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Podiumsdiskussion am Tag der Deutschen Wissenschaft

Diskutieren Gleichstellung und Gender-Forschung an deutschen und ägyptischen Universitäten: Dr. Ahlam Eladawy, Dr. Dina Mandour, Amira El Ahl und Elisabeth Trepesch (v.l.)

Diskutieren über Gleichstellung und Gender-Forschung an deutschen und ägyptischen Universitäten: Dr. Ahlam Eladawy, Dr. Dina Mandour, Amira El Ahl und Elisabeth Trepesch (v.l.)
Bildquelle: Nour El Refai

Anlässlich des Tags der Deutschen Wissenschaft am 16. November 2013 fand im Deutschen Wissenschaftszentrum eine Podiumsdiskussion zum Thema "Transforming Gender. Gender Studies and Equal Opportunity Policies at Egyptian Universities" statt. Die Podiumsdiskussion wurde im Rahmen des Projekts "Gender Equality in the Egyptian Higher Education System" veranstaltet, einem Kooperationsprojekt zwischen der Freien Universität Berlin, den ägyptischen Universitäten Kairo, Alexandria, Sohag und South Valley, sowie der Strategic Planning Unit des ägyptischen Hochschulministeriums.

Auf dem Podium diskutierten Dr. Ahlam El-Adawy, Leiterin des Equal Opportunity Centers an der Sohag Universität, Dr. Dina Mandour, Projektbeteiligte von der Kairo Universität, Dina Wahba, Mitgründerin von Ikhtiyar for Gender Studies and Research, Heike Pantelmann, Mitarbeiterin in der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung an der Freie Universität Berlin, und Elisabeth Trepesch, Projektkoordinatorin im Verbindungsbüro der Freien Universität in Kairo. Die Diskussion wurde von der Journalistin Amira El Ahl moderiert.

Zu Beginn tauschten die Teilnehmerinnen ihre Erfahrungen mit Gleichstellungspolitik an ägyptischen Universitäten aus: Während es rechtlich betrachtet keine Diskriminierung zwischen Männern und Frauen im Hochschulwesen gebe, seien Frauen an der Sohag Universität besonders in den Führungspositionen stark unterrepräsentiert. El-Adawy betonte daher die Notwendigkeit, besonders in Oberägypten Frauen in ihrer Karriereentwicklung zu fördern und sie dabei zu unterstützen, familiäre und universitäre Pflichten miteinander in Einklang zu bringen.

Obgleich Frauen an der Fakultät für Wirtschafts- und Politikwissenschaft, an der Dr. Dina Mandour unterrichtet, die Mehrheit darstellen, hält Mandour eine systematischere Herangehensweise für notwendig, um eine familienfreundliche Atmosphäre an der Hochschule zu schaffen und benachteiligte Gruppen zu fördern. Darüber hinaus stellte sie fest, dass es in der Geschlechterforschung Lücken gebe und gender-bezogene Themen in die Lehrpläne integriert werden müssen.

Sowohl Heike Pantelmann als auch Elisabeth Trepesch unterstrichen, dass bilaterale Projekte - besonders bei derart sensiblen Themen wie Gender - keine Einbahnstraße sein sollten, sondern auf den Lernprozess auf beiden Seiten ausgerichtet sein sollten. Zwar habe die Freie Universität eine lange Tradition der Gleichstellungspraxis, doch bereichere der Austausch mit Vertreter/innen ägyptischer Universitäten auch die an der FU geführten Diskussionen und führe zu einem Reflexionsprozess über bestehende Perspektiven und Probleme, die auf diesem Gebiet nach wie vor existieren. Dies ist nicht nur für die Gleichstellungspolitik, sondern auch für die Geschlechterforschung bedeutend.

Ikthiyar for Gender Studies and Research ist eine erst vor kurzem gegründete Initative, die darauf zielt, lokales Wissen über Gender und Sexualität auf Arabisch zu entwickeln. Dina Wahba erklärte: "Ägyptische Frauen wurden seit dem Sturz Mubaraks oft interviewt, es wurde viel über sie geschrieben und gesprochen, aber wir hatten selten die Möglichkeit, für uns selbst zu sprechen. Durch Ikhtiyar möchten wir Produzent/innen des Wissens werden, nicht nur das Objekt der Forschung."

Dies deckt sich mit der Position der Freien Universität, nicht über Ägypten und die Region, sondern gemeinsam mit Wissenschaftler/innen aus der Region forschen zu wollen. Alle Beteiligten stimmten darin überein, dass ein Gender Studies Programm an einer staatlichen ägyptischen Universität einen Beitrag dazu leisten würde, eine wissenschaftliche Partnerschaft im Bereich Gender-Forschung auf Augenhöhe zu schaffen. Darüber hinaus würde es helfen, Geschlechterstereotypen aufzubrechen, die in der Gesellschaft weit verbreitet sind.

"Von der Grundschule an hilft Heba in den Schulbüchern ihrer Mutter in der Küche, Mohamed hilft seinem Vater, das Auto zu reparieren. Es sind nicht nur die Männer oder nur die Frauen, die viele der Probleme, über die wir gesprochen haben, verursachen, sondern viel eher diese Vorurteile, die Männer- und Frauenrollen in einer sehr traditionellen Weise definieren.", erklärte Dr. Ahlam El-Adawy. Gleichstellungspolitik und Gender-Forschung sind nicht nur für und über Frauen: Sie sprechen über die Gesellschaft als Ganzes.