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Iran setzt auf erneuerbare Energien

12.06.2014

Regierung holt sich Rat bei Freier Universität

Der Iran ist nach Saudi-Arabien im Mittleren Osten der zweitgrößte Förderer von Erdöl und verfügt über die größten Erdgas-Reserven der Welt. Trotzdem setzt das Land nun auf regenerative Energien. „Das ist für den Iran auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung“, sagt Lutz Mez, Experte für internationale Energiepolitik vom Berlin Centre for Caspian Region Studies (BC CARE) der Freien Universität. Öl, Gas und Strom würden im eigenen Land stark subventioniert und weit unter dem Weltmarktpreis verkauft. Die Umstellung auf erneuerbare Energien biete eine günstige und machbare Alternative für die eigene Energieversorgung. Letztlich könne so mehr Öl und Gas verkauft werden, erklärt der habilitierte Politikwissenschaftler Mez. 

Seine energiepolitische Expertise ist auch im Iran gefragt. Dessen Energieminister Hamid Chit Chian lud den Koordinator des Interdisziplinären Zentrums BC CARE kürzlich zu einer Veranstaltung in die iranische Botschaft in Berlin ein. Der Energieminister möchte für die Energiewende im eigenen Land auch mit deutschen Unternehmen und Wissenschaftlern kooperieren. „Ich wurde gebeten über die Kooperationserfahrungen zu berichten, die wir vom BC CARE im Laufe der Jahre mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und Instituten im Iran gesammelt haben“, sagt Mez. Das 2009 vom Akademischen Senat eingerichtete Zentrum vernetzt Wissenschaftler und Experten von Berliner Einrichtungen, die zur Kaspischen Region arbeiten und bindet sie in das internationale Netzwerk der Freien Universität ein.  

Iran verfügt über gute Standorte für Windkraftparks

Die fruchtbare Zusammenarbeit, sagt Lutz Mez, gründe sich auch auf die hohe Qualität der iranischen Universitäten: „Sowohl die Ausstattung in den Laboren, als auch die Arbeit der Kollegen dort ist höchst professionell.“ Unterschiede zwischen dem iranischen und dem deutschen Energiesystem werden bei einem Blick auf die Strompreise deutlich: Eine Kilowattstunde kostet im Iran derzeit etwa eineinhalb Euro-Cents – in Deutschland ist der Preis fast 20 Mal höher. Auch Benzin gibt es an den Tankstellen „fast umsonst“, was an den durch Subventionen gedrückten Energiepreisen im Iran liege, sagt Mez. Das Ergebnis: Ein Liter Mineralwasser koste dort mehr als ein Liter Benzin.

Für den forcierten Ausbau erneuerbarer Energien sprechen die idealen Bedingungen im Land: „Die Jahressumme der solaren Globalstrahlung ist im Iran mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland“, sagt Mez. Darüber hinaus gebe es im Iran äußerst ertragreiche Standorte für Windkraftparks, zum Beispiel im Norden des Landes. Mez erwartet daher eine baldige Energiewende: „Wir haben dem Energieminister vorgeschlagen, einen Masterplan für erneuerbare Energien in einer deutsch-iranischen Expertengruppe zu entwickeln und bei der praktischen Umsetzung zu helfen. Dazu würde auch der Bau von Demonstrationsanlagen gehören.“ Schon in diesem Monat wird Mez in Teheran beim West Asian Energy Forum, einer internationalen Energie-Konferenz der westasiatischen Welt, als Hauptreferent zum Thema erneuerbare Energien sprechen.