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Ministerin testet selbststeuerndes Fahrzeug

Annette Schavan machte eine Probefahrt im fahrerlosen Auto der Freien Universität

23.08.2012

Bildungsministerin Schavan dreht eine Proberunde im selbststeuernden Auto.

Bildungsministerin Schavan dreht eine Proberunde im selbststeuernden Auto.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

„Wir wollen alten und behinderten Menschen die Möglichkeit geben, eigenständig mobil zu sein – dazu brauchen wir innovative Produkte und Dienstleistungen", sagte Ministerin Schavan vor den Journalisten.

„Wir wollen alten und behinderten Menschen die Möglichkeit geben, eigenständig mobil zu sein – dazu brauchen wir innovative Produkte und Dienstleistungen", sagte Ministerin Schavan vor den Journalisten.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Der umgebaute autonome VW-Passat „MadeInGermany“ hat seit 2010 eine Straßenzulassung in Berlin, nun erobert er auch die Politik. Bundesbildungsministerin Annette Schavan testete auf dem ADAC-Verkehrsübungsplatz in Berlin-Tegel das selbststeuernde Auto, das im Projekt „AutoNOMOS“ von einer Forschergruppe der Freien Universität entwickelt wurde. Gemeinsam mit der Technischen Universität München wurde außerdem das Projekt „PASSAge“ vorgestellt, ein Zukunftskonzept zur barrierefreien Mobilität.

Die Sonne scheint, die Ministerin ist gut gelaunt. Ihre Sandaletten mit Absatz verraten, dass sie heute nicht hinter dem Steuer sitzen wird. Gemeinsam mit Professor Raúl Rojas vom Institut für Informatik an der Freien Universität stellt sie das selbststeuernde Auto „MadeInGermany“ vor. Dabei kämpft die Bundesbildungsministerin gegen den Fluglärm der emporsteigenden Flugzeuge an, die den Flughafen Tegel verlassen. Zwei Testrunden wird sie mit dem fahrerlosen PKW fahren. Als Passagierin, versteht sich.

Autonom gebremst

Auf dem Übungsplatz ruft sie das Auto- via iPad. Rojas vergleicht es mit einem Taxi. Mit dem Unterschied, dass ein normales Taxi nicht so teuer ist. Wie teuer das Auto sei, in dem die Ministerin gleich sitzen wird, möchte er nicht verraten. Dass es genauso wertvoll sei wie ein großer Fuhrpark an normalen Fahrzeugen, deutet er an.

Der Informatiker erklärt, dass das Auto unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen fahre. Als er das sagt, schaut die Ministerin skeptisch. Ob sie wohl Angst hat? Ihre Skepsis ist unbegründet, denn am Steuer sitzt als Sicherheitsfahrer Tinosch Ganjineh, Leiter des Projekts der Freien Universität, der jederzeit eingreifen könnte. Sein Beifahrer und Kollege Miao Wang heftet seinen Blick auf den Laptop, der auf seinem Schoß ruht. Auf dem Bildschirm flackern Linien, Statistiken und Befehle, jede kleinste Abweichung würde ihm sofort auffallen – doch es gibt keine. Als ein – ebenfalls von Rojas‘ Team entwickelter – autonomer Rollstuhl über die Straße fährt, hält das Auto automatisch an. Ganjineh hält demonstrativ die Hände nach oben.

Für den Testbetrieb in Berlin bekam das Auto eine Straßenzulassung. „Doch es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis autonome Autos auch im alltäglichen Straßenverkehr eingesetzt werden“, sagt Rojas. Ob Ministerin Schavan wohl noch eine Fahrt im Regierungsviertel unternehmen wird, wie sie es sich wünschte?

Das Auto wurde von Forschern der Freien Universität im Projekt „AutoNOMOS – Autonomie- und Fahrerassistenzsysteme für PKW und LKW“ entwickelt. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesforschungsministerium mit 2,2 Mio. Euro. Die Sensoren nehmen auch Fahrbahnmarkierungen wahr. So bleibt das Fahrzeug in der Spur und hat vielen Berliner Autofahrern damit einiges voraus. Die Kameras erkennen rote Ampeln, Passanten, Fahrzeuge und andere Gegenstände, ebenso Hunde und Katzen. Das Auto bremst also auch für Tiere.