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Mangel in höheren Sphären

Leser fragen, Experten antworten

Lukas Werner aus Berlin-Mitte möchte wissen, warum das Ozonloch über der Antarktis derzeit so groß ist. Es antwortet Privat-Dozentin Dr. Ulrike Langematz vom Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin.

U. Langematz Foto: Privat

Das Ozonloch über der Antarktis hat Rekordgröße erreicht. Mit einer Fläche von 29,5 Millionen Quadratkilometern wurde am 25. September der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2000 eingestellt. Der Gesamtozongehalt sank im Oktober auf den zweitniedrigsten Wert, der je über der Antarktis gemessen wurde.

Der Ozonabbau hängt ab von der Konzentration chlor- und bromhaltiger Gase in der Stratosphäre, wie etwa der industriell produzierten Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW), und der meteorologischen Situation. Nur bei minus 78 Grad Celsius und weniger bilden sich Polare Stratosphärische Wolken (PSC), an denen das Chlor der FCKW chemisch aktiviert wird. Im Frühjahr baut das freigesetzte Chlor dann das Ozon ab.

In diesem Jahr zeigen Messungen sehr hohe Chlorkonzentrationen in rund 20 Kilometern Höhe. Hinzu kommt, dass die Luft im antarktischen Polarwirbel außergewöhnlich kalt ist, sodass beide Bedingungen für eine starke Ozonzerstörung über der Antarktis erfüllt sind. Die Stärke des diesjährigen Ozonlochs scheint im Widerspruch zu neueren Untersuchungen zu stehen, die Anzeichen einer Erholung der antarktischen Ozonschicht festgestellt haben. Messungen zeigen, dass die Konzentration der Ozon zerstörenden Substanzen in der Stratosphäre seit 2001 nicht weiter ansteigt. Jedoch ist dies noch kein Indiz dafür, dass wirklich weniger Ozon abgebaut wird. Die geringen Ozonverluste in den Jahren 2002 und 2004 entstanden vielmehr durch meteorologisch verursachte Erwärmungen der polaren Stratosphäre, die von Jahr zu Jahr variieren. So wurde die Schwellentemperatur für die Bildung von PSCs nur selten erreicht und damit nur wenig Ozon abgebaut.

So lange die Konzentration der Ozon zerstörenden Gase nicht deutlich abnimmt, muss auch in Zukunft mit der Bildung eines antarktischen Ozonlochs in kalten Wintern gerechnet werden. Modellrechnungen sagen einen Anstieg des Ozongehalts auf Werte, wie sie vor 1980 gemessen wurden, erst für den Zeitraum zwischen 2060 und 2075 voraus.

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