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campus.leben-Serie: Wie das Berliner Startup-Stipendium Unternehmensgründungen unterstützt

Heute: Modische Unterwäsche für Trägerinnen von Insulinpumpen

03.07.2017

Die Idee ist innovativ und hat Marktpotenzial, das Team ist gut aufgestellt – doch für Investoren oder große Förderprogramme ist das Projekt einfach noch nicht weit genug gediehen. Für solche Fälle haben die Freie Universität, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Humboldt-Universität und die Technische Universität gemeinsam das Berliner Startup-Stipendium geschaffen, das schnell und unbürokratisch vergeben werden kann. Finanziert wird das Programm aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie des Europäischen Sozialfonds. Zwei bis vier Teammitglieder können mit 1.500 Euro monatlich über eine Laufzeit von sechs Monaten gefördert werden, eine Verlängerung um weitere sechs Monate ist möglich.

An der Freien Universität werden zehn Teams mit dem Stipendium gefördert. An der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsame medizinische Fachbereich von Freier Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, sind es zwei Teams, darunter das Start-up Ruby Limes. Campus.leben ist heute im Gespräch mit den Gründern Friederike Lüth und Carlo Zimmermann:

Frau Lüth, Herr Zimmermann, was ist Ruby Limes?

Friederike Lüth: Wir produzieren modische, funktionale Panties – also Unterhosen – für Frauen mit Diabetes Typ 1, die eine Insulinpumpe tragen. Das Gerät versorgt Diabetiker fortlaufend mit kleinen Mengen Insulin. Bundesweit gibt es rund 55.000 Menschen mit dieser Krankheit, die nahezu 24 Stunden am Tag eine Insulinpumpe am Körper tragen. Die Pumpen sind etwa so groß wie ein Smartphone, also ganz schön sperrig. Insbesondere Frauen vermissen neben einer praktischen und bequemen vor allem eine unauffällige und modische Möglichkeit, ihre Insulinpumpe sicher zu tragen. Unter dem Markennamen Ruby Limes verbinden wir Mode und Funktion beim Tragen von medizinischen Geräten. Wir sind also eine Schnittstelle zwischen der Technologie und den Bedürfnissen der Patientinnen. Der Launch des Onlineshops ist für Ende des Jahres geplant.

Wie sind Sie auf die Idee zu den Panties gekommen?

Carlo Zimmermann: Eine Bekannte von uns hat Diabetes Typ 1. Sie suchte schon lange nach einer schönen und sicheren Lösung für das Tragen ihrer Insulinpumpe, ohne Einschränkungen bei der Kleiderwahl. So entdeckten wir eine Marktlücke und begannen mit der Produkt- und Designentwicklung.

Wie unterstützt Sie das Berliner Startup-Stipendium bei Ihrem Vorhaben?

Friederike Lüth: Es hilft dabei, unseren Lebensunterhalt zu finanzieren. Zeit ist ein echter Luxus. Da wir dank des Stipendiums mit voller Kraft am Produkt und am Geschäftsmodell arbeiten können, können wir auch Rückschläge schneller wieder aufholen und haben am Ende ein viel besseres Produkt. Über das Netzwerk der Charité und der Freien Universität bekommen wir außerdem genau die Kontakte, die wir dringend brauchen: zu Arztinnen und Ärzten, Patientinnen sowie Fachleuten.

Was würden Sie jemandem raten, der überlegt, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Carlo Zimmermann: Um ein Start-up aufzubauen, braucht man eine sehr hohe Eigenmotivation. Wir machen es in erster Linie aus Leidenschaft. Deshalb sind wir bereit, auf vieles zu verzichten. Vielleicht ist es so ähnlich, wie ein Kind zu bekommen: Man weiß vorher nicht genau, was einen erwartet!

Friederike Lüth: Beim Gründen braucht man viel Geduld. Leider geht nicht immer alles so schnell, wie man es gerne hätte. Für Zeit und Kosten kann man schon gut ein Drittel mehr als ursprünglich angedacht einplanen. Es kommen immer unvorhersehbare Schwierigkeiten und Aufgaben auf einen zu. Man sollte also flexibel beim Weg und vor allem bei der Lösung von Problemen sein. Dabei hilft es auch, wenn man sich als Geschäftspartner und im Team ergänzt und unterschiedliche Hintergründe hat. Ab und zu sollte man sich auch kleine Pausen gönnen, um den Kopf wieder frei zu bekommen und Abstand zu gewinnen.

Die Fragen stellte Katja Brunner.

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