Springe direkt zu Inhalt

Vorwort

01.07.2013

Das Tier und wir

Das Tier und wir

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

während dieses Heft entstand, gab es kaum einen Tag, an dem es Tiere nicht in die Tagesschau oder auf die Titelseiten der Tageszeitungen geschafft hätten: Tausende von Legehennen und ihre falsch deklarierten Bio-Eier, Pferde, die sich in Tiefkühlgerichten wundersamerweise in Rinder verwandelten oder mit Antibiotika falsch behandelte Puten. Tiere, so könnte man beinahe folgern, beschäftigen uns vor allem dann, wenn ein neuer Lebensmittelskandal uns dazu zwingt.

Wir – die Redaktion und die Autoren dieses Heftes – hatten aber auch über die Skandale hinaus mehr als eine Gelegenheit, uns mit Tieren auseinanderzusetzen. Schließlich steht diese Ausgabe von fundiert unter der großen Überschrift „Tiere“. Bei der Recherche zu unserer Reportage „Die Ärzte und das liebe Vieh“ verbrachten wir zwei Tage auf dem Campus der Veterinärmedizin in Düppel. Und dort bekamen wir einen wirklich tiefen Einblick in die Arbeit. Zum Beispiel in der Kleintierklinik. Die Geduld und Vorsicht, die notwendig sind, um eine Mops-Zunge während einer ganzen Operation sinnvoll aus dem Sichtfeld des Operateurs zu halten, hat uns schwer beeindruckt. Manchmal wussten wir auch nicht, wen man in einer Tierklinik intensiver betreuen muss. Den Patienten? Oder eher den Besitzer? Dass die Studierenden in der Klauentierklinik vom Allerjüngsten unter ihren Patienten begeistert sind, konnten wir sehr gut verstehen. Gern hätten wir wesentlich mehr Bilder vom Galloway-Kälbchen Melanie geschossen, als wir in einem Heft unterbringen konnten.

Warum in Tierkliniken und bei den Mitarbeitern oft und vollkommen ironiefrei vom medizinischen „Dienst am Tier“ die Rede ist, können wir jedenfalls vollkommen nachvollziehen. Und sie ab Seite 16 nachlesen.

Der wechselvollen Geschichte der Veterinärmedizin in Berlin ist unser Autor Matthias Thiele nachgegangen. Welche Rolle ein Pferdeskelett und ein Süßigkeiten- Automat darin spielen, erfahren Sie ab Seite 8. Wie sich der Umgang der Gesellschaft mit Tieren in der Kunst niederschlägt, dazu haben wir uns mit Experten aus der Literatur- und Tanzwissenschaft unterhalten. Affen und Schwärme, Einhörner und Feuervögel – Tiere haben die Phantasie der Menschen ganz unterschiedlich beschäftigt. Dazu forschen unter anderem die Literaturwissenschaftler Hans Richard Brittnacher und Mira Shah.

Weit weniger poetisch dagegen sind die komplexen Probleme, mit denen sich das neue Referenzzentrum „Veterinary Public Health“ auseinandersetzt. Veterinärmediziner der Freien Universität erforschen in internationalen Projekten, wie Lebensmittelhygiene und Biosicherheit auch dort aufrecht gehalten werden können, wo die Standards für Tierhaltung und Hygiene doch deutlich von denen in Europa und Deutschland abweichen. Welche Ansätze Forscher der Freien Universität dazu verfolgen, hat unser Autor Sven Lebort festgehalten. Dass Wissenschaftler manchmal durch Zufall, zwar nicht auf den Hund, aber zumindest auf das Tier kommen, gibt es auch in Fachbereichen, die mit der Veterinärmedizin wenig zu tun haben. Was die Grundlagenforschung im Bereich der Kohlenhydrat-Synthese zur Malariaforschung beiträgt, können Sie ab Seite 56 lesen.

Bei diesen und weiteren spannenden Geschichten rund um Tier, Technik und Wissenschaft wünschen wir ihnen viel Spaß beim Lesen,

Ihre fundiert-Redaktion