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Blick auf Migration und Megastädte

Das Institut für Sinologie der Freien Universität Berlin ist eines der wichtigsten Institute der Chinaforschung in Deutschland. Untersucht wird auch die Internationalisierung des Landes

18.05.2015

Megastädte in China, zum Beispiel Shanghai, und der internationale Wandel des Landes werden am Institut für Sinologie der Freien Universität erforscht.

Megastädte in China, zum Beispiel Shanghai, und der internationale Wandel des Landes werden am Institut für Sinologie der Freien Universität erforscht.
Bildquelle: istockphoto/William Fawcett

China gehört zu den größten Volkswirtschaften der Erde. Die wachsende Bevölkerung und seine Wirtschaftsleistung haben das Land zu einem bedeutenden Akteur im globalen Wettbewerb gemacht. In den vergangenen 20 Jahren ist aus dem kommunistischen Land eine Marktwirtschaft geworden, in der Firmen Handelsbeziehungen mit Ländern in allen Teilen der Erde unterhalten. Zugleich blicken die Chinesen auf eine reiche Kulturgeschichte zurück.

Diese vielfältigen Aspekte werden am Institut für Sinologie des Ostasiatischen Seminars der Freien Universität untersucht. Ein Schwerpunkt liegt in der Verbindung von historischer und sozialwissenschaftlicher Forschung, wobei die Vermittlung des Chinesischen für die etwa 400 Bachelor- und Masterstudierenden einen besonderen Raum einnimmt.

Das Land und dessen Geschichte verstehen

An der Freien Universität wurde die Sinologie 1956 begründet, nachdem die Nationalsozialisten das Fach durch rassistische und politische Verfolgung beschädigt und die Emigration hervorragender Wissenschaftler erzwungen hatten. Bettina Gransow, Professorin für Gesellschaft und Politik Chinas, verweist darauf, dass sich die Schwerpunkte seit der Gründung tiefgreifend gewandelt haben: „Erst war das Fach historisch-philologisch ausgerichtet, bevor in den siebziger Jahren eine sozialwissenschaftliche Orientierung hinzukam“, sagt die Wissenschaftlerin, die in dieser Zeit an der FreienUniversität studierte. „Die heutige China-Forschung an der Freien Universität ist international ausgerichtet und verfolgt das Ziel, die Gesellschaft des gegenwärtigen Chinas und deren Geschichte in Wechselwirkung zu verstehen. Man begreift die Volksrepublik China nur, wenn manauch zurückschaut und die Kontinuitäten erkennt.“

China ist in allen Teilen der Welt aktiv

Das Institut unterhält enge Beziehungen mit chinesischen Hochschulen wie der Peking-Universität, mit der die Freie Universität eine strategische Partnerschaft unterhält. Durch den Umzug in denNeubau sind nun einige andereRegionalstudien
näher gerückt. „Wichtiger als die räumliche Nähe ist jedoch eine neuartige wissenschaftliche Vernetzung der Regionalstudien“, sagt Bettina Gransow. Sie selbst beschäftigt sich mit der Entstehung von Mega-Städten, mit Migrationsforschung und Entwicklungspolitik. Die Zusammenarbeit mit Spezialisten für andere Regionen sei nicht zuletzt bedeutsam, da das heutige China in allen Teilen der Erde aktiv sei, etwa in Lateinamerika oder Osteuropa, also in Regionen, mit denen sich Wissenschaftler an Zentralinstituten
der Freien Universität befassen.

Die Forschung dürfe deshalb nicht hinter den globalen Verhältnissen zurückbleiben. „Die Internationalisierung Chinas wird zunehmen“, sagt Gransow. Die Sinologin geht insbesondere von einerweiterenVertiefung der Beziehungen zwischen Europa und China aus. „Das wird auch der durchschnittliche Bürger merken. Beispielsweise ist davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Chinesen nach Europa kommen werden, als Investoren und Handelspartner, aber auch als Touristen und Studierende.“ Das Institut für Sinologie der Freien Universität ist daran beteiligt, diesen Wandel zu verstehen. Damit stärkt es auch den Standort Berlin, der als einer der wichtigsten Orte für Chinastudien in Deutschland gilt.