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kurz-fundiert

Das Tier in Stichpunkten

02.07.2013

Wusste vermutlich doch mehr als er zugeben wollte: Karl Victor Hase wird jedenfalls die Redewendung zugesprochen „Mein Name ist Hase, ich weiß von nix“.

Wusste vermutlich doch mehr als er zugeben wollte: Karl Victor Hase wird jedenfalls die Redewendung zugesprochen „Mein Name ist Hase, ich weiß von nix“.
Bildquelle: Wikipedia/Public domain commons.wikimedia.org/wiki/File%3AKarl-Hase.JPG

Man kann über Tiere natürlich Romane schreiben. Muss man aber nicht. Deshalb halten wir es wie immer mit den letzten Seiten dieses Heftes – wir füllen sie mit einem tierischen Sammelsurium an Stichpunkten. Kleinvieh macht bekanntermaßen auch Mist.

Reiche Schlangen

Am 10. Februar hatte es begonnen: Das Jahr der Schlange. Menschen, die in diesem Jahr geboren werden, entwickeln sich nach der Vorstellung der traditionellen chinesischen Astrologie zu klugen Denkern, die ihre Mitmenschen mit Charme überzeugen können. Einwickeln lassen sollte man sich jedoch nicht von ihnen. Letzteres würden viele Wissenschaftler sicher über die Astrologie insgesamt sagen. In China wird der Kalenderdeutung und den Tierkreiszeichen im Alltag trotzdem eine wichtige Rolle beigemessen. Je nachdem ob Männer und Frauen im Jahr des Pferdes, der Ratte, des Hundes oder des Drachen auf die Welt gekommen sind, stehen Eheschließungen oder Geschäftsbeziehungen unter guten oder schlechten Vorzeichen. Die Tierzeichen haben heute noch Einfluss auf Familienplanung, Rechtsstreitigkeiten oder Firmenstrategien. Wenig verwunderlich also, dass die chinesische Version der Forbes-Liste, der Hurun Report, auch das Tierkreiszeichen in seiner Milliardärsliste aufführt. Absolute Spitzenreiter 2012 waren übrigens die Hasen, gefolgt von den Schlangen. Dass Tierkreiszeichen der Statistik jedoch ein Schnippchen schlagen, das belegt der reichste Chinese. Das Vermögen des Unternehmers Zong Qinghou wird auf über neun Milliarden Euro geschätzt. Sein Sternzeichen? Der Hahn.

Sein Name war Hase

Gut, das ist nicht ganz richtig – die Redensart lautet vollständig: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!“ Was so viel heißt wie: ich habe keine Ahnung und mit der ganzen Sache auch nichts zu tun. Wie der Hase zum sprichwörtlichen Namensträger der Ahnungslosigkeit wurde, ist weniger bekannt. Angeblich geht die Redensart auf den Juristen Karl Victor Hase zurück. Als Student kam Herr Hase 1854 einmal mit dem Gesetz in Konflikt: Er hatte seinen Studentenausweis einem Kommilitonen geliehen, als der in (für Studierende heute eher unübliche) Schwierigkeiten geraten war: Er hatte in einemDuell seinen Gegner getötet und musste fliehen. Mit Hilfe des Ausweises kam der Gesuchte über die Grenze. Allerdings wurde er gestellt und der Ausweis zurück nach Heidelberg, an das Universitätsgericht geschickt. Der Anekdote nach soll Hase dem Gericht gesagt haben: „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts!“ Mit Umweg über verschiedene Burschenschaften wurde aus der lockeren Antwort des Herrn Hase schließlich die bekannte Redewendung.

Der Deutschen liebstes Tier

Katze oder Hund? An dieser Frage scheiden sich nicht nur die Geister, sondern auch die Gesellschaft. Und auch die Ergebnisse der Statistik. Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe etwa kam 2012 in einer repräsentativen Umfrage zu dem Ergebnis, dass in 16,5 Prozent der deutschen Haushalte Katzen leben – das sind immerhin 12,3 Millionen Stubentiger. Etwas abgeschlagen dahinter der Hund mit 7,4 Millionen Exemplaren in 13,4 Prozent der Haushalte. Etwas anders sehen Umfrageergebnisse offenbar aus, wenn unabhängig von einem eigenen Haustier Präferenzen abgefragt werden. Eine Programmzeitschrift kürte 2010 mit knapp der Hälfte aller Stimmen den Hund als mit Abstand beliebtestes Tier der Deutschen, die Katze kam mit 45 Prozent der Stimmen auf Platz zwei.

Der Wolpertinger: Folkloristische Quersumme unterschiedlichster Tiere aus Bayerns Wäldern.

Der Wolpertinger: Folkloristische Quersumme unterschiedlichster Tiere aus Bayerns Wäldern.
Bildquelle: Wikipedia/Autor: Rainer Zenz commons.wikimedia.org/wiki/File%3AWolpertinger.jpg

Der Wolpertinger

Klingt merkwürdig, ist es auch. Wolpertinger sind schließlich bayerische Fabelwesen. Chimären zwischen verschiedenen Tierarten, gewissermaßen die Einhörner Süddeutschlands. Allerdings mit etwas weniger Grazie gesegnet. Schließlich sind sie Mischwesen aus allem, was in den Wäldern Bayerns kreucht und fleucht. Manche erinnern deshalb an Eichhörnchen, die Füße haben etwas von Enten, ihre Flügel ähneln denen der Fledermäuse. Marderzähne und Hasenohren runden die Erscheinung ab. Je nachdem, was Präparatoren gerade zur Verfügung steht, um daraus grauslige Exponate für Wirtshäuser oder Touristen zu basteln. Im 19. Jahrhundert wurden die Wolpertinger von Präparatoren als Geschäftsidee entdeckt und haben bis heute Erfolg. Mittlerweile sind sie in Bayern fester Bestandteil des kulturellen Selbstverständnisses. So kann es auch kaum wundern, dass sich selbst das Münchner Jagd-und Fischereimuseum nicht zu schade ist für den Hinweis, der Wolpertinger habe vor allem eine Lieblingsnahrung – nämlich „preußische Weichschädel“.

Affenliebe

Elvis wurde als „King of Rock and Roll“ berühmt. Weniger bekannt ist sein Faible für seltsame Schoßtiere – der Bekannteste davon war ein Schimpanse mit dem Namen „Scatter“. Bis heute rätseln Fans, ob das Tier aus Rache von einem Dienstmädchen, das er gebissen hatte, vergiftet wurde – oder ob dem Tier der regelmäßige Alkoholkonsum zum Verhängnis wurde. Kaum weniger exzentrisch hielt es der „King of Pop“, Michael Jackson, mit Primaten. Sein Schimpanse „Bubbles“ schlief angeblich bei Jackson in einem Kinderbett, aß mit ihm an einem Tisch und bekam einen Gastauftritt in einem Musikvideo. Trotz der sicher nicht artgerechten Haltung überlebte Bubbles seinen Besitzer. Nach Medienberichten ist er wohlauf und verbringt den Herbst seines Affenlebens in einem Tierheim in Florida.  

Seelenverwandte

Und, wird man sich im Jenseits wohl wiedersehen? Der Frage, ob Tiere eine Seele haben oder nicht, stellen sich Religionswissenschaftler verschiedener Glaubensgemeinschaften. Im Koran etwa gibt es viele Beispiele dafür, dass der Islam eigentlich eine tierfreundliche Religion ist. Tierquälerei ist verboten, und wer es doch tut, dem drohen im Jenseits schlimme Strafen. Tiere haben außerdem eine Seele: Auch sie werden am Jüngsten Tag versammelt, ebenso wie die Menschen. Im Christentum dagegen ist die Haltung eine andere. „Macht euch die Erde untertan“ beschrieb lange Zeit das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Auf ein Leben nach dem Tod können Tiere im Christentum also eigentlich nicht hoffen. Doch auch hier gibt es andere Lesarten, die den biblischen Hinweis auf die Verwandlung der Schöpfung am Ende der Zeit als Hinweis verstehen, dass das auch Tiere mit einschließe. Außer Zweifel stehen sowohl im Christen- als auch im Judentum eigentlich die Vorschriften, Tiere als Geschöpfe Gottes zu sehen und sie entsprechend zu behandeln.