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Freie Universität zieht die Notbremse

Akademischer Senat beschließt für alle Fächer Numerus Clausus zum Wintersemester

Nr. 52/2003 vom 24.04.2003

Der Akademische Senat (AS) der Freien Universität hat am gestrigen Mittwoch, den 23. April 2003, beschlossen, für das kommende Wintersemester 2003/2004 den Numerus Clausus auf sämtliche Fächer für Studienbewerber im ersten Semester auszudehnen, weil die Überlastung in der Lehre in den letzten Jahren infolge des Personalabbaus massiv gestiegen und mittlerweile etwa um die Hälfte höher ist als der Bundesdurchschnitt.

So kommen an der Freien Universität derzeit durchschnittlich 93 Studierende auf einen Professor bzw. eine Professorin, während es im Bundesdurchschnitt etwa 65 sind. „Angesichts dieser Betreuungsrelation geschieht die vollständige Einführung eines Numerus Clausus auch in Wahrnehmung der Verantwortung für das qualitative Niveau der Ausbildung“, heißt es im Beschluss.

Außerdem wandte sich der Akademische Senat der Freien Universität in einem eindringlichen Appell an den Senat von Berlin, die Universitäten der Stadt nicht dem bildungs- und wissenschaftspolitischen Kahlschlag durch Einsparungen im Umfang von 200 Mio. bis 600 Mio. Euro, die Finanzsenator Sarrazin genannt hatte, preiszugeben. Bereits die unterste der bislang genannten Einsparsummen hätte berlinweit die Streichung von etwa 3.000 bis 4.000 Vollzeitstellen zur Folge. Die Zahl der hiervon betroffenen Personen wäre angesichts der hohen Zahl an Teilzeit-Beschäftigungsverhältnissen erheblich höher. An den drei Berliner Universitäten müssten zu diesem Zweck alle freiwerdenden Stellen bis Ende 2009 unbesetzt bleiben. Ein Personalabbau in dieser Größenordnung hätte die Einstellung ganzer Fächer und damit verbunden eine entsprechende Absenkung der Zahl der Studienplätze zur Folge. Die politisch garantierte Zahl von 85.000 Studienplätzen werde zwangsläufig unterschritten. In diesem Zusammenhang widersprach der AS auch der Behauptung, erhebliche Einsparungen ließen sich studienplatzneutral durch Verlagerung von Studiengängen von den Universitäten an die Fachhochschulen erreichen, da Studienplätze an Fachhochschulen nicht kostengünstiger als die an Universitäten seien.

Der Behauptung von Wissenschaftssenator Flierl, dass im Verwaltungs- und Infrastrukturbereich der Universitäten sowie in den Bibliotheken und Rechenzentren noch erhebliche Rationalisierungsreserven „studienplatzneutral“ ausgeschöpft werden könnten, widersprach der AS und begrüßte, dass die Berliner Universitätspräsidenten ein Benchmarking der Universitätsverwaltungen unter Moderation der HIS-Gmbh auf den Weg gebracht haben, um auf der Grundlage realistischer Daten mögliche Reserven ausfindig zu machen.

Der AS forderte das Präsidium der Freien Universität auf, vorsorglich einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten und gegebenenfalls zu beschließen, der zur Abwendung einer katastrophalen Entwicklung in Forschung und Lehre erforderlich werden könnte, wenn die Hochschulvertragsverhandlungen scheitern sollten. Dann würde es bereits im derzeit laufenden Haushaltsjahr erforderlich werden, die Besetzung freier Stellen massiv einzuschränken, die Zulassung von Studierenden für das kommende Semester drastisch zu reduzieren und unter Umständen sogar vollständig einzustellen sowie die Einwerbung von Drittmittelprojekten mit längerer Laufzeit sofort zu unterbinden, wenn die dafür erforderliche Grundausstattung nicht garantiert werden könne.