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Engagement für gleiche Rechte

20.02.2014

Heba Raouf Ezzat ausgezeichnet

Auchwenn mit 35 Prozent der Anteil der Professorinnen am Lehrkörper in den ägyptischen Universitäten Kairo und Alexandria höher ist als an vielen deutschen Hochschulen und die Studentinnen auf dem Campus die Mehrheit stellen – für wirkliche Gleichberechtigung müsse man noch eine Menge tun, befindet Heba Raouf Ezzat. Die Politikwissenschaftlerin ist Professorin an der Universität Kairo und engagiert sich im Projekt „Geschlechtergleichheit im ägyptischen Hochschulwesen“. Das Vorhaben wird vom DAAD im Rahmen der deutsch-ägyptischen Transformationspartnerschaft gefördert, an der auch die Freie Universität Berlin beteiligt ist.

Ein wichtiges Thema auch für Frauen an ägyptischen Hochschulen sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Tatsächliche Aufstiegschancen hätten nur Männer oder alleinstehende Frauen, berichtet Heba Raouf Ezzat. „Ohne die Unterstützung meiner Familie vor und nach meiner Hochzeit hätte ich meinen Berufsweg nicht gehen können,“ sagt die heute 47-Jährige, die an Universitäten weltweit gelehrt und sich als Vertreterin eines Reform-Islams auch in europäischen Debatten zu Wort gemeldet hat.

Das Projekt „Geschlechtergleichheit im ägyptischen Hochschulwesen“ will Frauen den Weg in den Beruf erleichtern und fördert zum Beispiel Kinderbetreuung in Hochschulnähe. An der South Valley Universität in der südägyptischen Stadt Qena fand Ende vergangenen Jahres der erste Girls’ Day an einer ägyptischen Universität statt: 100 Schülerinnen konnten sich über Fächer informieren, in denen Frauen bislang unterrepräsentiert sind.

Besonders liegt Heba Raouf Ezzat die Gründung eines neuen Masterstudiengangs am Herzen, in dessen Zentrum Kinderrechte stehen. „Es war höchste Zeit, die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf die politische Agenda zu setzen“, sagt sie. Ägypten hat eine junge Bevölkerung, mehr als 30 Prozent sind jünger als 15 Jahre. Der von der Europäischen Kommission geförderte Studiengang „Diploma Public Policy and Child Right“ (DPPCR) ist an den ägyptischen Universitäten Kairo und Assiut und an weiteren Universitäten in Jordanien eingerichtet worden. Auch daran ist die Freie Universität beteiligt.

Im vergangenen Herbst wurde der Politikwissenschaftlerin wegen dieses Engagements der Preis des Deutschen Wissenschaftszentrums Kairo für besondere Verdienste für die deutsch-ägyptische Wissenschaftskooperation verliehen. Die Grundlage dafür hat Heba Raouf Ezzat möglicherweise bereits in jungen Jahren gelegt: Als Schülerin der Deutschen Schule der Borromäerinnen las sie schon in den 1970er Jahren mitten in Kairo Brecht, Grass und Dürrenmatt.