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Die Schwarzäugige Susanne in 27 Sprachen suchen

Online-Datenbankprojekt „OpenUp!“ im Botanischen Garten und Museum gestartet

26.05.2011

Der Holotypus der Rötelbraunelle (Accentor rubidus) aus der Sammlung des NCB Naturalis (Nederlands Centrum voor Biodiversiteit in Leiden)

Der Holotypus der Rötelbraunelle (Accentor rubidus) aus der Sammlung des NCB Naturalis (Nederlands Centrum voor Biodiversiteit in Leiden)
Bildquelle: NCB Naturalis

Die Kornblume (Centaurea cyanus) oder "Blaue Blume" galt in der Romantik als zentrales Symbol (Botanischer Garten und Botanisches Museum)

Die Kornblume (Centaurea cyanus) oder "Blaue Blume" galt in der Romantik als zentrales Symbol (Botanischer Garten und Botanisches Museum)
Bildquelle: BGBM

Der Käfer "Nephrodopus enigma Sharp" stammt aus dem Jahre 1873 (Royal Belgian Institute of Natural Sciences)

Der Käfer "Nephrodopus enigma Sharp" stammt aus dem Jahre 1873 (Royal Belgian Institute of Natural Sciences)
Bildquelle: Noël Mal / Royal Belgian Institute of Natural Sciences

Zwei Milliarden naturkundliche Objekte, so schätzen Wissenschaftler, schlummern weltweit in zahlreichen Sammlungen in Museen und Herbarien. Zum Teil stammen diese Objekte – darunter gepresste Pflanzen, präparierte Tiere, Zeichnungen, Kupferstiche – noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das kürzlich im Botanischen Garten und Museum (BGBM) der Freien Universität gestartete Datenbankprojekt „OpenUp!“ digitalisiert innerhalb der nächsten drei Jahre rund eine Million dieser Zeugnisse.

3,5 Millionen gepresste Pflanzen lagern allein im Herbarium des Botanischen Gartens und Museums der Freien Universität. Naturforscher wie Johann Georg Forster oder Alexander von Humboldt und sein französischer Weggefährte, Aimé Bonpland, brachten sie von ihren ausgedehnten Forschungsreisen aus allen Teilen der Welt mit.

Wertvolles Kulturerbe, das in großer Zahl bereits im Multimedia-Format vorliegt und – so möchte man meinen – seinen festen Platz in der di-gitalen europäischen Bibliothek Europeana hat. Doch das ist nicht der Fall. „Tatsächlich sind digitalisierte naturhistorische Objekte in Europeana bislang absolut unterrepräsentiert“, sagt der Biologe Professor Walter Berendsohn, der am BGBM die Abteilung für Biodiversitätsinformatik leitet und das im März offiziell gestartete EU-Projekt „OpenUp!“ ko-ordiniert. „OpenUp!“ will die Lücke schließen und in den kommenden drei Jahren rund eine Million der naturkundlichen Zeugnisse – darunter auch über 20.000 Audiodateien mit Tierstimmen und 1200 Videoaufnahmen – über Europeana der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Projektteilnehmer haben die dafür notwendigen Infrastrukturen aufgebaut, und am BGBM wurde eine Software entwickelt, die diese Nutzung möglich macht. 50 Wissenschaftler aus zwölf europäischen Ländern sind an dem Projekt beteiligt; die Europäische Union fördert es mit insgesamt 3,5 Millionen Euro. Die Freie Universität hat die Projektplanung ebenfalls finanziell unterstützt.

Audiodateien mit Vogelstimmen

Damit rücken Kultur und Natur enger zusammen. Wo immer in bildender Kunst, Literatur und historischer Technik Pflanzen und Tiere auftreten, wird durch „OpenUp!“ das passende Expertenwissen aus naturkundlichen Sammlungen bereitgestellt. Wer sich über William Shakespeares „Romeo und Julia“ informieren möchte, kann die Frage „War es die Nachtigall und nicht die Lerche?“ gleich selbst beantworten – die Audiodateien mit Vogelstimmen machen es möglich. Auch kann man sich ein Bild von den Pflanzen machen, die Alexander von Humboldt detailliert beschrieben hat und in Kupfer stechen ließ.

Eine Besonderheit: Die Suchmaschine findet Begriffe aus der Tier- und Pflanzenwelt auch dann, wenn man sie in einer der 27 Landessprachen eingibt, die Europeana für die Suche anbietet. Denn wer weiß schon, dass beispielsweise die in den meisten Fachdatenbanken übliche lateinische Fachbezeichnung der Blume, Schwarzäugige Susanne, Thunbergia alata, lautet? Oder dass sich hinter Quercus und Fraxinus Eiche und Esche verbergen? Schon heute sind all diese Daten über den Dienst Global Biodiversity Information Facility verfügbar. Doch dieser wird eben wegen der dort verwendeten wissenschaftlichen Bezeichnungen hauptsächlich von Fachleuten wahrgenommen. Ab Anfang 2012 sollen die ersten Datensätze über die Europeana abgerufen werden können.