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Autonomer Rollstuhl

Informatiker der Freien Universität Berlin präsentieren Neuheit auf der IFA

Nr. 274/2011 vom 02.09.2011

Informatiker der Freien Universität Berlin präsentieren auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) einen Rollstuhl, der das Navigieren in Gebäuden deutlich erleichtert. Der Rollstuhl, eine Leihgabe der Firma Otto Bock, ist mit Laser- und Kamerasensoren sowie einem Computer unter dem Sitz ausgestattet. Lasersensoren ermitteln die Position von Wänden und Hindernissen und verhindern jegliche Kollision. Eine sogenannte Kinect, eigentlich für Microsoft-Spielekonsole X-Box 360 entwickelt, ist ebenfalls auf dem Rollstuhl montiert worden. Dieser Sensor erkennt die dreidimensionale Struktur der Umgebung und verhindert unter anderem den Zusammenstoß von Personen mit dem Rollstuhl. Auf der IFA werden verschiedene Möglichkeiten zur Steuerung des Exponats gezeigt, unter anderem eine Steuerung mit der Kraft von Gedanken oder mit Augenbewegungen. Der Rollstuhl kann in der Halle 11.1 an Stand 2 besichtigt werden. Der Entwickler David Latotzky zeigt das Exponat und Videoclips der Funktionalität des Rollstuhls. Auf der Internetplattform you.tube sind die Erläuterungen ebenfalls als Videos zu sehen.

Für die Steuerung mit Augenbewegungen wird mithilfe einer speziellen Kamera der Blickwinkel des Passagiers verfolgt. Um den Rollstuhl nach links oder rechts fahren zu lassen, braucht der Rollstuhlfahrer nur den Blick nach links oder nach rechts zu richten. Das Beschleunigen und Bremsen werden durch einen Blick nach oben oder nach unten ausgelöst. Für eine Steuerung mit der Kraft von Gedanken trägt der Rollstuhlfahrer eine Kappe mit 16 Sensoren, die Aktivierungsmuster im Gehirn laufend messen. Das System wird trainiert, um vier Gehirnmuster zu unterscheiden: fahre nach links, nach rechts, beschleunige und bremse. Der Proband kann nach einem Training den Rollstuhl allein durch Gedanken steuern. Hohe Konzentration ist dabei gefragt, da idealerweise während der Fahrt ausschließlich die vier trainierten Gehirn-Zustände vom Fahrer erzeugt werden sollten. Da der Rollstuhl bei Hindernissen automatisch stoppt, bleibt die Gehirnnavigation aber auch in diesem Fall unfallfrei. Eine Steuerung mit Gedankenkraft hatte die Arbeitsgruppe bereits am Beispiel von Autos gezeigt.

Der intelligente Rollstuhl baut auf Forschungsergebnissen aus den AutoNOMOS Labs der Freien Universität Berlin auf. Wissenschaftler des durch das Bundesforschungsministerium geförderten Innovationslabors arbeiten an der Entwicklung von Autonomie- und Fahrerassistenzsystemen mit dem Ziel, Verkehrsunfälle in Zukunft zu vermeiden und die Sicherheit im Straßenverkehr durch Einsatz moderner Sensor - und Computertechnik zu erhöhen. Dort werden unter anderem Zukunftsszenarien bei der Steuerung von verschiedenen Arten von Fahrzeugen untersucht: Pkw, elektrische Fahrzeuge und Rollstühle. Geplant ist auch eine Spracherkennung für den Rollstuhl. Dabei soll der Nutzer dem Vehikel befehlen können, in einen bestimmten Raum zu fahren oder einer Person zu folgen. Robotische Greifarme werden den Rollstuhl ergänzen und es dem Rollstuhlfahrer ermöglichen, nach Objekten in höheren Regalen zu greifen.

Weitere Informationen

David Latotzky, Institut für Informatik der Freien Universität Berlin, Arbeitsgruppe Künstliche Intelligenz, Telefon: 030 / 838- 75127, E-Mail: david.latotzky@fu-berlin.de

Film im Internet:

Brain and eye controlled intelligent wheelchair: www.youtube.com/watch?v=yNpOgEbKHbw

Innovationslabor AutoNOMOS: www.autonomos-labs.de