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Ein Grenzgänger der Philosophie

Wissenschaftliches und soziales Engagement wird belohnt: DAAD prämiiert einen Schweizer Studenten der Freien Universität.

29.10.2009

Ausgezeichnet mit dem DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender: Manuel Scheidegger aus der Schweiz.

Ausgezeichnet mit dem DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender: Manuel Scheidegger aus der Schweiz.
Bildquelle: Privat

Manuel Scheidegger ist Philosophie-Student. Doch die stille Reflexion über das Wesen der Welt ist seine Sache nicht. Der 28-Jährige, der an der Freien Universität Berlin studiert, sucht stets nach der Verbindung zwischen Theorie und Praxis – ob nun im Studium, in seiner künstlerischen Arbeit als Filmemacher, Schauspieler und Theaterregisseur oder in der Politik. Dafür hat der Schweizer Student jetzt den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erhalten.

Schon der Titel der ersten Publikation, die Manuel Scheidegger im Jahre 2004 veröffentlich hat, zeugt vom Grenzgängertum des Schweizers: „The man who wasn’t there – Quantenmechanik und Kafka.“ In seinem ersten, erfrischend-kreativen Text deckt Scheidegger die Parallelen zwischen dem „Amerika“-Roman Franz Kafkas, dem filmischen Schaffen der Coen-Brüder und den wirklichkeitserschütternden Gesetzen der Quantenphysik auf. „Die Unschärfebeziehung ist nicht nur eine Grenze der menschlichen Erkenntnis, sie liegt vielmehr in der chaotischen Struktur der Natur selbst beschaffen“, schreibt Manuel Scheidegger und bezieht sich auf die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Eventualitäten in der natur- und geisteswissenschaftlichen Wahrnehmung zu bedenken und in der Praxis zu berücksichtigen.

Dass eben die Wirklichkeit aus versteckten Beziehungen besteht, dass sich zwei scheinbar völlig fremde Bereiche überschneiden, ja sogar berühren können, ist eine der fundamentalen Erkenntnisse, die das Werk des noch jungen Wissenschaftlers prägt. Nur so lässt sich erklären, dass einer seiner jüngeren Texte die Verbindung zwischen dem deutschen Philosophen, Mathematiker und Theologen Nikolaus von Kues (1401 – 1464) und der Entstehung des Fußballs erfolgreich aufzuspüren versteht.

Gesellschaftliche Relevanz der Philosophie

Aber auch in anderen Feldern geht Manuel Scheidegger über starre disziplinäre Grenzen hinweg. Neben seiner wissenschaftlichen Beschäftigung hat der 1981 in Bern geborene Schweizer bereits zu Schulzeiten für politische Zeitschriften geschrieben. Außerdem arbeitete Scheidegger mit Jugendlichen an verschiedenen Theaterbühnen zusammen und beschäftigte sich mit der Frage nach beruflichen Beschäftigungsmöglichkeiten junger Menschen. Ihm liegt die Relevanz seiner Arbeit am Herzen, auch in der Philosophie, weshalb er im Jahr 2007 eine Theaterinstallation konzipierte, um die Öffentlichkeit auf die gesellschaftliche und oftmals unterschätzte ökonomische Bedeutung seines Studienfachs aufmerksam zu machen.

Sowohl das wissenschaftliche, als auch das soziale Engagement Manuel Scheideggers hat das Dekanat des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften an der Freien Universität Berlin von den Qualitäten des Schweizers überzeugt. Dessen Mitglieder haben einstimmig entschieden, die Verleihung des DAAD-Preises an den Philosophie-Studenten mit Nachdruck zu befürworten. Jedes Jahr wird ein ausländischer, in Deutschland immatrikulierter Student mit dem Preis ausgezeichnet. In der Urteilsbegründung heißt es, dass dieses Jahr Manuel Scheidegger von allen Kandidaten das überzeugendste Profil aufweise.

Er habe an mehreren in- und ausländischen Universitäten studiert, sich kulturell und interkulturell engagiert und bereits andere Anerkennungspreise erhalten, so die Begründung des Gremiums. Manuel Scheidegger, der seit 2007 an der Freien Universität Berlin immatrikuliert ist, erhielt die Ehrung im Rahmen der diesjährigen Immatrikulationsfeier am 28. Oktober.