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Nachhaltigkeit für Bienen, Kamele und Geier

Vom 3. bis 7. Juli finden die Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz statt: Studierende bereiten ein großes Aktionsprogramm auf dem Campus Dahlem vor

29.06.2017

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars „Partizipation in Theorie und Praxis: Der Campus als ‚Living Lab‘“: Marie (vorne rechts), Leonie (2. v. r.), mit ihrem Kurs und den Seminarleiterinnen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars „Partizipation in Theorie und Praxis: Der Campus als ‚Living Lab‘“: Marie (vorne rechts), Leonie (2. v. r.), mit ihrem Kurs und den Seminarleiterinnen.
Bildquelle: Jonas Huggins

In einem Kilo Fleisch stecken 15.000 Liter virtuelles Wasser. Vom Preis für einen halben Liter Bier kommen gerade einmal zwei Cent beim produzierenden Landwirt an. Solche Fakten sind in der Regel nicht auf den Produktetiketten im Supermarkt zu lesen. Anders bei den Hochschultagen Nachhaltigkeit + Klimaschutz an der Freien Universität: In einem interaktiven Supermarkt werden „Käufer“ dort in einem breiten Sortiment stöbern können. Die Verpackungen enthalten allerdings keine Waren, sondern Hinweise zu deren ökologischem Fußabdruck. Marie, Sport- und Politikstudentin auf Lehramt, und Leonie, Studentin der Politikwissenschaft, haben den Supermarkt gestaltet. Sie hoffen, dass die Käufer diese Informationen beim nächsten tatsächlichen Einkauf im Hinterkopf haben werden. „Wir möchten jeden auf dem Campus motivieren, eigenverantwortlich nachhaltig zu handeln“, sagt Marie.

Die Idee zu dem Supermarkt ist in dem Seminar „Partizipation in Theorie und Praxis: Der Campus als ‚Living Lab‘“ entstanden, das die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! in diesem Semester am Institut für Politikwissenschaft anbietet. SUSTAIN IT-Koordinatorin Karola Braun-Wanke und Dörte Ohlhorst, promovierte Politologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum für Umweltpolitik, haben die Studierenden dabei unterstützt, eigene Projektideen für die Hochschultage zu verwirklichen, um das Thema Nachhaltigkeit auf dem Campus ins Bewusstsein zu rufen.

Gemeinsam Projektideen sammeln und entwerfen.

Gemeinsam Projektideen sammeln und entwerfen.
Bildquelle: Anna-Maria Goldberg

„It’s easy being green!“ ist das Motto für das bunte Programm, das fünf Tage lang im Foyer vor der großen Mensa an der Otto-von-Simson-Straße im Hauptgebäude der Freien Universität zu sehen sein wird. Mit dabei sind einige Klassiker der Hochschultage, die in diesem Sommer schon zum vierten Mal stattfinden: Bei einer Kleidertauschparty kann der Garderobe kostenlos ein neuer Sommer-Look verpasst werden. An einer Tafel der Verschwendung wird verköstigt, was die Initiative Food Sharing vor dem Müll gerettet hat. Und wer sein Fahrrad wieder auf Vordermann bringen möchte, kann das in einem Repair-Café in Angriff nehmen, Experten helfen hier und geben kostenlos Rat.

Marie und Leonie haben sich bei der Vorbereitung ihres Projekts auf dem Campus umgehört: Welches Thema rund um Nachhaltigkeit interessiert die Menschen? „Herausgekommen ist, dass bewusste Ernährung für viele eine zentrale Rolle spielt“, sagt Marie. Bei dem Thema gebe es viel Gesprächsbedarf.

Also haben sich die beiden an die Arbeit gemacht. Aber nicht einfach aus dem Bauch heraus: Karola Braun-Wanke und Dörte Ohlhorst haben den Studierenden das notwendige Handwerk beigebracht. Dazu gehört ein Verständnis der Begriffe, die beim Thema Nachhaltigkeit wichtig sind. Partizipation zum Beispiel hat fünf Phasen, angefangen beim einfachen Informieren, über das gemeinsame Kooperieren bis zur Ermächtigung, eigenständig zu handeln. Die Innovationsmethode Design Thinking half den Studierenden, ihre Vorhaben zu visualisieren, indem sie ihre Projekte mit Eierkartons und Playmobilfiguren modellierten.

Die Dozentinnen Dörte Ohlhorst und Karola Braun-Wanke vom Forschungszentrum für Umweltpolitik.

Die Dozentinnen Dörte Ohlhorst und Karola Braun-Wanke vom Forschungszentrum für Umweltpolitik.
Bildquelle: Jonas Huggins

Im Kurs herrscht eine freundliche und aufmerksame Atmosphäre, als die Studierenden einander ihre Ideen vorstellen. Die beiden Dozentinnen hören konzentriert zu. Hier und da geben sie Tipps, etwa wo es an der Universität die zehn besten Stellwände gibt und wie man sie frühzeitig sichert. Immer wieder appellieren sie an die Studierenden, sich nicht zu übernehmen. „Ein Workshop, eine Podiumsdiskussion und eine Filmvorführung sind für eine Person wirklich zu viel“, warnt Dörte Ohlhorst einen Teilnehmer, der ein Projekt zu kostenlosem Museumseintritt für Jugendliche plant.

Um sich ein Bild von den Zielgruppen machen zu können, an die sich die Aktionen während der Nachhaltigkeitstage wenden, haben die Veranstalterinnen und Veranstalter die verschiedenen Temperamente in Tierarten unterteilt: Die anonyme Masse der Studierenden sind Bienen. Sie schwirren vom Seminar in die Mensa und haben noch kein Interesse an dem im Foyer präsentierten Programm. Auch die Kamele sind nicht sehr motiviert, trotten aber mit, weil sie von Freunden mitgebracht werden. Die Geier dagegen suchen ganz gezielt nach „Leckerbissen“ und greifen sich die für sie interessanten Programmpunkte heraus, sobald sie davon erfahren.

Für jeden Typ soll bei den Hochschultagen etwas dabei sein. Neben dem interaktiven Supermarkt stellt ein Student in einem Workshop den südamerikanischen Buen-Vivir-Lebensstil zur Diskussion, während eine „Bürgerausstellung“ Menschen präsentiert, die sich schon auf vielfältige Weisen an der Universität für mehr Nachhaltigkeit engagieren. Hinzu kommen Angebote der Aktiven von SUSTAIN IT. Interessierte lernen, Naturkosmetik selbst herzustellen oder unter Anleitung einer Modedesignerin alte Kleidung per „Upcycling“ wieder schick zu machen. Eine Woche lang wollen die Studierenden es vorleben: Es ist gar nicht schwer, ökologisch verantwortlich zu leben.

Weitere Informationen

Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz: „It’s easy being green!“

Wie lässt es sich auf dem Campus und an der Freien Universität Berlin nachhaltig leben? Das soll im Rahmen der Hochschultage erkundet werden. Eine Woche lang wollen die vielfältigen Aktionen der Initiative SUSTAIN IT! auf dem Campus auf die Möglichkeiten einer nachhaltigen Lebensweise aufmerksam machen. Das volle Programm auf den Seiten von SUSTAIN IT!

Zeit und Ort
  • Montag, 3. Juli, bis Freitag, 7. Juli 2017, jeweils 10-16 Uhr
  • Foyer und Seminarzentrum in der „Silberlaube“, Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin (U-Bhf. Dahlem-Dorf)
  • Dienstag, 4. Juli, 16.30 Uhr, Raum L 115 (Seminarzentrum): Filmvorführung „More than Honey“; anschließende Diskussion mit Biologieprofessor Randolf Menzel und Imker Tom Draghem
  • Mittwoch, 5. Juli, 16.30 Uhr, Raum L115 (Seminarzentrum): Filmvorführung „Agrokalypse“; anschließende Diskussion mit Mario Schenk, wissenschaftlichem Mitarbeiter am Lateinamerika-Institut