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Vorwort

10.06.2009

fundiert: Räume

fundiert: Räume
Bildquelle: fotolia, WestPic

Liebe Leserinnen und Leser,
Landkarten aus dem Altertum stimmen nur entfernt mit den heutigen überein und führen uns vor Augen, wie grundlegend Raum und Wissen einander bedingen. Wie die Ausmaße des Universums zu fassen sind, welchen Raum Körper und Seele einnehmen oder wie Mensch und Umwelt einander beeinflussen – diese Fragen stellen sich Menschen seit alters her. In der Neuzeit hat sich die Erforschung von Raum und Wissen zwischen verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes und Sozialwissenschaften aufgeteilt.

Die Disziplinen in der Erforschung der antiken Vorstellungen von Räumlichkeit wieder zueinander zu führen – dieses Ziel verfolgen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Exzellenzclusters TOPOI (griech.: Orte), das im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder an der Freien Universität Berlin gefördert wird. Die geografischen Ziele sind der alte Orient, das Mittelmeer, die Schwarzmeerregion und Teile der eurasischen Steppe; die zeitliche Spanne reicht vom sechsten vorchristlichen Jahrtausend bis etwa in das Jahr 500 nach der Zeitenwende.

Um Räume geht es auch in anderen Exzellenzprojekten und in einer Vielzahl weiterer Forschungsvorhaben an der Freien Universität – zum Beispiel in der Graduiertenschule für Nordamerikastudien, in der unter anderem die historische Erschließung der Wildnis und aktuelle geostrategische Fragen erforscht werden, oder im Center for Area Studies, das Schwerpunkte in verschiedenen Regionen der Welt setzt.

Begriffe von Verortung und umgebendem Raum, von Grenze und Verbindung, von Trennung und Zusammenarbeit waren für die Freie Universität Berlin seit ihrer Gründung von virulenter Wichtigkeit und existenzieller Bedeutung. 1948 in einer räumlich und ideologisch geteilten Welt gegründet – quasi auf einer Insel im Westen Berlins gelegen – hat die Universität in Forschung und Lehre stets Verbindungen in alle Welt gesucht. Internationalität – also eine Position „inter nationes“, zwischen den Staaten und über deren Grenzen hinweg – ist seither das bestimmende Merkmal unserer Universität. Mit ihrem ausgezeichneten Zukunftskonzept „International Network University“ wird die Freie Universität seit 2007 in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert. Die Universität baut die Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen seither noch weiter aus – verstärkt über die neuen strategischen Zentren und die Filialen der Freien Universität Berlin im Ausland.

Die neue Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „fundiert“ zeigt einen Ausschnitt der vielfältigen Forschung zum Thema „Räume“ an der Freien Universität. Die Beiträge umfassen rekonstruierte alte Räume und erneute Weltteilungen, politische Grenzziehungen und wirtschaftliche Standortlogik, die Philosophie von Raum und Zeit sowie die Maße von Megastädten und die Dimension von Nanoräumen. Eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen

Ihr

Univ.-Prof. Dr. Dieter Lenzen
Präsident der Freien Universität Berlin