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Wie Batterien stärker werden

Bengü Sahin hat als Abiturientin an der Freien Universität Redox-Flow-Batterien erforscht – und damit den „Jugend-forscht“-Sonderpreis gewonnen

17.10.2017

Am Institut für Chemie und Biochemie wurde Bengü Sahin (l.) von Doktorand Abdulmonem Fetyan betreut, der schon länger zu Redox-Flow-Batterien forscht. Das Bild zeigt die beiden, als die Abiturientin am Institut ihre Abitursarbeit präsentiert hat.

Am Institut für Chemie und Biochemie wurde Bengü Sahin (l.) von Doktorand Abdulmonem Fetyan betreut, der schon länger zu Redox-Flow-Batterien forscht. Das Bild zeigt die beiden, als die Abiturientin am Institut ihre Abitursarbeit präsentiert hat.
Bildquelle: Freie Universität Berlin

Bengü Sahin ist am Kurt-Schuhmacher-Platz in Berlin-Reinickendorf aufgewachsen – dort, wo die Flugzeuge im Minutentakt so tief über die Straße fliegen, dass man meint, man könnte sie anfassen. Der Lärm habe sie aber nie beim Lernen und Forschen gestört, sagt die 18-Jährige: „Man gewöhnt sich ja irgendwann daran.“

Sie wartet an einem Mittwochmorgen im Eiscafé eines Einkaufszentrums. In die Schule muss sie nicht mehr, sie hat vor einigen Monaten am Berliner Romain-Rolland-Gymnasium Abitur gemacht. Für ihre wissenschaftliche Arbeit im Abitur hat Bengü Sahin zusammen mit der Arbeitsgruppe von Professorin Christina Roth am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin Redox-Flow-Batterien weiterentwickelt. Dafür hat sie den Sonderpreis für erneuerbare Energien im Wettbewerb „Jugend forscht“ gewonnen.

„Ich bin ein politisch interessierter Mensch“

Redox-Flow-Batterien sind effiziente und langlebige Batterien. Sie speichern elektrische Energie in Form von chemischen Verbindungen, die in einer Flüssigkeit gelöst vorliegen. Man verwendet sie für die Energiespeicherung an Photovoltaikanlagen und Windparks – für erneuerbare Energien, die nicht immer zur Verfügung stehen. Das Thema, sagt Bengü Sahin, habe sie gereizt, da sie ein politisch interessierter Mensch sei. „Erneuerbare Energien werden durch den Klimawandel immer wichtiger, und ich wollte die Forschung in diesem Bereich voranbringen.“

In Freizeit spielt Bengü Sahin Fußball.

In Freizeit spielt Bengü Sahin Fußball.
Bildquelle: Privat

So kontaktierte die Schülerin verschiedene Arbeitsgruppe an der Freien Universität, die sich mit dem Thema beschäftigen und fragte, wie sie sich einbringen könne. Professorin Christina Roth vom Institut für Chemie und Biochemie traf sich mit Bengü Sahin und vermittelte den Kontakt zu Abdulmonem Fetyan, einem Doktoranden ihrer Arbeitsgruppe. Fetyan erforscht schon länger, wie sich die Leistung der Redox-Flow-Batterien steigern lässt. Zusammen mit der Schülerin erprobte er verschiedene Verfahren.

Das Forscherteam behandelte das Kohlenstoffvlies in der Batterie mit Harnstoff, außerdem ersetzten sie das kommerzielle Vlies durch eines, das sie durch Elektrospinnen selbst hergestellt hatten. Durch das Elektrospinnen bekam das Vlies viel feinere Fasern und so eine hundertfach größere Oberfläche.

Längere Lebensdauer der Batterien durch Elektrospinnen

Im Labor testeten Fetyan und Sahin die Stromspannungskurven der Batterien und stellten fest, dass die Behandlung mit Harnstoff keinen Effekt hatte. Das Elektrospinnen allerdings schon: Durch die größere Oberfläche des Vlieses konnte wesentlich mehr Strom fließen. „Der Elektrolyt in der Flüssigkeit hat durch das größere Vlies mehr Platz, um mit den Elektroden zu reagieren“, erklärt Sahin. „Dadurch kann die Batterie schneller Energie bereitstellen und hat eine längere Lebensdauer.“

Sahin sagt, die Betreuung an der Freien Universität sei sehr gut gewesen. „Ich habe mich fast als Teil der Arbeitsgruppe gefühlt.“ Christina Roth habe sich immer wieder Zeit genommen und nach den Fortschritten des Projekts gefragt. Abdulmonem Fetyan habe ihre Arbeit eng begleitet, sei sehr geduldig gewesen und habe ihr alles erklärt.

Ihr Traum: ein Medizinstudium

Über den Erfolg bei „Jugend forscht“ hat sich Bengü Sahin sehr gefreut. Vor allem, da ihre Arbeit mit sehr vielen sehr guten Projekten im Wettbewerb konkurriert habe. Das Preisgeld liegt bisher noch auf ihrem Konto, sie will es vorerst sparen.

Wie es für sie weitergeht? Bengü Sahin möchte gerne Medizin studieren – und Ärztin werden. Leider hat sie den Studienplatz im ersten Anlauf nicht bekommen. Jetzt will sie erst einmal ihr Pflegepraktikum machen und für den Medizinertest büffeln – und es dann im Sommersemester nochmal versuchen.