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"Ungleich mächtiger?" – Abschluss des Forschungsprojektes "Spitzenfrauen im Fokus der Medien"

Wissenschaftlerinnen untersuchen mediale Geschlechterbilder von Führungskräften

22.06.2010

Professorin Margreth Lünenborg von der Arbeitsstelle Journalistik am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität

Professorin Margreth Lünenborg von der Arbeitsstelle Journalistik am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität
Bildquelle: Bastienne Schulz

v.l.n.r.: Renate Künast, Petra Ledendecker, Prof. Margreth Lünenborg, Prof. Jutta Allmendinger, Prof. Jutta Röser

v.l.n.r.: Renate Künast, Petra Ledendecker, Prof. Margreth Lünenborg, Prof. Jutta Allmendinger, Prof. Jutta Röser
Bildquelle: Bastienne Schulz

Wie werden Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in den Medien repräsentiert? Gibt es einen Wandel in der Bebilderung? Werden tradierte Geschlechterstereotype im Medientext fortgeschrieben? Führt die gesetzlich festgelegte Gleichberechtigung auch zu gleicher medialer Anerkennung von Leistung? Wie nehmen junge Menschen Führungspersonen wahr und welche Vorbilder finden sie in den Medien? Wie könnte eine zeitgemäße geschlechtersensible Berichterstattung aussehen?

Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Medien- und Geschlechterforscherinnen der Freien Universität Berlin, der Universität Augsburg und der Leuphana Universität Lüneburg über mehrere Jahre beschäftigt. Am 21. Juni luden sie zu Pressegespräch und Fachtagung ins Rote Rathaus ein, um die Ergebnisse des Verbundprojektes zu präsentieren und mit Vertreterinnen der einzelnen Bereiche darüber zu diskutieren.

Die Ergebnisse der Teilprojekte stimmen hoffnungsvoll, aber nicht zu optimistisch. Auch "nach Merkel" ist längst nicht "alles anders" in der Politik. In der Wirtschaftsberichterstattung sind Frauen nach wie vor massiv unterrepräsentiert. Kommen sie vor, spielt ihr "Partyverhalten" manchmal eine größere Rolle als ihr Geschick in der Unternehmensführung. Wo wohlwollend über Wissenschaftlerinnen geschrieben wird, findet sich eine Seite weiter ein überzogener Geniekult um den männlichen Kollegen – frei nach dem Motto: Er hat Visionen und erklärt die Welt, sie ist freundlich und sehr fleißig.

Junge Menschen wollen Veränderung: Sie sprechen sich für private und berufliche Chancengleichheit und umfassende Gleichberechtigung aus. Bestimmte Mythen von Männlichkeit und Weiblichkeit scheinen jedoch nach wie vor gesellschaftlich verwurzelt und medial verinnerlicht zu sein – obwohl es zu Irritationen kommt und sich neue Repräsentationsformen bereits abzeichnen.

Das komplexe Untersuchungsinstrument aus Produktions- und Rezeptionsanalyse, Bildanalyse, quantitativer Inhaltsanalyse und qualitativer Diskursanalyse ermöglicht es den Forscherinnen, Graustufen zwischen schwarz und weiß deutlich herauszuarbeiten. Damit die vielfältigen Ergebnisse nicht in den Fachbibliotheken verstauben, wird es zusätzlich zur nun geplanten Buchveröffentlichung auch Schulungsmaterial für Redaktionen geben.