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Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück

Die Interdisziplinäre Frauenforschungsgruppe Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück – FU Berlin (IFFG) beabsichtigt, durch die Kooperation zwischen der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und der Freien Universität Berlin, angemessene Voraussetzungen für Forschung und Lehre über das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen zu schaffen, gleichermaßen aber auch für Forschungskooperationen und -publikationen zu diesem Thema zu sorgen.

Motiv für die Gründung der IFFG im Jahr 1995 war die bis in die jüngste Zeit fortdauernde Vernachlässigung des Themas „Verfolgung und Ermordung von Frauen in Konzentrationslagern“ durch die etablierte NS-Forschung. Zu den Zielen der Gruppe gehört die Initiierung, die Betreuung und die Koordination von Qualifikationsarbeiten, Lehrveranstaltungen, aber auch größeren Projekten zu allen das Konzentrationslager Ravensbrück betreffenden Themen. Insbesondere geht es um das Sammeln und das Bewahren von mündlichen und schriftlichen Zeugnissen Überlebender sowie das Erschließen und Auswerten aller Arten von Quellen zum Konzentrationslager Ravensbrück.

Aufgrund ihrer erfolgreichen Tätigkeit in den Jahren 1995 bis 1997 erhielt die IFFG am 5. November 1997 den Margherita-von-Brentano-Preis. Mitglieder der Gruppe waren zu diesem Zeitpunkt Birgit Bosold, Elisabeth Böhmer, Dr. Ina Eschebach, Dr. Ursula Fuhrich-Grubert, Dr. sc. Sigrid Jacobeit (Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Johanna Kootz, Prof. Dr. Irmela von der Lühe und Prof. Dr. Claudia Ulbrich.

Im Rahmen der Preisverleihung würdigte Prof. Dr. Peter Steinbach die Arbeit der Gruppe. Er, wie auch die Festrednerin Prof. Dr. Gisela Bock, stellten das im Januar 1997 auf den Weg gebrachte Forschungsvorhaben der IFFG „Victims and survivors. Jewish Women Prisoners in Ravensbrück Concentration Camp during and after World War II“ besonders heraus. Das Projekt wurde anschließend bis Dezember 1999 in Kooperation mit der Universität Tel Aviv durchgeführt.

Geleitet von Prof. Dr. Dina Porat und Dr. Hanna Herzog — beide aus Israel — sowie von den IFFG-Mitgliedern Dr. Sigrid Jacobeit und Prof. Dr. Claudia Ulbrich ist das Forschungsvorhaben durch die „German-Israeli Foundation for Scientific Research and Development“ gefördert worden.

Das der IFFG zugesprochene Preisgeld wurde im Sinne der Zielsetzungen der Gruppe für folgende Vorhaben eingesetzt: die Übersetzung von 250 Fragebögen überlebender Tschechinnen des KZ Ravensbrück aus dem Jahre 1946; Workshops zur Methode Biographisch-narrativer Interviews, Durchführung, Auswertung und Interpretation; Arbeitstagungen des deutsch-israelischen Projekts „Victims and Survivors“ in Tel Aviv und Berlin; Konzeption und Durchführung der Tagung „Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück – Quellenlage und Quellenkritik“ (1997); Konzeption und Durchführung der internationalen Tagung „Gedächtnis und Geschlecht“ (1999) und Edition und Veröffentlichung des autobiographischen Textes von Kató Gyulai „Zwei Schwestern. Geschichte einer Deportation“ (2000).

Zu den weiteren Aktivitäten der IFFG gehörten und gehören eine Ausstellung zur Geschichte jüdischer Frauen in Ravensbrück, Durchführung von Gesprächen mit Überlebenden, Publikationen und Buchpräsentationen zum Thema KZ Ravensbrück sowie zahlreiche Vorträge und Lehrveranstaltungen der IFFG-Mitglieder an den Berliner Universitäten – häufig in Kooperation mit dem Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin und Berliner Volkshochschulen.

Ihr Ziel, den weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, konnte die IFFG in der Vergangenheit dadurch erreichen, dass ihre Mitglieder vielfältige Qualifikationsarbeiten und Forschungsvorhaben zum Thema Ravensbrück fachlich betreut haben und noch immer betreuen. Darüber hinaus hat die Gruppe stets eine Reihe von Qualifikationsmöglichkeiten angeboten, die sie auch weiterhin anbieten will: Workshops, Kolloquien und Arbeitstagungen, die in engem Bezug zu den Vorhaben der einzelnen Wissenschaftlerinnen konzipiert werden. Einige Wissenschaftlerinnen konnten schließlich über die von der IFFG eingeworbenen Drittmittel ihre Arbeit ganz oder teilweise finanzieren. Regelmäßige Veranstaltungen der IFFG bieten Nachwuchswissenschaftlerinnen außerdem eine Möglichkeit zur Diskussion und Publikation ihrer Arbeitsergebnisse.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Peter Steinbach (Politikwissenschaftftler).