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Chancengleichheit durch Personalpolitik

Chancengleichheit durch Personalpolitik – dahinter verbirgt sich im engeren Sinn ein (Buch-)Projekt der Wissenschaftlerin Gertraude Krell, im weiteren Sinn einer ihrer langjährigen Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre. Die Idee zum gleichnamigen Buch entstand Anfang der 1990er Jahre: Wissen über Personalpolitik in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst sollte mit Erkenntnissen der Frauen- und Geschlechterforschung verknüpft und handlungsorientiert aufbereitet werden.

Dank der Werner-Reimers-Stiftung konnte 1994 in einem Kreis von Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis ein Konzeptentwurf vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt werden. Hilfreich waren Mittel der Freien Universität für Literaturrecherchen und -beschaffung. Gertraude Krell gewann WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen für die Mitarbeit an ihrem Projekt und überzeugte einen renommierten betriebswirtschaftlichen Fachverlag. Für die erste Auflage, die 1997 erschien, waren noch Druckkostenzuschüsse erforderlich: Hier halfen Total E-Quality Deutschland und die Schering AG. Der Band Chancengleichheit durch Personalpolitik enthält Grundlagenbeiträge zu fast allen personalpolitischen Handlungsfeldern, in denen die dort eingesetzten Instrumente auf ihr Diskriminierungs- und zum Teil auch Gleichstellungspotenzial untersucht und auf den Ergebnissen basierende Handlungsempfehlungen gegeben werden. Hinzu kommen Beiträge speziell zu rechtlichen Grundlagen (mittelbare Diskriminierung), zu Konzepten (Gender Mainstreaming und Managing Diversity) sowie zu theoretischen Perspektiven der Geschlechterforschung (z.B. Differenz und De-Konstruktion) und deren Konsequenzen für die Gleichstellungspolitik.

Schließlich enthält das Buch zahlreiche Praxisbeispiele, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Inzwischen ist die Publikation zum Standardwerk avanciert, im Frühjahr 2004 erscheint die vierte Auflage. Chancengleichheit durch Personalpolitik ist seit Ende des Studiums von Gertraude Krell an der Freien Universität auch einer ihrer wesentlichen Arbeitsschwerpunkte. Schon in ihrer Diplomarbeit befasste sie sich mit dem Thema Entgeltdiskriminierung von Frauen.

Eine Dissertation an der Universität Oldenburg zum „Bild der Frau in der Arbeitswissenschaft“ führte die Reihe fort und auch die Habilitation „Vergemeinschaftende Personalpolitik: Normative Personallehren, Werksgemeinschaft, NS-Betriebsgemeinschaft, Betriebliche Partnerschaft, Japan, Unternehmenskultur“ setzte sich – obwohl es der Titel nicht vermuten lässt – mit dem Aspekt der Chancengleichheit der Geschlechter auseinander. Nachdem Gertraude Krell 1990 als Professorin für Betriebswirtschaftlehre mit dem Schwerpunkt Personalpolitik an die Freie Universität berufen wurde, folgten unter anderem ein Sammelband „Personalpolitik aus der Sicht von Frauen – Frauen aus der Sicht der Personalpolitik. Was kann die Personalforschung von der Frauenforschung lernen?“ (mit Margit Osterloh), eine Tagung und ein Sammelband „Frauenerwerbsarbeit: Forschungen zu Geschichte und Gegenwart“ (mit Karin Hausen), ein von der ÖTV gefördertes Projekt „Diskriminierungsfreie Bewertung von (Dienstleistungs-)Arbeit“ (mit Andrea-Hilla Carl und Anna Krehnke), eine Befragung zum Stellenwert geschlechterbezogener Themen in der Personallehre (mit Ulrike Karberg) und ein von der Hans-Böckler-Stiftung und dem DGB gefördertes Projekt „Evaluation der Umsetzung der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ (mit Renate Ortlieb).

In ihrem nächsten Forschungssemester im Sommer 2005 wird die Wissenschaftlerin ein Buch zum Thema Managing Diversity verfassen. Das Preisgeld ermöglicht ihr, dafür in den USA, dem ‚Mutterland’ des Konzepts, Gespräche mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis zu führen.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Georg Schreyögg (Betriebswirt).