Springe direkt zu Inhalt

Das Frühwarnsystem der Senfpflanze

Studie der Freien Universität und der Wageningen Universität, Niederlande zur Wirkung von Schmetterlingseiern auf Senfpflanzen veröffentlicht / mit Pressefoto

Nr. 227/2015 vom 17.07.2015

Die Pflanze Schwarzer Senf (Brassica nigra) kann sich einer Studie von Wissenschaftlern der Freien Universität und der niederländischen Wageningen Universität auf die Raupen des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae) vorbereiten, bevor diese aus den Eiern schlüpfen. Sobald die Schmetterlinge ihre Eier gelegt haben, erkenne die Pflanze die Eier anhand eines Signalstoffs und könne daraufhin eine Reihe von Verteidigungsmechanismen in Gang setzen, um sich gegen die schlüpfenden Raupen zu wehren. Unter anderem entwickelten sich dadurch die Raupen, die an Pflanzen fressen, auf denen zuvor Eier abgelegt wurden, schlechter als Raupen, die an Pflanzen fressen, auf denen keine Eier abgelegt wurden. Zudem produziere die mit Eiern belegte Pflanze mehr Saat, so die Studie. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Ökologie-Zeitschrift Ecology Letters veröffentlicht.

Für Medienvertreter steht ein Pressefoto zur Verfügung. 
Es ist honorarfrei bei Angabe der Quelle Nina Fatouros.

„Sobald die Raupen zu fressen anfangen, verändern sich auch die Duftstoffe, die die Pflanze normalerweise produziert“, erklärt Nina Fatouros, Gastprofessorin an der Freien Universität. Sie betreut die Doktorarbeit von Foteini Pashalidou an der Wageningen Universität über die frühzeitige Erkennung von Fraßinsekten in Kohlpflanzen. Das Thema, das frühzeitige Erkennen von Fraßinsekten, schließt auch an Sonderforschungsbereich (SFB) 973 "Organismische Reaktionen auf Stress: Prägung und Erinnerung” an, eine Forschungseinrichtung, die durch die Freie Universität Berlin als Sprecheruniversität initiiert wurde. Die Duftstoffe lockten natürliche Feinde zur Pflanze und den Raupen. Einer dieser natürlichen Feinde sei beispielsweise die parasitäre Wespe (Cotesia glomerata). „Diese Schlupfwespe entwickelt sich in den Raupen und tötet letztendlich den Pflanzenfresser, sie ist also ein natürlicher Schädlingsbekämpfer“, sagt Nina Fatouros. Raupen, die an Pflanzen fressen, die durch Eier gewarnt sind, würden daher häufiger durch Schlupfwespen befallen, als Raupen, die an nicht gewarnten Pflanzen fressen. Aber auch die Feinde der Schlupfwespe würden durch diesen Duftstoff angelockt, etwa die hyperparasitäre Wespe (Lysibia nana), die die Kokons der Schlupfwespe tötet.

Ein überraschendes Ergebnis habe sich aus der Studie auf dem Gebiet der Reproduktion der Pflanze ergeben: So produzierten die mit Eiern des Kohlweißlings belegten Senfpflanzen nach dem Raupenfraß mehr Saat als Pflanzen, die nicht durch Eier gewarnt wurden. Ein denkbarer Grund dafür sei, dass die Pflanze durch die frühe Warnung nicht nur schneller ihre Verteidigung aktiviert, sondern das Tempo ihrer Fortpflanzung heraufsetzt. Sie habe daher ein Vorteil gegenüber den Pflanzen, die ohne Warnung durch die Raupen befallen wurden.

Pressefoto

(honorafrei nutzbar bei Nennung der Quelle Nina Fatouros)

Bildunterschrift: Parasitäre Wespe Cotesia glomerata parasitiert aus den Eiern geschlüpfter Raupen des Großen Kohlweißlings, Quelle: Nina Fatouros

Weitere Informationen

Studie

Pashalidou, F.G., Frago, E., Griese, E., Poelman, E.H., Van Loon, J.J.A., Dicke, M., & Fatouros, N.E. (2015). Early herbivore alert matters: plant-mediated effects of egg deposition on higher trophic levels benefit plant fitness. Ecology Letters. Doi: 10.1111/ele.12470.

Kontakt

Dr. Nina Fatouros, Institut für Biologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-53918 E-Mail: nina.fatouros@wur.nl

Im Internet

www.sfb973.de