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Sprache, Tanz und Musik

Das Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ forscht an der Freien Universität zu verschiedenen Arten der Notation

05.06.2009

Musik wird in Noten schriftlich festgehalten. Das Graduiertenkolleg "Schriftbildlichkeit" an der Freien Universität beschäftigt sich mit verschiedenen Arten der Schrift.

Musik wird in Noten schriftlich festgehalten. Das Graduiertenkolleg "Schriftbildlichkeit" an der Freien Universität beschäftigt sich mit verschiedenen Arten der Schrift.
Bildquelle: David Ausserhofer

Ist Schrift mehr als „aufgeschriebene Sprache“? Worin gleichen sich die verschiedenen Notationen von Sprache, Tanz und Musik – und worin unterscheiden sie sich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das DFG-Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“ am Institut für Philosophie der Freien Universität, das in diesen Tagen feierlich eröffnet wurde.

„Unser Kolleg widmet sich dem geisteswissenschaftlichen Schlüsselthema: der Schrift“, erklärte Sybille Krämer, Professorin für Philosophie an der Freien Universität und Sprecherin des Graduiertenkollegs in ihrer Eröffnungsrede. „Es zielt dabei auf einen Perspektivenwechsel von einem phonographisch-sprachzentrierten Schriftkonzept hin zu einem ikonographisch-lautsprachenneutralen.“ Das heißt: Schriften sollten gerade in jenen Dimensionen untersucht werden, in denen sie mehr leisten, als „nur“ ein Medium zum Aufzeichnen mündlicher Sprachen zu sein.

Ziel des Graduiertenkollegs „Schriftbildlichkeit: Über Materialität, Wahrnehmbarkeit und Operativität von Notationen“ ist es, die kreative Leistungskraft von Schriften deutlich zu machen. Das soll geschehen, indem Zusammenhänge zwischen Sichtbarkeit und Handhabbarkeit in wissenschaftlichen oder künstlerischen, in alltäglichen, spielerischen oder religiösen Schriftpraktiken untersucht werden.

Ikonographische Dimension von Schrift

Ende Mai wurde das Kolleg mit einem Festakt im umgestalteten Vortragssaal des Graduiertenkollegs im Institut für Philosophie der Freien Universität eröffnet. Als Festredner sprachen die international renommierten Kulturwissenschaftler und Schrifttheoretiker Professorin Aleida Assmann und Professor Jan Assmann zu den Themen „Lesen als Kippfigur“ und „Etymo-Graphie“. In ihren Vorträgen zeichneten sie die ikonographische Dimension von Schrift an altägyptischen und modernen Zeichensystemen nach. Die Graduierten stellten ihre Forschungsprojekte in Form von Posterpräsentationen und einer Videoarbeit vor. Ein künstlerischer Beitrag mit Gesang nach Neumennotationen, der mittelalterlichen Notenschrift, reflektierte den Schriftgebrauch in musikalischer Form.  Das Grußwort zur Eröffnung des Kollegs, das seine Arbeit im vergangenen Wintersemester aufgenommen hat, sprach die Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, Professorin Christine Keitel-Kreidt.

Das Graduiertenkolleg „Schriftbildlichkeit“, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zunächst bis 2013 mit insgesamt knapp zwei Millionen Euro gefördert wird, ist eine gemeinsame Initiative von Wissenschaftlern der Freien Universität, der Technischen Universität, der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam. Insgesamt sind 14 verschiedene Fächer vertreten. Im Kolleg arbeiten zwölf Doktoranden, drei Postdoktoranden und  assoziierte Nachwuchswissenschaftler aus den Fächern Philosophie, Medien- und Kunstwissenschaft, Tanz- und Musikwissenschaft, Altorientalistik, Ägyptologie, Slawistik, Mediävistik, Literaturwissenschaft und Mathematik an zentralen Schrift-Phänomenen ihrer Disziplinen.