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Mein Freund, der Garten

Marion Raddatz vom Botanischen Garten der Freien Universität Berlin feiert 40-jähriges Dienstjubiläum

15.05.2014

Die Gärtnerin Marion Raddatz arbeitet seit 40 Jahren im Botanischen Garten der Freien Universität.

Die Gärtnerin Marion Raddatz arbeitet seit 40 Jahren im Botanischen Garten der Freien Universität.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Im April 1974 kam Marion Raddatz als saisonale Aushilfskraft nach Dahlem. Das war der Beginn einer intensiven Beziehung zum Botanischen Garten. Heute ist sie als Gärtnerin in der Saatgutbank beschäftigt. „Jeder Tag ist hier besonders“, schwärmt Marion Raddatz auch nach all den Jahren von „dem Garten“, wie sie ihre Arbeitsstelle nennt.

Noch gut erinnert sie sich an ihren ersten Arbeitstag in Dahlem: „Angefangen habe ich im Himalaya. Später war ich dann für zwei Jahre in Amerika und Japan“, sagt Marion Raddatz. Was wie ausgedehnte Weltreise klingt, bezeichnet Bereiche der sogenannten Pflanzengeografischen Abteilung des Botanischen Gartens: Auf dem 13 Hektar großen Areal können Besucher in kurzer Zeit von Europa über die Alpen und den Himalaya nach Asien, und von dort weiter nach Nordamerika wandern – und die jeweils landestypische Flora und Fauna erkunden.

Zur Frühaufsteherin geworden

Am liebsten ist Marion Raddatz der Garten ganz früh am Morgen, wenn noch keine Besucher auf dem Gelände sind. „Dann ist es herrlich ruhig“, sagt sie. Ihr Arbeitstag beginnt in den frühen Morgenstunden, gegen sechs Uhr. Dass sie eine echte Frühaufsteherin werden würde, hatte sie anfangs selbst nicht gedacht: „Als Jugendliche hatte mein Vater doch schwer mit meiner Morgenmüdigkeit zu kämpfen“, sagt sie und schmunzelt. Das frühe Aufstehen lohne sich aber noch aus einem anderen Grund. In der morgendlichen Dämmerung zeigen sich die tierischen Bewohner des Botanischen Gartens besonders gern: „Gerade haben wir hier eine junge Fuchsfamilie“, sagt Marion Raddatz, die sich immer über „ein Treffen“ mit den Vierbeinern freut.

Gute Entscheidung

In den vergangenen vier Jahrzehnten war Marion Raddatz in nahezu allen Bereichen des Botanischen Gartens tätig: Vom Freilandbereich über die Gewächshäuser bis hin zum wissenschaftlich ausgerichteten Teil des Gartens mit der Dahlemer Saatgutbank, in der sie bis heute arbeitet.

1974 hatte sich die ausgebildete Floristin im Garten beworben. Mit dem Wechsel vom kleinen Blumenladen auf das große Freilandgelände kamen neue Aufgaben auf die damals 20-Jährige zu: „Sträuße binden, Gestecke fertigen – vieles aus meiner floristischen Arbeit brauchte ich hier nicht“, sagt sie. Also pflegte sie zunächst als saisonale Aushilfskraft die Anlage. Eine ihr angebotene Verlängerung nahm sie „mit Kusshand“ an, wie sie sagt, – und freut sich über die Entscheidung bis heute.

Vom Aussterben bedrohte Pflanzen heranziehen

Nach der betriebseigenen Prüfung zur Gärtnerin 1981 arbeitete sie in den Wintermonaten zunächst in der Abteilung „Erhaltung und Wissenschaft“. Hier werden zum Teil vom Aussterben bedrohte Pflanzen mit großer Sorgfalt wieder herangezogen und im Botanischen Garten angepflanzt. Ihre Gesellenprüfung zur Gärtnerin legte Marion Raddatz 1992 ab. „Dabei hat mich der Botanische Garten sehr unterstützt“, sagt sie. Ohne externe Schulungen habe sie sich innerhalb eines Jahres auf die Prüfung vorbereitet. „Ich hatte einen liebenswerten Kollegen, der mir bei der Theorie geholfen hat.“

Seit 1996 ist sie das ganze Jahr über in der Samenbank genannten Saatgutbank tätig. Dort bereitet sie die Samen, die teilweise von Forschungsreisen und aus dem Botanischen Garten stammen, für den Versand vor. Die Dahlemer Samen stehen Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung. Um sie von Schädlingen zu befreien, müssen die Samen mehrfach gesiebt werden. Bis zu 15.000 Samentütchen werden jedes Jahr für den Versand zurechtgemacht und mit ihrem wissenschaftlichen Namen gekennzeichnet. Alle Pflanzensamen werden im sogenannten Index Seminum erfasst – einem Katalog, der alle zwei Jahre aktualisiert wird.

Proben fürs Seminar sammeln

Marion Raddatz ist auch weiterhin viel im Gelände unterwegs, etwa um Pflanzenproben für die Freie Universität zu sammeln: „Die Proben verwenden die Professoren in ihren Seminaren. So lernen die Studierenden, Pflanzen zu bestimmen“, erklärt sie. Anders als beim Samenversand beschriftet sie die Proben für die Seminare allerdings ganz bewusst nicht. „Damit es auch für die Professoren spannend bleibt“, schmunzelt sie. „Das können sie selbst.“

Fünf Jahre sind es für Marion Raddatz voraussichtlich noch bis zur Rente. Dem Botanischen Garten will sie auch im Ruhestand treu bleiben. „Dann sitze ich hier auf der Bank mit einem Stück Kuchen, schaue meinen Kollegen bei der Arbeit zu und genieße ‚meinen Garten‘“, sagt sie mit einem Lächeln.