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Vom Schreibtisch-Institut zur Heimat der Nobelpreisträger

In dem 18 Meter hohen Turm war ein Hochspannungslabor eingerichtet.

In dem 18 Meter hohen Turm war ein Hochspannungslabor eingerichtet.
Bildquelle: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem

Dieses Gebäude an der Boltzmannstraße wurde 1937 als erstes Max-Planck-Institut eröffnet. Heute gehört es zur Freien Universität.

Dieses Gebäude an der Boltzmannstraße wurde 1937 als erstes Max-Planck-Institut eröffnet. Heute gehört es zur Freien Universität.
Bildquelle: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem

Das erste Max-Planck-Institut wurde in der Dahlemer Boltzmannstraße gegründet und wird heute von der Freien Universität genutzt

Von Sabrina Wendling

Am Anfang war Albert Einstein. Und ein schmuckes Schreibtisch-Institut für Physik in seiner Wohnung in Berlin-Schöneberg. Vehement setzte sich der Physiker mit namhaften Kollegen wie Max Planck und Max von Laue dafür ein, dass aus dem Wohnzimmer-Provisorium ein großes Forschungsinstitut wurde.

Einsteins Zeit in Berlin beginnt im Jahr 1913, als er an die Preußische Akademie der Wissenschaften berufen wird. Vier Jahre später übernimmt er die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin. Die vorläufige Finanzierung ist bereits geklärt, doch dann kommt der Erste Weltkrieg dem Bauvorhaben in die Quere. Die Pläne werden erst einmal zurückgestellt.

Im Jahr 1929 verleihen sieben namhafte Physiker ihrem Anliegen nochmals Nachdruck. Sie schreiben an den Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und betonen die außergewöhnliche Qualität ihrer Forschung: „Es hat eine Entwicklung der theoretischen Physik stattgefunden, die in der Geschichte des Faches nicht ihresgleichen hat und so mächtig und erfolgreich dasteht, dass wir fast in Verlegenheit geraten, aus der gesamten Geschichte der Wissenschaft ihresgleichen namhaft zu machen.“

Während die Berliner Physik stetig an Bedeutung gewann, wanderte mit Albert Einstein ein bedeutender Physiker in die USA aus: Er sah sich bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung seiner jüdischen Herkunft wegen immer mehr Angriffen gegen seine Person und gegen seine Forschung ausgesetzt. Max Planck ließ jedoch nicht ab vom Bauvorhaben und bemühte sich nun im Ausland um Unterstützung: Die bekam er im Jahr 1935 von der Rockefeller-Stiftung. „Es ist wirklich bemerkenswert, dass Planck die Unterstützung der amerikanischen Rockefeller-Stiftung trotz des Nazi-Regimes erreichte“, sagt Lorenz Beck, Archiv-Direktor der Max-Planck-Gesellschaft.

Im Jahr 1937, am 79. Geburtstag von Max Planck – dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird –, wurde das neue Physikinstitut schließlich eingeweiht. Das Geburtstagskind war zugleich Namensgeber des ersten Max-Planck-Instituts. In dem 18 Meter hohen Turm in Dahlem wurde ein Hochspannungslaboratorium eingerichtet. Unterhalb des Gebäudes, leicht versetzt zum Hochspannungsturm, befand sich außerdem ein Bunkerlabor, in dem vor allem von 1940 an Experimente zur Uranspaltung durchgeführt wurden. Wie der Berliner Morgenpost vom 5. Juni 1983 zu entnehmen ist, erfüllten die Spaltungsversuche aber nicht die Erwartungen des nationalsozialistischen Regimes, das sich bahnbrechende Erkenntnisse zur Konstruktion einer Atombombe erhofft hatte.

Heute finden sich in dem ehemaligen Hochspannungsturm keine physikalischen Geräte mehr. Der Turm dient der Max-Planck-Gesellschaft als Magazin. Im einstigen Bunker lagern Magazinbestände des Universitätsarchivs zur Geschichte der Freien Universität Berlin. Aus der damaligen Zeit ist nur noch ein alter Aufzug für Materialien erhalten geblieben.