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Schneller zum Spiel

Ausgründung der Freien Universität gewinnt in der ersten Stufe des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg

22.02.2012

Das Team "Uplivion" (v.l.n.r.): Sönke Greve, Richard Brown, Esther Tonks, Christoph Thöns und Florian Methner.

Das Team "Uplivion" (v.l.n.r.): Sönke Greve, Richard Brown, Esther Tonks, Christoph Thöns und Florian Methner.
Bildquelle: Andreas Meichsner / profund

Großer Rummel im Hans-Otto-Theater in Potsdam: Vor 600 Gästen präsentierte Florian Methner das junge Unternehmen „Uplivion“, eine Ausgründung der Freien Universität Berlin. Mit vier Teamkollegen nahm er die Auszeichnung für den ersten Platz in der Kategorie „Technology“ des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg entgegen. Uplivion will mit einer neuen Streaming- und Kompressionstechnologie dafür sorgen, dass künftig auch grafisch anspruchsvolle Computerspiele im Internetbrowser laufen und die DVD als Auslieferungsmedium abgelöst wird.

Florian Methner schüttelt an diesem Abend viele Hände, lächelt in Kameras und kommt mit Vertretern von Banken und anderen Finanzpartnern ins Gespräch. „Das ist gut“, sagt Methner, Geschäftsführer und damit das Gesicht von Uplivion. „Jetzt weiß die Szene, dass es uns gibt, daraus kann sich etwas entwickeln.“ Interesse und Aufmerksamkeit ist für die Gründer deshalb so wichtig, weil ihre Erfindung diejenigen, die nicht mit Computerspielen groß geworden sind, sonst vielleicht erst auf den zweiten Blick beeindrucken würde. Computerspielnutzer dagegen dürften sich über den Einstieg in die sogenannten High-End-Spiele mithilfe der Uplivion-Technologie freuen: Dieser werde dadurch ebenso einfach wie das Ansehen eines Videos auf YouTube, sagt Methner.

Gründer und Forscher arbeiten zusammen

Technischer Leiter und Ideengeber von Uplivion ist der Informatiker Christoph Thöns. Nach seinem Masterstudium an der Freien Universität war er als Entwickler bei Jagex Ltd. tätig, einem Hersteller von Browser-Spielen in Cambridge. Die Gründungsidee brachte er mit nach Berlin – im Gepäck außerdem: zwei erfahrene Programmierer. Was sich im Internetzeitalter einfach anhört, erfordert hohen Entwicklungsaufwand: Um die riesigen Datenmengen realitätsnaher Spiele über eine gängige Internetverbindung zu übertragen, müssen ganz neue Algorithmen entwickelt werden. Deshalb wandte sich Thöns an Professor Konrad Polthier und seine Arbeitsgruppe Algorithmische Geometrieverarbeitung an der Freien Universität. Inzwischen arbeitet Thöns eng mit den Wisenschaftlern zusammen. Seit März 2011 wird das Projekt auch durch ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gefördert und von profund, der Gründungsförderung der Freien Universität, unterstützt.

Wege sparen

Zielkunden sind Hersteller grafisch aufwendiger Computerspiele. Für sie sei die Innovation insofern attraktiv, dass sie Spiele direkt über den Browser vertreiben und damit höhere Margen und Umsätze erzielen können, sagen die Gründer. Den Nutzern bleibe der Weg zum Elektronikmarkt erspart, auch das Warten auf den Download und die Installation auf dem heimischen PC seien nicht mehr nötig. Stattdessen könnten auch die technisch weniger Versierten einfach losspielen. Auch Spielehersteller arbeiten bereits an eigenen Lösungen. „Unser System kann aber präziser als konkurrierende Systeme erkennen, welche Daten beim Spielen benötigt werden“, erklärt Methner. „So werden die Betriebskosten gesenkt und die Anforderungen an die Internetverbindung des Spielers erheblich reduziert.“ Dafür soll künftig unter anderem die neue Kompressionstechnologie sorgen, die – vergleichbar mit dem MP3-Format – Daten für die dreidimensionale Darstellung effizient kodiert. „Dabei stehen wir aber erst am Anfang“, sagt Methner.

Von der Idee zum Markt

Fertiggestellt sei hingegen eine Testversion der neuen Streaming-Technologie, die die Übertragung der Daten beschleunigt. „Wir schreiben gerade die Bedienungsanleitung, die in Kürze auf den Markt kommt“, sagt Methner. Uplivion stellt diese Software als Werkzeugkasten für Spiele-Entwickler online frei zur Verfügung. Wenn ein Spiel damit vertrieben werden soll, müssen die Hersteller eine Lizenz erwerben und dafür einen prozentualen Anteil der Einnahmen abtreten.

„Mit großen Unternehmen wie Jagex und Trinigy sind wir bereits im Gespräch“, sagt Methner. Einer der ersten Kunden ist das Berliner Unternehmen Neutron Games GmbH, das ebenfalls an der Freien Universität Berlin gegründet wurde und mit „IHF Handball Challenge“ das ersten Handball-Spiel für PC und Konsole auf den Markt gebracht hat. Bis Mitte des Jahres – spätestens dann, wenn die Streaming-Technologie fertig ist – will Uplivion einen Investor finden.

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