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Gesundheit in Stichpunkten

Kurz-fundiert

23.11.2011

kurzfundiert - Gesundheit in Stichpunkten

kurzfundiert - Gesundheit in Stichpunkten
Bildquelle: fotolia/q-snap; fotolia/Tarzoun

Von gesundem Lebenswandel hielt der amerikanische Schriftsteller Mark Twain wenig. Und auch Texte über das ach so große Gut konnte er nicht leiden. „Seien Sie vorsichtig beim Lesen von Gesundheitsbüchern: Ein Druckfehler kann Ihr Tod sein“, spottete Twain. Wir haben alles dafür getan, damit die folgenden Zeilen fehlerfrei sind.

Zu viel Gesundes ist ungesund.

Sie heißen C, B12 oder Folsäure: Seit im Jahr 1908 die ersten Vitamine entdeckt wurden, ist klar, dass der menschliche Körper nur funktioniert, wenn er mit ihnen versorgt wird. Skorbut (Vitamin C), Beri-Beri (Vitamin B1) und Pellegra (Vitamin B3) sind Krankheiten, die sich ausschließlich auf den Mangel des betreffenden Vitamins zurückführen lassen. Dank Vitaminpräparaten und Zugaben der Hersteller kommt es in den Industrieländern allerdings immer öfter zur Vitaminüberversorgung. Besonders tritt sie bei den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K auf, die im Körper gespeichert werden. **A1 Wer zu viel des Guten einnimmt, riskiert Kopfschmerzen, Brechreiz, Nierensteine oder Leberschäden. Die Einnahme von Beta-Karotin (eine Vorstufe des Vitamins A) steht gar im Verdacht, bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko zu erhöhen. Allerdings ist der Griff zur Vitaminpille ohnehin umstritten: Wer genügend Nüsse, Gemüse und Obst esse und sich damit abwechslungsreich ernähre, bekomme auch ohne chemische Hilfe genügend Vitamine in den Körper.

Teures Gut.

Bereits jeden zehnten Euro, der in Deutschland erwirtschaftet wird, geben wir für unsere Gesundheit aus – Tendenz steigend. Pro Einwohner kostete die Gesundheit 2009 rund 3400 Euro im Jahr – zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 2590 Euro. Größter Kostenfresser sind laut Statistik mit 76,8 Milliarden die Arznei- und Hilfsmittel – also Kosten für Medikamente, Brillen, Prothesen und Krücken. Es folgen ärztliche Leistungen (75,9 Mrd.) und pflegerisch- therapeutische Leistungen (65,7 Milliarden). Den Löwenanteil der Kosten von insgesamt fast 280 Millionen Euro tragen die gesetzlichen Krankenkassen, immerhin 160 Millionen Euro.

Junges Wort.

Das deutsche Wort „Gesundheit“ entwickelt sich erst in der spätmittelalterlichen Epik und taucht laut Grimmschem Wörterbuch erstmals bei Konrad von Würzburg Mitte des 13. Jahrhunderts auf. Älter dagegen ist das Adjektiv „gesund“, im Althochdeutschen „gisunt“, das wiederum mit den germanischen Wörtern „sunda“ und „swenpa“ zusammenhängt, die beide „stark“, „ungestüm“ oder „kräftig“ bedeuten. Während „swenpa“ über „swind“, „swinde“ und „geswinde“ zu geschwind wurde, entwickelte sich „gisunt“ bis heute zu „gesund“ weiter. Dass ein geschwinder Dauerlauf gesund ist, konnten die Germanen vermutlich nur ahnen.

Gesundheit offiziell.

„Gesundheit ist das höchste Gut“, sagt eine alte Volksweisheit, und doch ist die Frage, was Gesundheit sei, eine schwierige. Immer wieder wird sie als Abwesenheit von Krankheit umschrieben: Wer nicht krank ist, ist gesund. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich diesem Problem angenommen und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine umfassende Definition geschaffen: „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen geistigen und sozialen Wohlergehens.“ Aber wer nun glaubt, wegen eines Familienstreits nicht zur Arbeit gehen zu müssen oder weil er sich mit dem Nachbarn überworfen hat, dem sei gesagt: Nicht gesund ist nicht gleich krank!

In welchem Land lebt es sich am gesündesten?

Dank guter medizinischer Versorgung, ausreichender Ernährung und verbesserter Hygiene werden die Menschen heute in der westlichen Welt im Schnitt doppelt so alt wie noch vor 100 Jahren. Freilich: Die Statistik mag täuschen, denn damals erreichte die Kindersterblichkeit nicht selten 25 Prozent, während sie heute statistisch kaum noch eine Rolle spielt. Dennoch: Auch die Alten werden immer älter. Wurden die Deutschen 1960 im Durchschnitt gerade einmal 70 Jahre alt, leben sie laut Weltbank heute hierzulande im Schnitt etwa 80 Jahre. Noch älter werden Franzosen (81 Jahre), Spanier (81,5 Jahre) und Japaner (83 Jahre). Dort liegt auch „Die Insel der Hundertjährigen“: Auf Okinawa leben überdurchschnittlich viele Menschen, die älter als 100 Jahre alt werden. Offenbar sind die kalorienarme Ernährung und die gesunde Lebensweise Grund für das hohe Alter der Inselbewohner. In Europa gilt Sardinien als die Insel mit der größten Lebenserwartung.

Prügelstrafe und Verwaltungsakt.

Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sind im Grundgesetz in Artikel 2 Absatz 2 garantiert. Folter, Prügelstrafe und Zwangskastration sind mit den rechtsstaatlichen Prinzipien der Bundesrepublik nicht vereinbar. Gerichte mussten sich deshalb immer wieder mit dem Einsatz von Waffen bei Polizeieinsätzen beschäftigen. Vor den Verwaltungsgerichten wurde insbesondere gegen den Einsatz von Schlagstöcken geklagt – als verhältnismäßig harmlose Waffe bei Demonstrationen und Ausschreitungen stand sie im Verdacht, von der Polizei missbraucht zu werden. 1970 urteilte das Bundesverwaltungsgericht in einer Grundsatzentscheidung nach den „Schwabinger Krawallen“: Wenn ein Demonstrant der mündlichen Aufforderung, den Platz zu verlassen, nicht nachkommt und dann von einem Polizeibeamten mit einem Schlagstock vertrieben wird, ist dies ein Verwaltungsakt. Das Urteil der Richter liest sich denn auch wie eine Verwaltungsvorschrift: „Die Polizei kann nicht nur durch schriftlichen oder mündlichen Verwaltungsakt, sondern auch durch konkludentes Verhalten mittels Anwendung körperlicher Gewalt die betroffenen Bürger zu einem bestimmten Verhalten veranlassen.“

Schwarze Medizin.

Als Dr. John Styth Pemberton im Mai 1886 in seinem Labor Zucker, allerlei Kräuter, Phosphorsäure sowie Cola-Nuss und Coco-Blätter zu einem braunen, zähen Sirup zusammenmischte, glaubte der Apotheker, ein Mittel gegen Kopfschmerzen, Depressionen und Impotenz gefunden zu haben. Gemischt mit Soda-Wasser verkaufte sich der Trank in Atlanta allerdings mehr und mehr als Erfrischungsgetränk. Heute werden auf der ganzen Welt täglich mehr als eine Milliarde Coca-Cola-Getränke gekauft. Dass der schwarzen Brause noch heute Koka-Blätter zugesetzt werden, bestreitet der weltgrößte Getränkekonzern – eine große Menge Zucker indes wird für die Herstellung des Sirups weiterhin verwendet: So enthält ein Liter Cola rund 100 Gramm Zucker – fast doppelt so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einem Erwachsenen als Tageshöchstdosis empfiehlt.

Was haben Charlie Chaplin, Friedrich der Große und Harald Schmidt gemeinsam?

Hinter den Kopfschmerzen steckt ein Gehirntumor, das Sodbrennen ist ein Symptom für Speiseröhrenkrebs – und war der Leberfleck am Oberarm gestern nicht noch kleiner? Hypochonder, eingebildete Kranke, führen Buch über ihre Beschwerden, ergießen sich in Selbstmitleid und zelebrieren die Lust am Leiden. Jeder zehnte Mensch soll im Laufe seines Lebens eine hypochondrische Phase erle- ben, die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass fünf Prozent aller Praxisbesucher Hypochonder sind. Als Ursache der Krankheit vermuten Psychologen eine narzisstische Neurose; in jedem Fall ist die Krankheit mit Leid verbunden, denn die Betroffenen empfinden die mit der eingebildeten Krankheit verbundenen Schmerzen zumeist wohl tatsächlich. Offenbar besonders häufig tritt die Krankheit bei Künstlern auf: So gelten Harald Schmidt und Jürgen von der Lippe ebenso als Hypochonder wie Thomas Mann, Charlie Chaplin, Woody Allen und Marcel Proust. Der notierte: „Wenn man Kummer hat, tut es wohl, in die Wärme seines Bettes zu sinken, ja, selbst den Kopf unter die Decke zu strecken, um sich dort bar jeder Anstrengung und jeden Widerstands ganz dem Klagen hinzugeben, ächzend wie Zweige im Herbstwind.“

Ist es unhöflich „Gesundheit“ zu wünschen?

Der Kollege am Nachbartisch kneift in der Mensa die Augen zusammen, schnappt nach Luft, greift zum Taschentuch und: „Hatschi!!!“ Schweigen oder „Gesundheit“ wünschen? Diese Frage spaltet die Welt der Benimm-Lehrer. Traditionalisten beharren darauf, dass „Gesundheitswünsche“ als störend empfunden werden und den Kranken in Verlegenheit bringen können. Also solle man kommentarlos über den Nieser des Gegenübers hinweggehen. Doch die Deutsche-Knigge-Gesellschaft in Essen gibt nun grünes Licht: „Heutzutage ist der Ausruf gesellschaftlich weit verbreitet und höflich gemeint. Da sind Niesende fast beleidigt, wenn man nichts sagt“, erläutert Knigge-Lehrer Hans-Michael Klein. Na dann: Gesundheit!