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Viel Kapital, wenig Harmonie

Ausgründung der Freien Universität untersucht, wie russische Unternehmen auf dem deutschen Markt agieren

05.09.2011

Auf den Zug aufspringen: Alexander Tirpitz bietet russischen Firmen mit seiner Firma "German Center for Market Entry" interkulturelle Unterstützung auf dem deutschen Markt.

Auf den Zug aufspringen: Alexander Tirpitz bietet russischen Firmen mit seiner Firma "German Center for Market Entry" interkulturelle Unterstützung auf dem deutschen Markt.
Bildquelle: R K B by Carsten Grunwald pixelio

Alexander Tirpitz: "Russische Firmen sind für deutsche Mittelständler interessant", sagt der Geschäftsführer des GCME.

Alexander Tirpitz: "Russische Firmen sind für deutsche Mittelständler interessant", sagt der Geschäftsführer des GCME.
Bildquelle: profund / Andreas Meichsner

20 Wirtschaftsjournalisten hören Alexander Tirpitz gebannt zu: Der Geschäftsführer des German Center for Market Entry, einer Ausgründung der Freien Universität Berlin, zeichnet ein präzises Bild davon, wie und warum russische Unternehmen in Deutschland investieren. Und kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Über die hiesigen Aktivitäten der neuen Wirtschaftsmacht Russland gibt es in den Medien viele Spekulationen, Vorurteile und Berichte über Einzelfälle, wie etwa Gazprom. Bisher aber hat sich niemand die Mühe gemacht, einmal genauer hinzuschauen. Alexander Tirpitz und seine Partner Constantin Groll und Keywan Ghane haben es getan: Die drei Internationalisierungsexperten haben bestehende Studien sorgfältig ausgewertet und elf Experten aus Wirtschaftsförderung und Verbänden sowie 18 größere russische Unternehmen in Deutschland befragt. Die Ergebnisse haben sie jetzt vorgestellt. Ihr Fazit: Russische Unternehmen treten in Deutschland größtenteils sehr professionell auf. An zweierlei mangelt es vielen dennoch: an einem guten Image und an interkulturellem Verständnis.

Russische Investitionen in Deutschland von rund sieben Milliarden Euro im Jahr 2009

Russland ist mittlerweile der größte Investor weltweit aus den Reihen der wirtschaftlich aufstrebenden Länder Brasilien, Russland, Indien und China, den sogenannten BRIC-Staaten. Auch in Deutschland stellen die Russen ihre Wettbewerber mit Investitionen von rund sieben Milliarden Euro im Jahr 2009 in den Schatten. Global dominieren dabei einige große Energie-, Rohstoff- und Metallkonzerne, und diese prägen auch das gängige Bild von russischen Unternehmen. Von den etwa 1.600 in Deutschland aktiven russischen Firmen gehört aber weit über die Hälfte zu den kleinen und mittleren Unternehmen, die sich vor allem im Handel engagieren. Ein weiterer Fokus liegt auf den Bereichen Tourismus, Logistik, Luxusgüter, Bau- und Rohstoffindustrie, Automobilzulieferung und Informationstechnologie.

Fehlende interkulturelle Kompetenz

Russische Unternehmen begegnen bei ihrem Eintritt in den deutschen Markt häufig Schwierigkeiten, die auf fehlende Marktkenntnis und eine unzureichende Vorbereitung auf die deutsche Geschäftskultur zurückgeführt werden können. So kommt es zu Missverständnissen zwischen Geschäftspartnern oder einer auf falschen Annahmen basierenden Geschäftsplanung. Auch die starken Vorbehalte in der deutschen Gesellschaft und Geschäftswelt gegenüber russischen Unternehmen empfinden die Befragten als problematisch. Kritisch wurde zudem das unterschiedliche Arbeitsverhalten in beiden Ländern bewertet, noch vor den vergleichsweise hohen deutschen Personalkosten. Tirpitz sieht dennoch gute Chancen für beide Seiten: „Für deutsche Mittelständler sind russische Firmen eine interessante Option zur Unternehmensnachfolge oder zur Eigenkapitalfinanzierung. Denn so können sie gleichzeitig einen kompetenten Partner gewinnen, um den russischen Markt zu erschließen.“

Übergang in den deutschen Markt erleichtern

Das German Center for Market Entry wurde mit Unterstützung von profund, der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, gegründet und berät Unternehmen aus den BRIC-Ländern beim Markteintritt in Deutschland. Um sich im In- und Ausland einen Namen zu machen, riefen Tirpitz, Groll und Ghane zunächst eine Studienreihe ins Leben, im Rahmen derer sie im Frühjahr 2011 bereits die Situation chinesischer Unternehmen in Deutschland untersuchten. Inzwischen berät das Trio unter anderem Firmen aus der IT-, Pharma- und Agrar-Branche.

Weitere Informationen

Keywan Ghane, Telefon: 030 / 30604259, E-Mail: media@gcme.de.