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Verschlüsselte Daten

Informatik-Professor Volker Roth forscht zu Identitätsdiebstahl, Privatheit und Kunden-Profiling

13.02.2010

Kam aus Kalifornien an die Spree. Professor Volker Roth hat die Stiftungsprofessur der Bundesdruckerei an der Freien Universität inne.

Kam aus Kalifornien an die Spree. Professor Volker Roth hat die Stiftungsprofessur der Bundesdruckerei an der Freien Universität inne.
Bildquelle: Jan Hambura

„Sichere Identität hat zwei grundsätzliche Aspekte“, erklärt Volker Roth, Professor für Informatik der Freien Universität und seit März vergangenen Jahres Inhaber der Stiftungsprofessur „Sichere Identität“. „Bei vielen Anwendungen möchten Nutzer sich eindeutig und fälschungssicher identifizieren können, zum Beispiel beim Online-Banking oder bei elektronischen Behördendiensten. Andererseits möchte man sich nicht ständig bei allem, was man macht, über die Schulter schauen lassen, so wie dies praktisch täglich beim Surfen im Internet der Fall ist.“

Vielen Menschen sei überhaupt nicht bewusst, wie viele Datenspuren sie täglich im Netz hinterließen, sagt Volker Roth. So seien etwa freie Dienste nicht tatsächlich frei, sie verursachten Kosten, die wieder eingespielt werden müssten.

Das geschieht beispielsweise durch Werbeeinnahmen. Je zielgerichteter die Werbung ist, desto mehr Erfolg verspricht sie. Deswegen bemühten sich Anbieter, erklärt der Wissenschaftler, möglichst viel über die Surfer im Internet zu erfahren – und zwar mithilfe ausgefeilter Methoden.

Die Logik der „freien Dienste für Nutzerdaten“ liegt auch vielen Web-2.0-Anwendungen zugrunde. Hier speichert der Nutzer seine Daten auf Servern im Internet und bearbeitet sie mittels Browser-Anwendungen.

Das macht es leicht, von überallher auf die eigenen Daten zuzugreifen und sie – beispielsweise bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken – mit Freunden zu teilen. Andererseits erlaubten diese Daten einen tiefen Einblick in die Gewohnheiten und privaten Lebensbereiche der Nutzer, warnt Roth: „Auf diesem Gebiet stehen wir vor großen Herausforderungen. Wichtig ist es, eine Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre und den wirtschaftlichen Interessen der Anbieter zu finden.“

Internet-Dienste werden zudem immer häufiger mobil genutzt, zum Beispiel mittels sogenannter „Smart Phones“ wie dem iPhone oder dem Android-Telefon. Das Risiko von Datendiebstahl ist groß und damit auch die Gefahr des Verlustes von Daten und aller Zugangscodes. Deshalb sollte man sein Telefon mit einer PIN-Nummer schützen, rät Volker Roth. Damit potenzielle Diebe diese nicht durch den „Blick über die Schulter“ des Nutzers während der Eingabe ausspionieren können, haben Studenten von Volker Roth eine sichere PIN-Eingabe für Android-Telefone implementiert.

Der Mechanismus kombiniert dabei Einsichten aus den Bereichen der Verschlüsselung und der Mensch-Maschine-Interaktion. Solche Kombinationen interessieren Volker Roth bereits seit Längerem: „Sicherheitsmechanismen sind komplex und dementsprechend oft schwer zu bedienen. Deshalb müssen wir solche Mechanismen vor allem unter dem Aspekt der einfachen Benutzbarkeit entwerfen.“

Was bewegte den Forscher, seinen Wohnsitz von San Francisco nach Berlin zu verlagern? „Es reizt mich sehr, mich persönlich weiterzuentwickeln, mehr Verantwortung zu übernehmen und eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen.“ Aber auch die Partnerschaft mit der Stifterin, der Bundesdruckerei GmbH war ein gewichtiges Argument: „Um Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen, braucht es gute Partner, mit der Bundesdruckerei gibt es die Chance, tatsächlich etwas zu erreichen, wenn man gute Ideen hat.“

Die Partnerschaft funktioniert aber auch in die andere Richtung: Experten der Bundesdruckerei geben regelmäßig Gastvorlesungen an der Freien Universität, zuletzt etwa zum Thema der elliptischen Kurven und deren kryptographischen Anwendungen, demnächst zum elektronischen Personalausweis. „Den Experten der Bundesdruckerei macht es enormen Spaß, vor Studenten über ihre Fachgebiete zu referieren. Und die Studenten lernen, welche Bedeutung theoretische Grundlagen für die Praxis haben“, erklärt Volker Roth.

Vor seiner Berufung an die Freie Universität Berlin forschte Volker Roth am FX Palo Alto Laboratory der Fuji-Xerox Corporation in Kalifornien, USA, und arbeitete als Chief Technology Officer eines Start-Up-Unternehmens in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska, wo er auch an der University of Nebraska at Omaha lehrte. Zuvor hatte Volker Roth etwa zehn Jahre am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt gearbeitet.