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Von Salonièren und Philosophinnen

Freie Universität Berlin vergibt Margherita-von-Brentano-Preise 2009 und 2010

31.05.2010

Ihr Name steht für die Gleichberechtigung von Frauen an Universitäten und Forschungsinstituten: Unermüdlich hat sich die Philosophin Margherita von Brentano (1922 – 1995) für dieses Ziel eingesetzt. Die einstige Schülerin des Philosophen Martin Heidegger lehrte an der Freien Universität Berlin, an der sie 1970 als erste Frau ins Präsidium gewählt wurde. Mit dem nach ihr benannten Margherita-von-Brentano-Preis zeichnet die Universität seit 1995 Persönlichkeiten, Projekte und Maßnahmen zur Frauenförderung und Geschlechterforschung aus. Der Preis ist mit 11 000 Euro dotiert. In diesem Jahr zeichnet er die Germanistin Barbara Hahn aus. Zugleich wurden die Preise für das Jahr 2009 vergeben: an die Philosophin Susan Neiman und den Philosophen Peter McLaughlin sowie die Historikerin Iris Nachum.

Selbststudium und Salonkultur waren im 19. Jahrhundert die einzigen Möglichkeiten für Frauen, Zugang zu Bildung zu erlangen. Die jüdische Salonière Rahel Varnhagen erwirkte so ihre Anerkennung als Schriftstellerin. Die Briefe und Tagebucheinträge der Berlinerin – wichtige Zeugnisse der jüdischen und der weiblichen Emanzipation – hat Barbara Hahn aufgearbeitet und ediert. Dies ist eines der wissenschaftlichen Verdienste, für die sie mit dem Margherita-von-Brentano-Preis ausgezeichnet wurde. Die an der Freien Universität Berlin promovierte Literaturwissenschaftlerin und heutige Germanistikprofessorin an der Vanderbilt University in Nashville, USA, konzentriert sich auf die Rekonstruktion der Geschichte weiblicher Intellektualität und die Aufarbeitung der Werke von geisteswissenschaftlich tätigen Frauen. Sie setzt sich überdies intensiv für die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses ein.

Mit der Auszeichnung der Brentano-Preisträger von 2009 wurde ein weiterer Aspekt deutscher und weiblicher Kulturgeschichte gewürdigt und zugleich Margherita von Brentanos Werk selbst.

Susan Neiman, Direktorin des Einstein Forums Potsdam, und Peter McLaughlin, Philosophieprofessor an der Universität Heidelberg, waren Studierende bei Brentano an der Freien Universität. Beide widmen sich seit Ende der neunziger Jahre intensiv der Aufarbeitung ihres Nachlasses. Unterstützt werden sie dabei von der Historikerin Iris Nachum, die an der Universität Tel Aviv promoviert. Aus dieser Zusammenarbeit ist eine zweibändige Publikation entstanden, mit der der Öffentlichkeit erstmals das Gesamtwerk Margherita von Brentanos in geordneter Form zur Verfügung steht. „Die Biographie Brentanos wurde durch Gespräche, die wir mit einigen ihrer Weggefährten geführt haben, abgerundet. So entstand eine Collage, die ein facettenreiches Bild dieser bedeutenden Intellektuellen widerspiegelt“, erklärt Iris Nachum. Das Projekt ist ein bedeutender Beitrag zur Geschichte der deutschen Kultur- und Geisteswissenschaften und zur Geschichte der Freien Universität Berlin. Mit dem Margherita-von-Brentano-Preis wurde diese Arbeit nun gewürdigt.

Im Jahr 2008 wurde die UNO-Frauenrechtlerin Hanna Beate Schöpp-Schilling für ihr Engagement als Sachverständige im Ausschuss der Vereinten Nationen zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen geehrt.