fürstenau und Professor Lauri Wessel angeschlossen. „Da wurde der Mix, der DynAge ausmacht, sehr gut sichtbar“, sagt Knoll. „Der Konferenzvormittag war sehr interaktiv und hat diesen Workshop für mich zu dem schönsten bisher gemacht. Offene Formate wie diese werden wir wieder machen.“
Den Nachmittag eröffnete Ursula Müller-Werdan, Professorin für Innere Medizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Ärztliche Leitung und Medizinische Geschäftsführung des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin gGmbH. Ihr Vortrag beschäftigte sich mit der Rolle von Entzündungsprozessen bei Organalterung. In der Wissenschaft sei man sich immer noch nicht einig darüber, warum wir altern und was den Alterungsprozess antreibt, erklärte die Medizinerin. Eine Theorie dazu stelle Entzündungsprozesse in den Vordergrund, die im Laufe des Lebens überall im Körper kumulierten Schaden in den Zellen anrichten. Ursula Müller-Werdan berichtete zu diesem Thema von ihrer eigenen Forschung im Bereich der Alterungsprozesse am Herzen.
Neue Blickwinkel
Im Anschluss stellten sechs neue DynAge-Projektgruppen, die erst im Januar 2016 mit ihrer Arbeit angefangen haben, ihre Forschungen vor. Hierfür hatten sie jeweils zehn Minuten Zeit, gefolgt von einer fünfminütigen Diskussionsrunde mit dem Publikum. Obwohl die Zuhörer aus den verschiedensten Disziplinen kamen, habe das gut funktioniert, sagt Nina Knoll. „Es sind tatsächlich rege Diskussionen entstanden. Und das Spannende war, dass auch völlig andere Gesichtspunkte aufgegriffen wurden, an die die Vortragenden möglicherweise noch gar nicht gedacht hatten.“
Die Focus Area „DynAge“ bietet auch im Rahmen der forschungsorientierten Lehre an der Freien Universität Berlin Veranstaltungen für Studierende an, die in den Forschungsprozess eingebunden werden. „Wir haben ein forschungsorientiertes Lehrformat in DynAge: unsere Forschungswerkstatt“, erklärt Nina Knoll. So haben Masterstudierende, die in DynAge-Projekten mitarbeiten, in dieser Forschungswerkstatt eine Teilfragestellung ihrer Arbeit auf einem Poster zusammengefasst. Außerdem haben Doktoranden und Postdoktoranden Poster beigesteuert, sodass in einer Posterausstellung ein Überblick unterschiedlicher Generationen von DynAge-assoziierten Nachwuchswissenschaftlern entstanden sei.
Einen besonderen Dank richtet Nina Knoll an die Projektkoordinatorin und den Administrator der Focus Area DynAge, Linda Baldensperger und Sascha Amann: „Es ist nicht leicht, so viele Menschen und Fachbereiche unter einen Hut zu kriegen. Dank der beiden Kollegen und deren guter Organisation klappt die Jahreskonferenz immer hervorragend.“
Weitere Informationen
Bei der Focus Area DynAge handelt es sich um eine Kooperation der Freien Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Seit 2015 sind das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE Potsdam-Rehbrücke) sowie das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und seit 2016 das Robert Koch-Institut weitere Partner. DynAge ist die jüngste der derzeit fünf Focus Areas an der Freien Universität und Teil ihrer institutionellen Forschungsstrategie, welche von der Exzellenzinitiative gefördert wird. Der Startschuss für DynAge war im Januar 2013.
Das Hauptziel der Focus Area liegt in der Initiierung und Unterstützung interdisziplinärer Forschungsarbeit auf dem Gebiet alternsassoziierter Erkrankungsprozesse beim Menschen. Mithilfe von Anschubfinanzierungen fördert DynAge interdisziplinäre Forschungsvorhaben, die verschiedene Perspektiven (molekular, individuell und gesellschaftlich) auf Erkrankungsprozesse über die Lebenspanne zusammenbringen.