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Vorwort

04.12.2007

fundiert: Amerika, Amerikas

fundiert: Amerika, Amerikas

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die neue Ausgabe des Wissenschaftsmagazins beschäftigt sich mit dem amerikanischen Kontinent – vom hohen Norden bis in den Süden, von der heutigen Zeit bis zur ersten Erwähnung des Namens „America“ vor 500 Jahren.

Der Historiker Stefan Rinke schildert in seinem Beitrag, wie der Florentiner Kaufmann Amerigo Vespucci Namenspatron des neu entdeckten Kontinents wurde, wie er auf die große Weltkarte des Humanisten Martin Waldseemüller gelangte und sich der Name „America“ schließlich durchsetzte. Welche Position Mexiko zwischen Nord- und Südamerika einnimmt und wie sich die Grenzen des Landes im Laufe der Jahrhunderte veränderten, beschreibt die Politologin Marianne Braig. Literarischen Reflexionen der Amerikas im 20. Jahrhundert ist die Romanistin Anja Bandau auf der Spur, die in ihrem Beitrag feststellt, dass die kulturellen und politischen Unterschiede im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südamerika zusehends verwischt werden. Um Grenzgänger geht es auch bei der Wirtschaftswissenschaftlerin Barbara Fritz: um süd- und lateinamerikanische Emigranten. Das Geld, das diese vor allem aus den USA an ihre Familien und Verwandten schicken, ist für ihre Heimatländer mittlerweile eine große finanzielle Stütze geworden, eine „Globalisierung von unten“.

Die lange Tradition der Amerikaforschung an der Freien Universität feiert mit der Anfang November eröffneten „Graduate School of North American Studies“ ihre exzellente Fortsetzung. Die Direktorin der Graduiertenschule, die Literaturwissenschaftlerin Ulla Haselstein, stellt das vielfältige Programm der Schule vor. Die Vereinigten Staaten waren vor allem Ende des 19. Jahrhunderts das Ziel von Millionen Menschen, die es in die Neue Welt zog. Wie es den Auswanderern erging, welche Träume und Hoffnungen sie an das Leben in der neuen Welt knüpften, steht im Artikel über das Forschungsprojekt „Auswandererbriefe“ der Historikerin Ursula Lehmkuhl. Von Europa aus blicken die Kulturwissenschaftler Hannah Spahn, Winfried Fluck und Frank Mehring auf die USA. Sie berichten von der amerikanischen Kunst, amerikanischen Kosmopoliten und „dem gesündesten Jungen unter Uncle Sam’s Adoptivkindern“.

Im nächsten Jahr finden in den USA Wahlen statt, deren Ausgang die Welt beeinflussen wird. Welche Rolle spielt im Vorfeld der Wahl der „Super-Duper-Dienstag“, und wie werden Wählern durch das Internet mobilisiert? Der Politologe Thomas Greven gibt darauf die Antworten. Vor sechs Jahren steuerten Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers – die Bilder des 11. Septembers 2001 haben sich eingebrannt in das kollektive Gedächtnis. Markieren die Anschläge den Beginn einer neuen Epoche? Die amerikanischen Literaturwissenschaftler Mary Ann Snyder-Körber und Andrew Gross erzählen im Interview von der Kraft dieser Bilder, von ihrer Wirkung – und ihrer Kontinuität im nationalen und im globalen Diskurs. Religiöse Aktivisten in den USA, vor allem in Virginia, haben sich die Soziologen Harald Wenzel und Tobias Scholz näher angesehen, auch vor Ort. Welche Funktionen Megachurches in den USA haben, welcher Aufwand bei multimedialen Gottesdiensten betrieben wird und wie man in einer Christian Weight Loss Group die Pfunde purzeln lassen kann, erfahren Sie in ihrem Artikel. In den hohen Norden des amerikanischen Kontinents führt der Beitrag der Historikerin Petra Dolata-Kreutzkamp: nach Kanada, ein Land, das den USA in vielem gleicht und doch so anders ist.

Die Redaktion wünscht Ihnen wieder eine spannende und angenehme Lektüre!