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Das surfende Klassenzimmer

25. September: Tagung über Herausforderungen und Möglichkeiten von Bildung in der digitalen Welt / Ein Gespräch mit Grundschulpädagogin Petra Anders von der Freien Universität

08.09.2017

Das Digitale gehört für Kinder längst zum Alltag. Bald soll das Thema digitale Bildung auch auf dem Stundenplan in Berlins Schulen stehen.

Das Digitale gehört für Kinder längst zum Alltag. Bald soll das Thema digitale Bildung auch auf dem Stundenplan in Berlins Schulen stehen.
Bildquelle: flickr/Lucélia Ribeiro (CC BY-SA 2.0)

Woran erkenne ich eine zuverlässige Quelle? Wie unterscheide ich Informationen von Werbung? Wann darf ich ein Foto aus dem Netz weiterverbreiten? Wie schütze ich meine Daten? Den sicheren Umgang mit dem Internet müssen alle Nutzer lernen, auch die jüngeren, die sogenannten Digital Natives. Welchen Beitrag die Schule heute leisten muss, damit Kinder zu mündigen Mediennutzern heranwachsen, darüber diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Schule und Zivilgesellschaft bei der öffentlichen Tagung „Diskurs. Medien. Bildung: Mündigkeit in der Digitalen Welt“ am 25. September in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Petra Anders, Professorin für Grundschulpädagogik an der Freien Universität, hat die Tagung inhaltlich mitgestaltet. Im campus.leben-Interview spricht sie über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Bildung in der digitalen Welt.

Frau Professorin Anders, wie digital sind Berlins Klassenzimmer heute?

Was die technische Ausrüstung betrifft, ist das von Schule zu Schule sehr unterschiedlich. An manchen Schulen bekommt jedes Kind einen Tablet-Computer gestellt, an anderen nicht. An allen Schulen aber fällt dem Thema Medienbildung und Digitalisierung ab diesem Monat ein neues Gewicht zu, denn mit dem neuen Schuljahr tritt der neue Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg in Kraft. Zu den überfachlichen Kompetenzen zählt dann das Basiscurriculum Medienbildung, das in den Klassen 1 bis 10 Kenntnisse über alle Medien vermitteln soll – vom Buch bis zum Smartphone. Das Lernen mit Medien und das Lernen über Medien sollen verbindliche Bestandteile des Unterrichts sein.

Wie sieht das praktisch aus?

Es gibt schon viele Lehrerfortbildungen mit Tipps, wie sie den Unterricht mit digitalen Mitteln gestalten können – also für das Lernen mit Medien. Ein Beispiel aus dem Deutschunterricht ist das digitale Geschichtenerzählen, wenn Schülerinnen und Schüler also kleine Geschichten mit einer Software programmieren, statt sie aufzuschreiben. Die Themen Datensicherheit oder Medienkritikfähigkeit, also das Lernen über Medien, sind allerdings ein wenig aus dem Blick geraten. Da fehlt es noch an Sensibilität, auch bei den Lehrkräften. Darauf wollen wir bei der Tagung aufmerksam machen.

Wie steht es denn aktuell um das Thema Datensicherheit in den Schulen?

Viele Schulen haben noch keine Lösung dafür, wie sie die Geräte und die darauf gespeicherten Daten der Schülerinnen und Schüler angemessen warten. Auch ein Erstklässler hinterlässt einen „digitalen Fußabdruck“, wenn in den Klassen mit neuen Medien gearbeitet wird – und sei es eine App zum Vokabeltraining. Die Daten der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Studierenden in den Universitäten, müssen durch Fachpersonal geschützt werden. Das Warten der Geräte und die Datenüberprüfung können Lehrkräfte eigentlich nicht leisten, das fordert eine eigene Professionalität. Auch darüber wollen wir auf der Tagung sprechen.

Petra Anders ist Professorin für Grundschulpädagogik für das Fach Deutsch an der Freien Universität Berlin.

Petra Anders ist Professorin für Grundschulpädagogik für das Fach Deutsch an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Peter Rigaud

An wen richtet sich die Tagung?

Insbesondere an Lehrkräfte und Hochschuldozentinnen und -dozenten. Wir möchten ein Problembewusstsein dafür schaffen, was Digitalität und Medienbildung heute bedeuten und was sie in Zukunft bedeuten könnten. Damit verbunden sind Fragen danach, was Schulen leisten müssen und was Digitalisierung konkret für die Berliner Schulen bedeutet. Da gibt es sehr viele Aspekte. Warum ist es beispielsweise überhaupt wichtig, dass man Informationsquellen im Netz analysieren und kritisch prüfen und bewerten kann – und wie lässt sich das im Unterricht oder in Hochschulseminaren vermitteln? Damit werden wir uns auf der Tagung beschäftigen.

Bei welchen Internetseiten ist denn ein kritischer Blick angebracht?

Ein gutes Beispiel ist die Bildersuche über Google, wenn im Unterricht das Thema Recherche auf dem Stundenplan steht. Oft sind die Sucherergebnisse Bilder, die der Realität nicht gerecht werden, sondern einen vermeintlichen Mainstream darstellen. Wenn Sie beispielsweise den Begriff „Hände“ in die Bildersuche werfen, werden Ihnen fast nur weiße Hände angezeigt. Andere Hautfarben kommen bei den Ergebnissen erst sehr weit unten. Es gibt viele andere Beispiele, etwa bei der Darstellung von Männern und Frauen, in denen die Wort- und Bildersuche viele Klischees oder Vorurteile bedienen. So etwas sollte dann auch im Unterricht thematisiert werden.

Die Fragen stellte Annika Middeldorf

Weitere Informationen

Tagung Diskurs.Medien.Bildung: Mündigkeit in der digitalen Welt

Zeit und Ort

  • Montag, 25. September 2017, von 9.00 bis 16.00 Uhr
  • Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin, Hiroshimastraße 17, 10785 Berlin. Buslinie 100, 187 (Haltestelle Lützowplatz) Buslinie M 29 (Haltestelle Hiroshimasteg), Buslinie 200 (Haltestelle Tiergartenstraße)

Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahme kostenfrei. Anmeldung unter forum.kc@fes.de

Organisiert wurde die Tagung gemeinsam von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Freien Universität Berlin. Sie ist der Auftakt für einen Diskurs zur Medienbildung an Schule und Hochschule.

Zum Programm-Flyer