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Morgenmuffel von Weltklasse

Informatik-Studentin Gretta Hohl trainiert Roboterdame Lea für Fußball-Weltmeisterschaften

26.07.2009

Seit drei Jahren beschäftigt sich Gretta Hohl damit, Robotern das Fußballspielen beizubringen

Seit drei Jahren beschäftigt sich Gretta Hohl damit, Robotern das Fußballspielen beizubringen
Bildquelle: Sabrina Wendling

Gretta und Lea verstehen sich blind – ohne Blickkontakt. Sie kommunizieren per W-Lan miteinander. Gretta programmiert, Lea führt aus – oder auch nicht. Das hängt ganz von der Tagesform der Fußballspielerin ab. Bei den Weltmeisterschaften im Roboterfußball hatte Lea jedenfalls ein paar gute Tage: Mit Bob, Eve und Tim holte sie für die Freie Universität den Vize-Weltmeistertitel.

Seit drei Jahren beschäftigt sich Gretta Hohl damit, Robotern das Fußballspielen beizubringen. Sie ist eine von etwa 15 Studierenden im Team von Hamid Reza Moballegh, der am Institut für Informatik der Freien Unversität über die Fußballroboter promoviert. Gretta Hohl ist dort Studentin und  schreibt momentan ihre Diplomarbeit über das Thema „Kooperative Planung für autonome humanoide Fußballroboter“. Die 23-Jährige feilt an einer Software, mit der die Automaten zu Fußballprofis werden.

Roboterfußball hat Suchtpotenzial

Was als wissenschaftliches Projekt begann, wurde für Gretta Hohl zum Hobby – zu einer regelrechten Roboter-Sucht: „In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich teilweise zehn Stunden am Tag, auch am Wochenende, mit den Robotern zugebracht“, sagt sie, „wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören.“

Lea ist Grettas Lieblings-Roboterdame. Wenn Gretta ihr bis spätabends Spieltricks antrainiert und dann alles funktioniert, gehen beide gut gelaunt schlafen. Oftmals aber zeigen sich die Roboter am nächsten Morgen von ihrer fast menschlichen Seite: „Wenn ich am Tag darauf schaue, ob Lea die neue Technik noch immer beherrscht, habe ich manchmal das Gefühl, sie sei ein Morgenmuffel – sie braucht dann erst eine Weile, um wieder in die Gänge zu kommen und ist etwas bockig.“

Was ein bisschen nach einem Spielzeug klingt, das den ganzen Tag unterhalten werden möchte, ist eine komplexe Kombination aus Informatik und Elektrotechnik und Mechanik. Die insgesamt vier menschenähnlichen Roboter sind 60 Zentimeter groß, in Pink oder Türkis gekleidet und loten mit ihren Kameraaugen aus, wo sich der Ball im Spielfeld gerade befindet, welche Technik der Gegner anwendet, und wie sie den Ball am besten ins Tor lancieren. So gesehen sind die Informatiker und Elektrotechniker im Roboter-Team auch Fußballtrainer.

Ansporn für den Weltmeistertitel

„Mit Fußball konnte ich eigentlich nie viel anfangen“, sagt Gretta Hohl, „erst bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 habe ich begonnen, etwas mitzufiebern.“ Wegen der Roboter hat sie sich mit den Fifa-Regeln beschäftigt, die in abgewandelter Form auch für die Roboter-Teams gelten, um  so auch beurteilen zu können, ob der Schiedsrichter zu Recht rote und gelbe Karten verteilt.

Der Vize-Weltmeistertitel – die „FUmanoids“ unterlagen den „Darmstadt Dribblers“ beim RoboCup Ende Juni in Graz mit 1:11 – ist für die Roboter-Trainer der Freien Universität nicht nur Grund zur Freude. Er ist auch Ansporn für die Weltmeisterschaft in Singapur im kommenden Jahr. Zwar weiß Gretta Hohl noch nicht, ob sie wegen ihres bevorstehenden Diplomabschlusses dabei sein wird – aber unterstützen will sie das Team bis dahin auf jeden Fall, damit es im Jahr 2010 den Weltmeistertitel holt.