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Rückkehr zum Siegel

Der Bär war gevierteilt, die Leitbegriffe "Veritas - Justitia - Libertas" zur Abbreviatur einer Kondensmilchsorte (Libbys) verstümmelt: Das vor fast zehn Jahren eingeführte Logo verwies kaum auf die Universität, und ihre Mitglieder konnten sich nie damit anfreunden. Den Titel dieser Tagesspiegel-Beilage unserer Universität ziert nun ein neues Logo: Das alte Siegel, das der Begründer des Tagesspiegel und der Freien Universität Berlin, Erwin Redslob, 1948 entworfen hat, dazu der Name "Freie Universität Berlin"! Mit dieser scheinbaren Äußerlichkeit ist ein Relaunch verbunden, das mehr sagt: Der Prozess der Reform hat einen neuen Höhepunkt erreicht, die Universität reiht sich mit ihren Anträgen zum Exzellenzwettbewerb in die Reihe der Anwärter auf eine Spitzenposition ein, die sie im Berliner Leistungsvergleich seit dessen Einführung hält. Das muss Redslob intendiert haben, als er die Begriffe "veritas" und "justitia" inklusive ihrer Anordnung auf skizzierten Büchern aus dem Siegel der Harvard-Universität übernahm und "libertas", Freiheit, hinzufügte.

Dieses "Branding", wie es heute auf werbepsychologisch heißt, soll künftig wieder sichtbare Selbstverpflichtung der Freien Universität Berlin sein. "Libertas" als "mission statement", als Leitbild, - gibt es ein Besseres für eine Universität, die ihre Existenz nicht mehr und nicht weniger verdankt, als diesem Willen zur Freiheit, der sie zum Erzeuger des Vorbilds einer autonomen Universität gemacht hat und gleichzeitig zur Mutter aller Reformuniversitäten nach 1945?

Der Autor Prof. Dr. Dieter Lenzen ist Präsident der Freien Universität Berlin