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Offener Brief an ausländische Studierende

Berlin, 01.10.2001

Offener Brief des Präsidenten an die ausländischen Studierenden

 

Liebe ausländische Studierende,

 

im Zuge der Ermittlungen nach den Terroranschlägen von New York und Washington wurde auch die Freie Universität aufgefordert, zur Unterstützung der Fahndung den entsprechenden staatlichen Ermittlungsbehörden Daten über bestimmte Personengruppen zur Verfügung zu stellen. Die Freie Universität ist ihrer Verpflichtung nachgekommen und hat Datensätze von Studierenden weitergeleitet. Dass die Täter der Anschläge gefasst und weitere Terroranschläge verhindert werden, kann nur in unser aller Interesse sein. Die Verletzlichkeit offener Gesellschaften durch einzelne Menschen, die diese Prinzipien nicht akzeptieren, wurde uns am 11. September schmerzlich vor Augen geführt. Damit die Offenheit, Freizügigkeit und Pluralität unserer Gesellschaft nicht nachhaltig gefährdet wird, sehen wir es als selbstverständlich an, die Ermittlungen zu unterstützen und bitten Sie dafür um Ihr Verständnis.

Gleichzeitig möchte ich betonen, dass die Freie Universität eine Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen ob ihrer Nationalität, Volks- oder Religionszugehörigkeit ablehnt. An der FU studieren und arbeiten Menschen aus über 140 Ländern der Welt. Wir wollen, dass es bei dieser Vielfalt bleibt und dass der Anteil der ausländischen Mitglieder unserer Universität noch steigt. Wissenschaft lebt von internationalen Kooperationen. Die wissenschaftliche Befassung mit anderen Kulturen und Gesellschaften trägt maßgeblich zu deren besserem Verständnis bei und fördert den Abbau von Vorurteilen. Wissenschaftliche Arbeit bedarf der Unvoreingenommenheit. Mit dieser Unvoreingenommenheit wollen wir auch den Menschen an dieser Universität begegnen. Dieselbe Bereitschaft erwarten wir aber auch von denen, die hierher kommen, da Offenheit und Toleranz der Gegenseitigkeit aller Beteiligten bedürfen. Gerade in der derzeit angespannten Lage ist es uns ein Anliegen, Ihnen zu versichern, dass unsere Türen für Studierende und Wissenschaftler aus aller Welt offen bleiben, die diese Bereitschaft mitbringen.

 

Univ.-Prof. Dr. Peter Gaehtgens

Präsident