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Vom Kampf um den Ausgleich

Bei Fußballfans in aller Welt steigt die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft. Doch im Gastgeberland Brasilien wird protestiert – unter anderem gegen die WM. Zu den Ursachen forschen Wissenschaftler der Freien Universität Berlin.

09.04.2014

Seit einem Jahr gehen Menschen in Brasilien regelmäßig auf die Straße. Es begann mit Demonstrationen gegen teure Bustickets und mündete in Schlachtrufen gegen die Fußball-WM. Doch der Zorn auf die teuren Spiele ist auch der Schrei nach mehr Bildungschancen, besserer Gesundheitsversorgung und höherer Lebensqualität. Welche Rolle dabei soziale Ungleichheiten und globale Interdependenzen in Lateinamerika spielen, zeigen die Forschungsergebnisse des Kompetenznetzes desiguALdades.net.

Es war im Juni 2013, kurz vor dem Confed Cup. Eigentlich sollte es für das Gastgeberland Brasilien ein Probelauf werden, für die Fußball Weltmeisterschaft ein Jahr später. Ein Heimspiel. Doch statt der erwarteten Fußball- Party gab es Proteste. Friedliche Proteste, Demonstrationen, aber auch Krawalle und Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Erst gingen nur einige Hundert, dann Hunderttausende auf die Straßen von Brasília, Rio oder São Paulo.

„Não Vai ter Copa” wurde laut – „Es wird keine WM geben“

Der Schlachtruf „Não Vai ter Copa” wurde laut – „Es wird keine WM geben“. Der Auslöser klang für viele Europäer zunächst wie eine Kleinigkeit. Ging es bei den ersten Protesten doch um eine Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr. In São Paulo etwa sollten die Ticketpreise um 20 Centavos steigen, umgerechnet etwa 7 Cent. Mittlerweile ist auch im Rest der Welt klar, dass es den Demonstranten um mehr geht als um sieben Cent. Und um mehr als die Weltmeisterschaft. Denn die Proteste dauern nun schon fast ein Jahr an.

Um die Hintergründe zu verstehen, müsse man etwas weiter ausholen, erläutert Sérgio Costa, Professor für Soziologie am Lateinamerika-Institut und am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin. „Brasilien erlebt gerade die größten Proteste seit der Demokratiebewegung der 1980er Jahre.“ Doch anders als damals, als die Demonstranten für freie Wahlen auf die Straße gingen, gebe es heute viele Akteure und unterschiedliche Motive innerhalb der Bewegung. Was alle eine, sei das Gefühl, in einer ungerechten Gesellschaft zu leben: „In den Protesten schlägt sich der Unmut über die Lebensumstände in den Großstädten, das Bildungswesen, die Gesundheitsversorgung und den Rassismus nieder – und über die alltäglichen Erfahrungen mit sozialer Ungleichheit.“

Solche Aspekte sozialer Ungleichheit in Lateinamerika werden seit 2010 im Kompetenznetz desiguALdades. net untersucht. In dem Projekt arbeiten deutsche und ausländische Wissenschaftler der Freien Universität und anderer Forschungseinrichtungen interdisziplinär zusammen. Ein Ziel ist es, neue theoretische und methodische Perspektiven für die Ungleichheitsforschung zu entwickeln.

Die Projekte widmen sich unterschiedlichen Phänomenen von Ungleichheit, die vor allem in einem wirtschaftlichen, politischen oder ökologischen Kontext analysiert werden: „Alle Forschungsprojekte untersuchen, wie die Globalisierung die soziale Ungleichheit in Lateinamerika prägt und beeinflusst“, erklärt Sérgio Costa. Die Vernetzung von Ungleichheits-Phänomenen über Raum, aber auch über Zeit hinweg zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit der Forscher.

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen beeinflusst Brasiliens Protestbewegung

Paradebeispiele dafür, wie ökonomische, ökologische und politische Ungleichheiten auf der Welt miteinander verknüpft sind, finden sich im Agrarsektor. Die Soziologin Renata Campos Motta untersucht zum Beispiel, wie der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen Protestbewegungen in Argentinien und Brasilien beeinflusst – neben den USA die führenden Nationen beim Anbau solcher Pflanzen. „Die Nachfrage nach gentechnisch veränderten Pflanzen wie Sojabohnen führt dazu, dass Umweltbelastungen und sozio-ökonomische Vorteile zwischen Export- und Importländern ungleich verteilt sind“, sagt Motta.

Da genetisch verändertes Soja – unter anderem durch den Anbau in großen Agrarbetrieben statt in kleinen Farmen – billiger produziert werde, könnten Abnehmerländer das Tierfutter preiswerter importieren, was wiederum zu günstigeren Fleischpreisen führe. Ein Umstand, der dort sogar Ungleichheit verringern könne, sagt Motta, etwa weil sich auch weniger wohlhabende Menschen Fleisch leisten könnten. Die Exportländer blieben jedoch auf den Umweltschäden durch Pestizide oder die Vernichtung von Regenwald sitzen. Zusätzlich verschärfe sich das ökonomische und politische Machtgefälle zwischen armen Kleinbauern und den ohnehin schon mächtigen Vertretern des hochindustrialisierten Agrobusiness-Sektors.

Renata Motta geht im Rahmen ihrer Doktorarbeit der Frage nach, wie diese Ungleichheit zum Motor für Protestbewegungen in Brasilien und Argentinien wird. Dazu hat sie in beiden Ländern Akteure interviewt, etwa von Greenpeace oder Via Campesina, einer internationalen Bewegung von Kleinbauern und Landarbeitern. „Mich interessiert, wie soziale Bewegungen trotz der Dynamik des Weltmarktes die Politik beeinflussen und bestimmte Themen auf die politische Agenda setzen können.“

Auch bei den aktuellen Protesten spielten Landwirtschaftsthemen eine Rolle, wenn auch eher im Hintergrund, sagt Motta: „Die Umwelt- und Agrarpolitik der Regierungspartei PT unterscheidet sich kaum von der der Vorgängerregierung.“ Das gelte auch für andere Politikbereiche, weshalb die Enttäuschung und Frustration der Wähler groß sei. Für manche Beobachter in Europa war diese Enttäuschung verwunderlich. Galt Brasilien in den letzten Jahren doch als neuer Global Player. Als ein Vorzeigeland, in dem rund 35 Millionen Menschen vom Aufschwung profitierten und der Armut entfliehen konnten.

Barbara Fritz, Professorin für Volkswirtschaftslehre am Lateinamerika- Institut, kennt die Zahlen und die paradoxe Situation. „Lateinamerika war die einzige Region der Welt, in der die Ungleichheit in den vergangenen zehn Jahren nicht zu- sondern abnahm“, sagt die Wissenschaftlerin. Das zeige etwa der sogenannte Gini-Koeffizient. Dieses statistische Maß definiert das Verhältnis zwischen dem reichsten und dem ärmsten Teil einer Bevölkerung. Der Wert liegt immer zwischen null und eins, je höher der Wert, desto ungleicher ist das Einkommen in einem Land verteilt.

In Brasilien sank der Wert zwischen 2001 und 2012 von etwa 0,59 auf 0,51. Ein zwar kleiner, aber wichtiger Hinweis auf Veränderung. „Eigentlich könnte man also von einem Moment der Gleichheit sprechen“, sagt Barbara Fritz. Doch gerade bei der „neuen Mittelschicht“ seien die Hoffnungen auf einen weiteren sozialen Aufstieg größer als die tatsächlichen Chancen, erklärt die Wissenschaftlerin. Der offizielle Ausdruck für die neue, untere Mittelschicht: „Klasse C“ – im Unterschied zur erstklassigen Oberschicht und der „Klasse B“ der Mittelschicht.

Wie hängen sozioökonomischen Ungleichheit und internationale Währungspolitik zusammen?

Barbara Fritz untersucht auch die Effekte von Umverteilungspolitik in Lateinamerika. Wie wichtig etwa Steuerpolitik bei der Bekämpfung von Ungleichheit sei, zeige ein Vergleich der Gini-Indizes verschiedener europäischer und lateinamerikanischer Länder vor und nach Steuern und Transferleistungen. Während in Europa die Ungleichheit durch einkommensgerechte Steuersätze und Sozialleistungen des Staates um bis zu 50 Prozent verringert werden konnte, blieben diese politischen Schritte in Lateinamerika weitgehend aus. Die Umverteilungspolitik dort zeigte nur einen sehr geringen Effekt.

Barbara Fritz untersucht aber auch Fragen der sozioökonomischen Ungleichheit, die untrennbar mit internationaler Währungspolitik zusammenhängen. Etwa dem globalen Machtgefälle zwischen Schwellenländern und Industrieländern. Ein Gefälle, das sich auch in globalen Hierarchien von Landeswährungen widerspiegelt. Wie aktuell diese Fragestellungen sind, hat in Lateinamerika etwa die Finanzkrise gezeigt – deren Folgen Länder wie Brasilien oder Argentinien erst jetzt, mit etwa fünf Jahren Verspätung treffen. „Auch dieses Beispiel zeigt, dass man sozioökonomische Ungleichheit in Lateinamerika immer im internationalen Kontext untersuchen muss“, sagt Fritz.

Vom Hilfprogramm Bolsa Família, 2003 angeschoben von der Regierung des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, profitierten vor allem einkommensschwache Familien im Norden des Landes.

Vom Hilfprogramm Bolsa Família, 2003 angeschoben von der Regierung des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, profitierten vor allem einkommensschwache Familien im Norden des Landes.
Bildquelle: Rodrigo Rodrigues-Silveira

Für einen praktischen Zugang zur komplexen Ungleichheitsproblematik im WM-Gastgeberland Brasilien hat der Politikwissenschaftler Rodrigo Rodrigues- Silveira eine einfache Empfehlung: „Versuchen Sie, im Zentrum von São Paulo einen Bus zu nehmen. Und zwar zwischen fünf und sechs Uhr Abends.“ Silveira weiß, wovon er spricht. São Paulo ist seine Heimatstadt. Die größte Stadt Brasiliens hat mehr als viermal so viele Einwohner wie Berlin, das Nahverkehrsnetz ist aber deutlich schlechter ausgebaut als das der deutschen Hauptstadt. „In den Bussen und Bahnen dort kann man nachvollziehen, wie sich eine Sardine in der Büchse fühlt“, sagt er. Und auch, warum ausgerechnet eine geplante Preiserhöhung im Nahverkehr in São Paulo die Massenproteste in Gang setzte.

Die Lebensumstände der Einwohner in São Paulo, aber auch in anderen Städten Brasiliens sind Teil seiner Forschungsarbeit bei desiguALdades.net. Rodrigues-Silveira interessiert vor allem, wie sich Geografie und Politik auf regionaler Ebene auf die Verteilung von Chancen auswirken. Mithilfe von Zensusdaten, lokalen Haushaltsausgaben und qualitativen Interviews versucht er, regionale Muster zu erstellen, die auf besonders große Unterschiede bei der Verteilung von Chancen schließen lassen. Recht deutlich sind auf den Karten die Mega- Cities zu erkennen – die Hochburgen der Protestbewegung. „Viele Städte in Brasilien sind in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, allerdings ohne Stadtplanung oder gute Strukturen. Die Lebensqualität in vielen dieser urbanen Räumen ist sehr niedrig“, sagt der Politikwissenschaftler.

Hilfe für einkommensschwache Familien

Die unterschiedlich eingefärbten Landkarten Brasiliens zeigen aber auch unterschiedliche politische Präferenzen, dokumentiert etwa durch Wahlergebnisse. Rodrigues- Silveira setzt diese Karten dann in Beziehung zur regionalen Verteilung sozialpolitischer Maßnahmen, etwa dem Hilfsprogramm Bolsa Família. Dieses Programm wurde 2003 von der Regierung des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva aufgelegt und richtete sich an Millionen einkommensschwacher Familien. Auf den Landkarten zeigt sich, dass insbesondere ärmere Regionen im Norden von den Transferleistungen profitierten. Bei den Ergebnissen der letzten Präsidentschaftswahlen lässt sich ein vergleichbares Muster erkennen: Während in den ärmeren Gebieten die Partei von Lula, die PT, klar die Mehrheit der Stimmen gewann, konnte sich in den wohlhabenderen Regionen im Süden und Südosten die Oppositionspartei PSDB durchsetzen. Ein Muster, das jedoch mehr als eine Interpretation zulasse, betont Rodrigues- Silveira: „Bedeuten die Ergebnisse, dass durch solche Sozialhilfeprogramme letztlich Stimmen erkauft wurden? Oder sind sie Indiz für einen Anstieg der Chancengleichheit in der Region, etwa durch die Möglichkeit politischer Repräsentation?“

Mit einer anderen Art der sichtbaren Ungleichheit in Lateinamerika beschäftigt sich Sérgio Costa. Den Soziologen interessieren vor allem soziale Ungleichheiten zwischen der afro-lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppe und anderen ethnischen Gruppen, „eines der großen Themen der brasilianischen Soziologie“. Denn eine multikulturelle Gesellschaft existiere in Brasilien nur oberflächlich betrachtet: „Bei einem Fußballmatch mögen die Kategorien schwarz und weiß scheinbar verwischen.

Im Arbeitsleben oder bei der Partnerwahl zeigt sich dagegen, wie stark diese Diskriminierungsprozesse nach wie vor sind.“ Die klassische Ungleichheitsforschung möchte Costa deshalb um die Fragen ergänzen, welche historischen Prozesse und globalen Verflechtungen diese Ungleichheit verursachen und bis heute ausmachen.

Das Problem mit Rassismus

Auch die Rassismus-Debatte in Brasilien spielt bei den Protesten eine Rolle. Ein Beispiel dafür sind die „Rolezinhos“ – über das Internet organisierte Treffen von Jugendlichen in Shopping-Malls. „Rolezinho“ heißt auf Deutsch eigentlich so viel wie „kleiner Bummel“. Doch die Betreiber vieler Einkaufstempel fürchten diese Art des Bummelns. Denn es sind vor allem Jugendliche aus den ärmeren Randbezirken der großen Städte, die sich dabei in den Malls einfinden. Und die Treffen bergen sozialen Sprengstoff, denn schon oft wurden die Treffen zur Spontandemonstration, für mehr Teilhabe und öffentlichen Raum. Um die „Rolezinhos“ zu verhindern, haben einige große Malls etwa in Rio begonnen, „verdächtig“ aussehenden Besuchern den Zutritt zu verwehren. Betroffen sind davon oft Jugendliche mit dunkler Hautfarbe.

Dass in Brasilien ausgerechnet Shopping-Malls zum Schauplatz der Proteste werden, wundert Martina Sproll nicht. Schließlich zeige sich hier, dass die Idee der neuen Mittelschicht und die „partielle Inklusion in die Konsumgesellschaft“ nicht aufgingen, sagt die Soziologin. Zwar hätten wirtschaftlicher Aufschwung und Sozialprogramme die Armut bestimmter Bevölkerungsschichten etwas verringert. Doch trotz der Teilhabe am Konsum blieben die meisten am Rande der Gesellschaft: „Sozialer Aufstieg und Ausschluss passieren gleichzeitig.“

Gefördert werde diese Entwicklung zum Beispiel durch Arbeitsfelder, die noch relativ jung sind, etwa Call Center im sogenannten Telemarketing. Rund eine Million Menschen arbeiten in Brasilien in dieser Branche. Sproll untersuchte die Auswirkungen globaler Umstrukturierungen auf Angestellte des brasilianischen Bankensektors. In ihrer Feldforschung beschäftigte sie sich insbesondere mit ausgelagerten Call-Centern. Und fand einen Gegenentwurf zum hoch regulierten und traditionellen klassischen Bankensektor vor: Während in Bankfilialen vor allem Angehörige der weißen Mittelschicht tätig sind, arbeiteten in den Call-Centern der Banken überwiegend dunkelhäutige Frauen Anfang 20 aus den urbanen Randgebieten. Ein Umstand, der die Call-Center-Mitarbeiter jedoch nicht unbedingt negativ bewerten, im Gegenteil: „Alle Interview-Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren der Ansicht: Bei unserer Arbeit gibt es keine Diskriminierung.“

Raum der "scheinbaren" Gleicheit

Martina Sproll nennt die Call Center dennoch einen „Raum der scheinbaren Gleichheit“. Denn auch diese Arbeitswelt sei von Klassifizierungen bezüglich „Klasse“, „Geschlecht“ und „Hautfarbe“ geprägt und ermögliche kaum echten sozialen Aufstieg. Außerdem setzten die Call Center bei der Arbeitsorganisation auf strenge Kontrollen. „Die Büros erinnern an Legebatterien, und die monotone Arbeit ist für die Mitarbeiter sehr anstrengend“, erzählt sie.

Ein Weltfußballer unterstützt die Protestbewegung gegen die WM Dass sich auch diese neue „ArbeiterInnenklasse“ an den Protesten in Brasilien beteiligt, davon geht Martina Sproll aus. „Auch wenn sie nicht im klassischen Sinne gewerkschaftlich organisiert sind.“ Da die Proteste aber auch bisher ohne Gewerkschaften und Parteien auskamen, hält sie es für sehr wahrscheinlich, dass die Bewegung pünktlich zur Weltmeisterschaft wieder an Dynamik zulegt.

Die Forderung “Não Vai ter Copa” dürfte keine Chance haben, sich durchzusetzen. Zum Glück für die Protestbewegung, finden prominente WM-Kritiker wie der frühere Weltfußballer und Politiker Romário de Souza Faria. In einem Online-Beitrag für den englischen Guardian schrieb er, dass er überzeugt sei, die Gesellschaft werde gestärkt aus den Demonstrationen gegen Korruption, Ungleichheit und Verschwendung hervorgehen. „Die Proteste könnten zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden.


desiguALdades.net

Das Kompetenznetz „Interdependente Ungleichheitsforschung in Lateinamerika“, desiguALdades.net ist ein internationales und interdisziplinäres Forschungsnetz, an dem viele Institutionen beteiligt sind. Es wird vom Lateinamerika-Institut (LAI) der Freien Universität Berlin und dem Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) der Stiftung Preußischer Kulturbesitz getragen. Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) sowie das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) sind weitere Kernpartner des Kompetenznetzes in Deutschland. Sprecher des Projektes sind Prof. Sérgio Costa und Prof. Marianne Braig vom LAI der Freien Universität und Barbara Göbel vom IAI. Die Arbeit des Kompetenznetzes wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie „Stärkung und Weiterentwicklung der Regionalstudien (area studies)“ finanziell unterstützt. Internet: www.desigualdades.net

Die Wissenschaftler


Prof. Dr. Sérgio Costa

Sérgio Costa ist Professor für Soziologie am Institut für Soziologie und am Lateinamerika-Institut der Freien Universität. Seit 2009 ist er Sprecher des Kompetenznetzes desiguALdades. In seiner Forschungsarbeit widmet er sich unter anderem den Themen Rassismus, globale soziale Ungleichheit und Fragen der interkulturellen Koexistenz.

Sein Tipp für die WM: Das Finale gegen Argentinien endet 2:1 für Italien, Argentinien 1 (Messi), Italien 2 (2 Mal Balotelli).

Kontakt:

Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut

E-Mail: sergio.costa@fu-berlin.de



Prof. Dr. Barbara Fritz

Barbara Fritz forscht am Lateinamerika- Institut und als „Principal Investigator“ des Netzwerks desigu- ALdades zur Ökonomie Lateinamerikas. Für fundiert ist sie schon zum zweiten Mal Expertin: In der Ausgabe Amerika, Americas erklärte sie, wie eine Globalisierung von unten aussieht, hier beschreibt sie, wie sich die Finanzkrise auf Lateinamerika auswirkt.

Zur WM sagt sie: Von Fußball verstehe sie zwar „nicht die Bohne“, ihre Kollegin und Mitherausgeberin eines Buchs zu den Grenzen der Umverteilungspolitik in Lateinamerika, Lena Lavinas von der Universidade Federal do Rio de Janeiro, ist sich aber sicher: Brasilien wird Weltmeister.

Kontakt

Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut

E-Mail: barbara.fritz@fu-berlin.de



Renata Motta

Renata Motta, Stipendiatin des Forschungsprojektes desiguALdades.net, ist beinahe am Ende ihrer Promotion. In ihrer Forschung über die soziale Mobilisierung gegen die Agrar-Biotechnologie werden Themen wie Umwelt und Gesundheitsrisiken, Landkonflikte, Ernährung, Wissensasymmetrie und die Konstruktion von Hegemonie der Agrarwirtschaft behandelt. Für sie ist aber auch klar: Die Proteste gegen die WM sind für viele Brasilianer eine große Chance, ihren Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und der Teilhabe an der politischen Gestaltung Brasilien weltweit Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Zur WM hat sie keine Meinung – sie ist einfach kein Fußball- Fan.

Kontakt:

Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut

desiguALdades.net

E-Mail: renata.motta@fu-berlin.de



Dr. Martina Sproll

Soziale Ungleichheit vor allem in der Arbeitswelt ist ein Thema, das Martina Sproll schon lange beschäftigt. Als Ex-Stahlarbeiterin und Energieanlagen- Elektronikerin im ersten Beruf arbeitet die Soziologin und Brasilien-Expertin zu Ungleichheits- und Prekarisierungsprozessen, die sich über Kategorien wie Klasse, Ethnizität und Geschlecht vermitteln lassen. Ab 2011 war sie Postdoctoral Researcher bei desiguALdades.net, seit 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lateinamerika-Institut der Freien Universität.

Ihr Tipp für die WM: Keiner, denn was die WM angeht, sympathisiert die erklärte Gegnerin der „mafiösen“ Fifa höchstens mit einer Gruppe – den Protestierenden in Brasilien.

Kontakt:

Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut

E-Mail: martina.sproll@fu-berlin.de



Dr. Rodrigo Rodrigues-Silveira

In seiner Forschung beschäftigt sich Rodrigues- Silveira mit Sozialpolitik, Subnationalen Politikmethoden, dem Wohlfahrtsstaat, Territorialität sowie Politischer Demografie. Die Proteste in Brasilien interessieren den Politikwissenschaftler und Wissenschaftlichen Mitarbeiter bei desiguALdades. net auch aus persönlichen Gründen: Er stammt aus São Paulo, dort hat er auch studiert. Die WM wird er dennoch nicht in Brasilien verfolgen, sondern vermutlich eher vor dem Fernseher.

Sein Tipp, besser, Wunsch, welches Team das WM-Endspiel gewinnen wird: Brasilien.

Kontakt:

Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut

E-Mail: rodrodr@zedat.fu-berlin.de