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Deutsch für Anfänger

Noch freie Plätze: In einem Seminar lernen ehrenamtliche Helfer, wie sie Flüchtlinge beim Deutschlernen unterstützen können

16.02.2017

Los geht’s! Auch die deutsche Grammatik lässt sich spielerisch lehren und erlernen, zum Beispiel mit einem Brettspiel.

Los geht’s! Auch die deutsche Grammatik lässt sich spielerisch lehren und erlernen, zum Beispiel mit einem Brettspiel.
Bildquelle: Oliver Völkel

„Wer nie Deutsch gelernt hat, macht sich keinen Begriff davon, wie verwirrend diese Sprache ist“, notierte Mark Twain in seiner Rede über die deutsche Sprache. Eine verzwickte Grammatik und eine Aussprache zum Zungenbrechen sind auch 120 Jahre nach Twain für viele Deutschlerner ein Graus. Gut, dass vielen Flüchtlingen, die die Sprache ihrer neuen Heimat lernen, ehrenamtliche Helfer zur Seite stehen. In einem Verbundprojekt bietet der Arbeitsbereich Deutsch als Fremdsprache der Freien Universität kostenlose Schulungen an, um die Sprachbegleiter bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Oliver Völkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Deutsch als Fremdsprache, erzählt im Interview mit campus.leben von Memory-Spielen im Unterricht und warum ein Ausflug ins Koreanische beim Perspektivwechsel helfen kann.

Herr Völkel, in Ihren Kursen geben Sie Flüchtlingshelfern Tipps für den Deutschunterricht. Was kann ein Laie denn hier überhaupt leisten?

Sehr viel! Auch wenn Sprachbegleiter, wie wir sie nennen, keine eigentlichen Fachkräfte sind. Sprachcafés, -Tandems oder -Unterricht bieten Flüchtlingen die Gelegenheit, Deutsch zu sprechen und neu Gelerntes auszuprobieren. Manche nutzen die ehrenamtlichen Angebote als Ergänzung zum eigentlichen Sprachkurs.

Warum braucht es hier überhaupt ehrenamtliches Engagement? Flüchtlinge, deren Status anerkannt ist, haben doch einen Anspruch auf Integrations- und Deutschkurse.

Das ist richtig, aber die Sprachbegleiter füllen eine ganz wichtige Lücke: Sie lernen Deutsch mit Flüchtlingen, die noch auf einen Kursplatz warten oder deren Asylverfahren sich lange hinzieht, die also noch keinen Anspruch auf einen „offiziellen“ Kurs haben. Diese Menschen wollen natürlich auch Deutsch lernen, um sich in ihrem neuen Leben auch sprachlich zurechtzufinden. Das ist für die Selbstständigkeit ganz wichtig.

Welche praktischen Tipps geben Sie Ihren Teilnehmer für den Unterricht?

Wir zeigen zum Beispiel, dass es hilft, die Sprache und ihre manchmal abstrakten Regeln anschaulich zu gestalten. Fürs Vokabellernen hilft beispielsweise ein Memory-Spiel. Das lässt sich auch mit Bildern aus Werbeprospekten vom Supermarkt nebenan basteln. Dieses „Runterbrechen“ funktioniert auch beim Erklären von Grammatik, in dem man etwa mit Spielkarten die Satzstruktur des Deutschen veranschaulicht.

Sie haben am Arbeitsbereich Deutsch als Fremdsprache schon mehrere Kurse für ehrenamtliche Sprachbegleiter organisiert. Auf welche Probleme stoßen die Laien-Lehrer beim Unterrichten?  

Das ist ganz unterschiedlich. Natürlich spielen das Alter, der Bildungsstand und die Herkunftssprache der geflüchteten Deutschlerner eine Rolle. Im Arabischen zum Beispiel gibt es grundsätzlich weniger Vokale. Zwischen „o“ und „u“ gibt es gar keinen Unterschied. Oder das Verb „sein“: Das gibt es im Arabischen in dieser Form nicht. So kommen scheinbar unvollständige Sätze wie „Ich traurig“ zustande. Wenn man das als Sprachbegleiter weiß, ist es einfacher nachvollziehen, warum bestimmte Fehler immer wieder gemacht werden. Das Verständnis dafür ist ganz wichtig.

Wie sensibilisieren Sie für diese Fehler?

Es ist wichtig zu wissen, wie es sich anfühlt, eine völlig neue Sprache zu lernen. Das machen wir, indem wir einen Crash-Kurs in Koreanisch oder Portugiesisch durchführen. Die Teilnehmer merken schon nach kurzer Zeit, woran man sich beim Lernen orientiert, wenn man so gar nichts versteht. Meist sind das die Gestik und Mimik des Lehrers. Wir zeigen auch ein Phantasie-Alphabet und bitten unsere Kursteilnehmer, mit diesen unbekannten Buchstaben Wörter zu legen. Oder einen Text, wie im Arabischen, von rechts nach links zu lesen. Das ist natürlich für alle schwierig. Diese Rollentausch-Übungen fördern letztlich die Geduld und das Verständnis für Sprachenlerner.

Welche Voraussetzung braucht man, um Geflüchtete beim Deutschlernen zu unterstützen?

Eine didaktische Vorbildung braucht es nicht, aber Geduld ist wichtig. Wer die Ziele für sich und seine Schüler zu hoch steckt, läuft Gefahr, frustriert zu werden. Geduld und Freude an der Arbeit mit Menschen, das ist wohl das Wichtigste. Unsere Seminare stehen allen offen, die sich bereits in der ehrenamtlichen Sprachbegleitung engagieren oder dies gerne in Zukunft machen möchten.

Weitere Informationen

Freie Kursplätze:

Interessierte können sich unter daf@welcome.fu-berlin.de zu Schulungen an folgenden Terminen anmelden:

  • Montag, 20. Februar bis Mittwoch 22. Februar, jeweils von 10 Uhr bis 14:30 Uhr
  • Freitag 3. März; Freitag 10. März jeweils von 9 Uhr bis 17 Uhr
  • Samstag 4. März und Samstag 11. März jeweils 9 Uhr bis 17 Uhr

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Veranstaltungsort ist die Habelschwerdter Allee 45 („Rostlaube“) der Freien Universität, die Raumnummer wird nach Anmeldung bekanntgegeben. Die Schulung ist kostenlos.

 

Weitere Informationen:

Das Verbundprojekt für die Ausbildung von Sprachbegleitern läuft unter Führung des Instituts für deutsche Sprache und Kultur an der Universität Halle-Wittenberg. Die Lehrmaterialien und das Kurskonzept wurden von einer Gruppe an der Universität Bamberg entwickelt, die nun durch die weiterkommen gGmbH vertreten wird. An der Freien Universität wurden diese Materialien auf die Berliner Situation bezogen ergänzt. Weiterer Partner ist der Arbeitsbereich Deutsch als Fremdsprache an der Universität Dortmund. Das Projekt wird durch das Bundesministerium des Inneren gefördert. Teilnehmer erhalten ein Zertifikat in dem die Kursinhalte aufgeführt sind und die erfolgreiche Teilnahme bescheinigt wird.