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Tiere, Pflanzen, Kieselalgen im Hightech-Labor

Eröffnung des „Berlin Center for Genomics in Biodiversity Research“ im Botanischen Museum Berlin

28.10.2011

(v.l.n.r.): Ch. Goiny (CDU-Abg.), Dr. K. Nevermann  (SV für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Prof. Peter-André Alt und Senatsbaudirektorin R. Lüscher mit Prof. T. Borsch, Direktor des BGBM, in den sanierten Laboren.

(v.l.n.r.): Ch. Goiny (CDU-Abg.), Dr. K. Nevermann (SV für Bildung, Wissenschaft und Forschung), Prof. Peter-André Alt und Senatsbaudirektorin R. Lüscher mit Prof. T. Borsch, Direktor des BGBM, in den sanierten Laboren.
Bildquelle: Jan Zwilling, FVB

Mit Forscherblick: Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bewertet den Einsatz von über 950.000 Euro ihrer Senatsverwaltung für die Sanierung der Laborbereiche im Botanischen Museum als gewinnbringende Investition und denkmalgerechte Leistung.

Mit Forscherblick: Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bewertet den Einsatz von über 950.000 Euro ihrer Senatsverwaltung für die Sanierung der Laborbereiche im Botanischen Museum als gewinnbringende Investition und denkmalgerechte Leistung.
Bildquelle: Jan Zwilling, FVB

Dr. Knut Nevermann (r.) betonte, dass die  Zusammenarbeit über Instituts- und Universitätsgrenzen hinweg den Wissenschaftsstandort Berlin und vor allem die Leistung der Berliner Universitäten stärke. Daneben: R. Lüscher, Prof. Dr. T. Borsch.

Dr. Knut Nevermann (r.) betonte, dass die Zusammenarbeit über Instituts- und Universitätsgrenzen hinweg den Wissenschaftsstandort Berlin und vor allem die Leistung der Berliner Universitäten stärke. Daneben: R. Lüscher, Prof. Dr. T. Borsch.
Bildquelle: Jan Zwilling, FVB

Wie entstehen biologische Arten? Was verrät der genetische Fingerabdruck von Pflanzen und Tieren? Fragen, mit denen sich künftig Wissenschaftler im Rahmen des gerade eröffneten Forschungszentrums „Berlin Center for Genomics in Biodiversity Research“  im Botanischen Museum Berlin beschäftigen. Die Einrichtung ist ein Zusammenschluss der Freien Universität Berlin – mit dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem –, der Universität Potsdam und dreier Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft im Berliner Raum.

Durch den Forschungsverbund und dessen Projekte steigert sich Berlins Bedeutung als bedeutender Standort moderner Biodiversitätsforschung, das heißt der Untersuchung der biologischen Vielfalt. Die beteiligten Partner der Freien Universität sind das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und das Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Breite Forschungspalette

Die Forschungspalette ist breit: Die Wissenschaftler der Konsortiumspartner untersuchen komplexe Gruppen eng verwandter Spezies ebenso wie vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten – etwa das in Trockenrasen wachsende Grünblütige Leimkraut (Silene chlorantha). Selbst die bisher in vielen Teilen unentdeckte Welt der Mikroorganismen können die Forscher sich nun erschließen. Diese stellen oft Schlüsselfaktoren in Ökosystemen dar, wie beispielsweise die Kieselalgen (Diatomeen) als bedeutende Sauerstoffproduzenten. Auch Veränderungen der genetischen Information aufgrund von Anpassungen an Umwelt- und Klimawandel lassen sich nachvollziehen.

Sanierung durch Senat und DFG gefördert

Die Labore des Centers sind mit modernen Hightech-Geräten zur sogenannten Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung ausgestattet und in den Laboren des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem, einer Zentraleinrichtung der Freien Universität Berlin, angesiedelt. Dadurch können die Wissenschaftler nun in kürzester Zeit genetische Informationen in erheblichem Umfang analysieren – 200 Mal schneller als mit herkömmlichen Methoden und mit einem deutlich geringeren finanziellen Aufwand als früher. Die Labore wurden kürzlich durch Mittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Höhe von 950.000 Euro grundsaniert und vollständig neu eingerichtet. Die Anschaffung von Großgeräten wurde unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Fenster zur lebendigen Forschung

Künftig können alle Besucher des Botanischen Museums über Fenster in den Labortüren die moderne Forschungsarbeit verfolgen. Eine öffentliche Ausstellung erläutert die einzelnen Arbeitsprozesse der entsprechend eines „Workflow“ nebeneinander angeordneten und untereinander verbundenen Laborräume. Hier wird unter anderem DNA isoliert und der genetische Fingerabdruck von Pflanzen und Tieren analysiert, um Hinweise auf deren Verwandtschaftsverhältnisse und Evolution zu erlangen. Der Besuch der neuen Ausstellung lohnt auch für Studenten, die den Weg von der Probe zum Ergebnis der sequenzierten Erbinformation kennen lernen wollen. Die Ausstellung wurde vom Verein der Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem e. V. finanziert.

Feierliche Eröffnung

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Professor Peter-André Alt, begrüßte in seiner Eröffnungsrede die Kooperation der Universitäten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Dieses Engagement füge sich in das Zukunftskonzept der Freien Universität Berlin als internationale Netzwerkuniversität in der Exzellenzinitiative ein: Die Freie Universität Berlin sei nicht nur international, sondern auch regional vernetzt und trage entscheidend zur Bereicherung des Wissenschaftsstandort Berlin bei. Die Gründung des Biodiversitäts-Zentrums ist Peter-André Alt zufolge außerdem ein wichtiger Baustein in der Bewerbung der Freien Universität Berlin um ein Forschungszentrum zur Biodiversitätsforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie im Rahmen des Exzellenzwettbewerbs.

Professor Ernst Theodor Rietschel, Past-Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, erwartet von der Gründung des Konsortiums  forschungspolitische Auswirkungen auch auf die Universitäten. Professor Klement Tockner, Direktor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei sowie Sprecher des Biodiversitätsverbunds der Leibniz-Gemeinschaft, erläuterte die Bedeutung der Biodiversitätsforschung für die moderne Gesellschaft. Im Zeitalter des Anthropozäns würden nicht nur Arten inventarisiert, sondern verstärkt die Wechselbeziehungen zwischen heimischen und eingeführten oder eingeschleppten Arten untersucht. Die genetische Analyse helfe zu verstehen, wie Arten entstehen, welche Dynamik innerhalb von Populationen besteht und warum Arten aussterben.

Professor Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin, stellte die zukünftige Arbeit des Konsortiums vor. Dank der schnellen und kosteneffizienten Technologie zur DNA-Sequenzierung könnten Untersuchungen nun nicht mehr nur an Modellarten erfolgen, sondern in großem Umfang an Populationen verschiedener Arten und sogar ganzer Verwandtschaftsgruppen und Lebensgemeinschaften. Wurden bisher nur einzelne Gensequenzen von Organismen miteinander verglichen, so könnten künftig ganze Genome untersucht werden.