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Choreographische Ortserkundung in Berlin

Rosemary Butcher ist in diesem Sommersemester Valeska-Gert-Gastprofessorin am Institut für Theaterwissenschaft

19.04.2010

Wo immer man sich in Berlin bewegt, stößt man auf Orte der Geschichte und Erinnerung. Für die britische Tänzerin und Choreographin Rosemary Butcher ist ein „Ort“ stets mit individuellen Vorstellungen von Körper und Bewegung verbunden. Als neue Valeska-Gert-Gastprofessorin an der Freien Universität wird Butcher mit den Studierenden des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft einige Berliner Orte choreographisch erkunden. „Ziel ist, die Entdeckungen, die man an einem bestimmten Ort macht, in eigene physische Vorstellungen zu übersetzen, die dann wiederum in ein anderes künstlerisches Medium übertragen werden“, erläutert Rosemary Butcher das Projekt. Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit werden in unterschiedlichen Formen von Bild, Text und Schrift festgehalten und am 7. Juni 2010 um 19.30 Uhr in einer Ausstellung in der Akademie der Künste am Pariser Platz präsentiert werden.

Mit diesem Ansatz folgt Butcher ihrem eigenen Interesse an nicht-theatralen Situationen im öffentlichen Raum, das durch die Begegnung mit Vertretern der Judson Church Bewegung im New York der frühen 70er Jahre geprägt ist. In ihren kompromisslos konzeptionellen Arbeiten, ihren interdisziplinären Kooperationen sowie den oft ungewöhnlichen Aufführungsorten hat sie in den letzten 30 Jahren immer wieder versucht, konventionelle Vorstellungen von Tanz zu hinterfragen. Damit steht Butcher, die als eine der bedeutendsten Choreographinnen der Gegenwart gilt, exemplarisch für die Arbeit der Valeska-Gert-Gastprofessur, die in der wissenschaftlichen Reflexion künstlerischer Verfahren einen wesentlichen Bestandteil des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin bildet. Seit ihrem Bestehen im Wintersemester 2006 erhalten die Studierenden in der konkreten Auseinandersetzung mit Künstlern wie Michel Laub, Amos Hetz, Anna Huber, Xavier LeRoy oder wie zuletzt durch Maricel Alvarez und Emilio García Wehbi Einblicke in choreographische Prozesse und Praktiken. Diese, durchaus auch tänzerisch-performative Auseinandersetzung, ist dabei stets begleitet durch einen analytisch-kritischen Blick, der Strukturen und Verfahrensweisen zu erkennen und nachzuvollziehen sucht. Durch den Dialog zwischen Künstlern und angehenden Wissenschaftlern erhalten beide Seiten Einblicke in die jeweils andere Arbeitsweise.

Rosemary Butcher will die Studenten darin unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen, in ihren individuellen Forschungsprojekten und in der Zusammenarbeit mit der Gruppe. Hierzu bringt sie mit ihren Lehrerfahrungen an verschiedenen Universitäten und Schulen in England - darunter das Dartington College of Arts, Laban Centre for Movement and Dance in London, der Surrey University und zuletzt an der Middlesex University – vielversprechende Voraussetzungen mit.

Die öffentliche Auftaktveranstaltung der neubesetzten Valeska-Gert-Gastprofessur findet am 29. April um 18.00 Uhr in der Akademie der Künste am Hanseatenweg statt. Dort wird die Choreographin einen Einblick in ihre bisherige Arbeit geben und anschließend mit Professorin Gabriele Brandstetter diskutieren.

Die Autorin ist Studentin des Masterstudiengangs Tanzwissenschaft der Freien Universität Berlin