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Afrika als Labor der Globalisierung

Dahlem-Konferenz erstmals zu Gast im Humboldt-Forum. Öffentliche Podiumsdiskussion in der Rotunde des Alten Museums

19.02.2011

Von Michael Brückner

Afrika steht im Zentrum der nächsten „Dahlem Konferenz“ der Freien Universität Berlin, die gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle organisiert wird: Vom 21. bis 25. März diskutieren Wissenschaftler aus Afrika, Europa, Australien und Amerika über „Wissen, Herrschaft und Öffentlichkeit“ im Hinblick auf den zweitgrößten Kontinent der Erde. Für das breite Publikum gibt es diesmal Gelegenheit, dabei zu sein: Auf Einladung der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz werden am 22. März in der Rotunde des Alten Museums am Lustgarten Teilnehmer der Konferenz über „Afrika als Labor der Globalisierung“ diskutieren.

Wird Afrika durch die Globalisierung nicht immer weiter an den Rand gedrängt? Die Initiatoren dieser Dahlem Konferenz sehen das keineswegs so: Der Kontinent ist nach ihrer Einschätzung zu einer Art „Experimentierlabor“ für soziale, politische, ökonomische, juristische und wissenschaftliche Modelle und Entwicklungen geworden. Was hier ausprobiert werde, habe keineswegs nur lokale Bedeutung, es sei immer auch ein Test auf mögliche universelle Anwendbarkeit. Eine der Thesen dieser Konferenz lautet daher, dass es gerade die aus globaler Perspektive scheinbare Randständigkeit ist, die Afrika sogar zum zentralen Versuchsfeld der Globalisierung macht: „Das Ausmaß an Notständen in Afrika hat dort soziale und wissenschaftliche Eingriffe legitimiert, die in anderen Teilen der Welt höchst umstritten, wenn nicht vollkommen unmöglich wären“, schreiben die Initiatoren in ihrem Programm. So ignorierten Eingriffe von außen immer häufiger die staatlichen Strukturen vor Ort; global operierende Netzwerke, in denen die sogenannten Nicht-Regierungsorganisationen eine immer größere Rolle spielen, übernähmen zunehmend die Initiative.

Diese Dahlem Konferenz soll zu einem Perspektivenwechsel anregen: Juristen, Ethnologen, Mediziner, Soziologen, Historiker, Kunstwissenschaftler und Politologen aus verschiedenen afrikanischen Ländern werden eine Woche lang zusammen mit Kollegen aus Europa, Australien und Amerika über „Wissen, Herrschaft und Öffentlichkeit in Afrika“ diskutieren. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern sich weite Teile Afrikas heute als ein Versuchslabor beschreiben lassen, in dem gewaltige Experimente mit globaler Wirkung zu grundlegenden Fragen gesellschaftlicher Organisation, Gewaltenteilung, Souveränität sowie der Erzeugung und Durchsetzung von Wissen ablaufen.

Im Rahmen des dritten Forums der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum diskutieren der nigerianische Kommunikationsforscher Abdalla Adamu, der ugandische Soziologe und Anthropologe Herbert Muyinda, der UN-Berater und Experte für afrikanische Rechtssysteme Muna Ndulo, der kanadische Arzt, Sozialmediziner und Ethnologe Vinh-Kim Nguyen, der Jurist und Experte für afrikanische Verfassungen Aziz Rana (USA) und der Ethnologe Richard Rottenburg vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle. Moderiert wird der Abend von Karen Krüger, Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Veranstaltung mit dem Titel „Afrika als Labor der Globalisierung“ beginnt um 19.30 Uhr in der Rotunde des Alten Museums, Am Lustgarten in Berlin-Mitte.