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Brasilien heute und in Zukunft

Öffentliches Symposium am Lateinamerika-Institut der Freien Universität

29.01.2015

Dr. Lucio Rennó ist derzeit Sérgio-Buarque-de-Holanda-Gastprofessor am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin.

Dr. Lucio Rennó ist derzeit Sérgio-Buarque-de-Holanda-Gastprofessor am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Privat

Wie steht es um Brasilien zu Beginn der zweiten Amtszeit von Präsidentin Dilma Rousseff? Wie ist die politisch-wirtschaftliche Situation des südamerikanischen Landes, wie die gesellschaftliche? Diesen und weiteren Fragen widmet sich ein Symposium am Lateinamerika-Institut (LAI) der Freien Universität, zu dem am 30. Januar Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland zusammenkommen. Campus.Leben sprach mit Lucio Rennó, promovierter Politikwissenschaftler und derzeit Sérgio-Buarque-de-Holanda-Gastprofessor am LAI. Der Brasilianer hat den Workshop mitinitiiert und -organisiert.

Herr Professor Rennó, vor welchen Herausforderungen stehen Brasilien und die brasilianische Regierung in der zweiten Amtszeit von Präsidentin Dilma Rousseff?

Vor drei großen Herausforderungen: Die wirtschaftliche Krise des Landes ist die erste. Die Ernennung des orthodoxen, an der Universität von Chicago ausgebildeten Ökonomen Joaquim Levy zum Finanzminister weist auf eine harte Fiskalpolitik in der Zukunft und signifikante Einschnitte in den staatlichen Investitionen hin, um Defizite und die Inflation einzuschränken.

Die zweite Herausforderung dürfte die Polarisierung innerhalb des Kongresses und ein Erstarken der Opposition sein. Dilma Rousseff hatte bereits während ihrer ersten Amtszeit große Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit dem Kongress. Außerdem wird sie sich vermutlich auch mit Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Koalition konfrontiert sehen.

Und schließlich wird die dritte Herausforderung der große Korruptionsskandal um den Energiekonzern Petrobás sein. Die Verwicklung einiger Politiker in diesen Fall wird sicherlich weiterhin die Aufmerksamkeit des Kongresses auf sich ziehen, was wiederum die Beziehungen zwischen Exekutive und Legislative verkomplizieren und die Funktionsfähigkeit des Kongresses einschränken wird.

Warum befasst sich ein Workshop am LAI mit Brasilien? WelcheThemen sind besonders wichtig und warum?

Einerseits ist Brasilien eine bedeutende regionale Macht und ein Land, das in den vergangenen Jahren beeindruckende soziale und wirtschaftliche Veränderungen durchlebt hat. Andererseits ist die aktuelle Situation in Brasilien nicht nur positiv zu sehen, und die Begeisterung innerhalb des Landes über die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen hat mittlerweile nachgelassen. Das Land befindet sich gerade an einem Scheideweg, an dem es die Errungenschaften der vergangenen Jahre mit den aktuellen Herausforderungen abzuwägen gilt. An diesem Punkt versucht der Workshop anzusetzen. Neben den politischen Aspekten werden wir uns mit den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen befassen, die das Land in den vergangenen Jahren unter der Regierung der Arbeiterpartei erlebt hat; ebenso thematisiert wird die Frage, wie der Staat und die Gesellschaft sich entwickelt haben und welche Perspektiven sich hier für die Zukunft bieten.

Was erwarten Sie von der Veranstaltung?

Ich hoffe, dass der Workshop zu einer reichen und vielfältigen Diskussion über die aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Brasilien führen wird. Es werden verschiedene Themen auf der Grundlage detaillierter Datenanalysen besprochen und darauf aufbauend mögliche Zukunftsszenarien entworfen werden. Diese Ergebnisse würden wir gerne publizieren, um die Diskussion in Zukunft fortsetzen zu können.

Die Fragen stellte Lena Pflüger

Weitere Informationen

Zeit, Ort und Programm

  • Freitag, 30. Januar 2015, 9.30 bis 19.00 Uhr
  • Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin, Raum 201, Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin. U-Bahnhof Breitenbachplatz (U3)
  • Programm

Weitere Informationen

Dr. Nina Elsemann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-53649, E-Mail: nina.elsemann@fu-berlin.de