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Einstein – und wie er die Welt sah

Der israelische Physiker Hanoch Gutfreund hält am 16. Mai die Einstein Lecture

15.05.2013

Weltbürger: Am 1. Oktober 1940 erhielt Einstein von Richter Phillip Forman die Urkunde über die amerikanische Staatsbürgerschaft. Außerdem war er Schweizer, den deutschen Pass hatte Einstein 1933 mit der Machtergreifung Hitlers abgegeben.

Weltbürger: Am 1. Oktober 1940 erhielt Einstein von Richter Phillip Forman die Urkunde über die amerikanische Staatsbürgerschaft. Außerdem war er Schweizer, den deutschen Pass hatte Einstein 1933 mit der Machtergreifung Hitlers abgegeben.
Bildquelle: Wikipedia / Library of Congress / Bild-ID: ppmsca.05649

Hanoch Gutfreund ist emeritierter Professor für Theoretische Physik an der Hebrew University in Jerusalem (HUJ).

Hanoch Gutfreund ist emeritierter Professor für Theoretische Physik an der Hebrew University in Jerusalem (HUJ).
Bildquelle: Privat

Albert Einstein war genialer Wissenschaftler, Weltbürger und Pazifist. Seine Forschung und sein gesellschaftliches Engagement hängen eng miteinander zusammen. Physikprofessor Hanoch Gutfreund von der Hebrew University in Jerusalem hält die diesjährige Einstein Lecture am Donnerstag, 16. Mai um 17 Uhr, und spricht über „The Universal and the Particular in Einstein’s Worldview“. Im Vorfeld der Veranstaltung an der Freien Universität ein Gespräch über Einsteins Weltsicht mit Physikprofessor Jürgen Renn, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und Honorarprofessor an der Freien Universität.

Herr Professor Renn, warum empfehlen Sie auch Physik-Laien den Besuch der Einstein Lecture von Professor Gutfreund?

Hanoch Gutfreund kann das Verhältnis von Einsteins Forschung und seinem gesellschaftspolitischen Engagement sehr überzeugend aus den Quellen darstellen. Einsteins Weltsicht wird nur selten so umfassend erläutert, deshalb ist die Lecture eine phantastische Gelegenheit, denn man kann auch heute noch viel von Einstein lernen. Seit seinem Wirken ist die Wissenschaft noch wichtiger geworden für unser Zusammenleben, für das Überleben der menschlichen Gattung. Darum ist es sehr hilfreich, sich an Einsteins Ansichten zu erinnern.

Wie lässt sich Albert Einsteins Weltanschauung umreißen?

Einstein war zutiefst von der Erkennbarkeit der Welt überzeugt. Er glaubte, dass Begriffe wie Raum, Zeit und Materie zwar Schöpfungen des menschlichen Geistes sind, aber dennoch eine objektive Seite haben. Mit Hilfe dieser Begriffe können wir die Wirklichkeit erkennen, wobei die Erkenntnis einen konstruktiven Charakter hat: Der Mensch muss Einstein zufolge die Begriffe schaffen, bevor er sie in den Dingen erkennen kann. Für einen Naturwissenschaftler hat Einstein ungewöhnlich großen Wert auf die freie Gestaltungskraft der menschlichen Einbildung gelegt.

Er war außerdem davon überzeugt, dass ein Zusammenhang zwischen Erkenntnis und Verantwortung besteht: Ein Wissenschaftler muss sich seiner Ansicht nach der Tragweite, die seine Forschungsergebnisse für das Leben außerhalb der Wissenschaft haben, bewusst sein.

Einstein hat sich nach 1945 für die friedliche Nutzung der Atomkraft eingesetzt. War ihm die Verantwortung von Wissenschaftlern in der Gesellschaft schon vorher wichtig?

Einstein ist in seinem Leben durch verschiedene Phasen gegangen. Gelegentlich nutzte er die Wissenschaft sicherlich auch zur Weltflucht. Als er am Vorabend des 1. Weltkriegs nach Berlin kam, war er entsetzt über die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung. In Anbetracht der Probleme, mit denen man damals auf der irdischen Welt zu kämpfen hatte, hat er sich in höhere Sphären zurückgezogen: in die Forschung über den Kosmos. Auf der anderen Seite hat er schon als junger Mann, als Sohn einer aufgeklärten jüdischen Familie, Wissenschaft in internationaler und pazifistischer Ausprägung kennengelernt. 1896 nahm er sein Studium in der Schweiz auf, einer Musterdemokratie für damalige Verhältnisse. Dort begegnete er Menschen mit offener, egalitärer Weltsicht und schloss Freundschaften, die ihn prägten. Schon früh verstand Einstein also, dass Wissenschaft ein Menschheitsunternehmen ist. Er hat schließlich ganz gezielt seinen öffentlichen Ruhm genutzt, um für eine friedliche Welt einzutreten.

Die Fragen stellte Bianca Schröder

Weitere Informationen

13. Einstein Lecture: Professor Hanoch Gutfreund

Vortrag von Professor Hanoch Gutfreund (Professor Emeritus in Theoretical Physics at the Hebrew University of Jerusalem, HUJ) zum Thema "The Universal and the Particular in Einstein’s Worldview"

Zeit und Ort

  • Donnerstag, 16. Mai 2013, 17.00 Uhr s. t.
  • Henry-Ford-Bau der Freien Universität, Hörsaal A, Garystr. 35, 14195 Berlin (U 3, U-Bhf. Thielplatz)