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Prima Klima

DAS NEUE WAHRZEICHEN DER FREIEN UNIVERSITÄT BERLIN: Die Philologische Bibliothek

Ästhetik und Umweltschutz schließen einander nicht aus. Im Gegenteil. Das ansprechende äußere Erscheinungsbild der neuen Philologischen Bibliothek ist wesentlich von Energiespargedanken geprägt. Dass dies dem Architekturbüro Foster and Partners ein besonderes Anliegen ist, zeigt bereits das Reichstagsgebäude: Es bezieht seine gesamte Elektro- und Heizungsenergie aus mit Rapsöl betriebenen Motoren. Im Falle der Bibliothek „war es die größte Herausforderung, den Energieverbrauch über ein natürliches Belüftungssystem zu reduzieren,“ sagt Christian Hallmann, Partner von Foster and Partners.

Unter konservatorischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten ist für Bücher und Menschen eine gleichbleibende Raumptemperatur von 21 bis 22 Grad Celsius optimal. Dafür sorgen in der Regel Klimaanlagen. „The Berlin Brain“ hingegen verfügt über eine genau ausgetüftelte Baukonstruktion, die sich Wind- und Sonnenenergie zu Nutze macht. So können die Betriebskosten gegenüber herkömmlichen Systemen um 35 Prozent verringert werden. Im Sommer kommt Frischluft über einen doppelten Boden ins Gebäude hinein und verteilt sich im Raum. Die verbrauchte Luft wird über ein zwischen Außenhülle und Innenmembran befindliches Klappensystem am Zenit der Bibliothek wieder herausgeblasen. Damit das funktionniert, befinden sich an der der Sonne zugewandten Seite des Gebäudes viele Glaspanele. Sie sorgen dafür, dass die zwischen Außen- und Innenhülle zirkulierende Luft sich schnell erwärmt und nach oben steigt. Die Abluft wird mitgerissen und über die Klappen nach oben herausgedrückt.

Neben diesem „Solarmotor“ machten sich die Bauherren den Wind zu Nutze. Das Gebäude ist so gebaut, dass es von der in Berlin vorherrschenden Westwindströmung profitiert. Von Westen drückt der Wind Luft hinein, im Osten wird sie durch die entstandene Druckdifferenz wieder herausgesaugt. An insgesamt 60 Prozent aller Tage im Jahr wird das Gebäude natürlich belüftet. Sommers wie winters kommen mit Wasserschläuchen ausgestattete Betonplatten- und -kerne zum Einsatz, die sich kühlen oder erwärmen lassen.

Und wenn alle Stricke reißen, gibt es auch noch eine mechanische Belüftungsanlage. Darauf, allerdings, müsse nur an extrem heißen Tagen zurückgegriffen werden, so Christian Hallmann: „Wir rechnen mit acht bis zehn Tagen im Jahr.“ Wer um die Nachteile von Klimaanlagen weiß, wird das angenehme Raumklima zu schätzen wissen.

Dr. Klaus Ulrich Werner, Direktor der Philologischen Bibliothek