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wir Grußwort

01.12.2017

Peter Lange, ehemaliger Kanzler der Freien Universität und seit Juni 2017 Vorstandsvorsitzender der ERG.

Peter Lange, ehemaliger Kanzler der Freien Universität und seit Juni 2017 Vorstandsvorsitzender der ERG.
Bildquelle: David Ausserhofer

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Ehemalige und Freunde der Freien Universität,

welchen Beruf hatte Ihr Vater? Chirurg? Oder hat er als Ingenieur gearbeitet? Und Ihre Mutter? Rechtsanwältin? Apothekerin? Betrachtet man die Statistik, werden heute die meisten von Ihnen aus einem Haushalt stammen, in dem schon mindestens ein Elternteil Akademiker ist. Der Run auf die Universitäten in den 70er- und 80er-Jahren hat diese Wahrscheinlichkeit sogar noch erhöht. Ist das gerecht? Katja Urbatsch findet: Nein! Sie ist Arbeiterkind und hat als Erste in ihrer Familie studiert – an der Freien Universität. Sie möchte, dass Talent und Fleiß über den Lebensweg eines Menschen entscheiden, und nicht Herkunft, Verbindungen oder Geld. Deshalb hat sie vor etwa 10 Jahren das Projekt ArbeiterKind.de ins Leben gerufen und unterstützt Schülerinnen und Schüler, deren Eltern nicht studiert haben. Katja Urbatschs Biografie war für sie der Auslöser, sich zu engagieren. Andere Menschen in vergleichbarer Situation sollten es einfacher haben als sie selbst. WIR stellt ihre Arbeit in einem Portrait vor.

So wie Katja Urbatsch werden viele Menschen inspiriert von einer Idee. Sie engagieren sich, wollen die Welt verändern. Zumindest ein wenig. Joshua Kriesmann zum Beispiel war noch ein Schüler, als er die Bilder der Flüchtlinge sah, die sich über den Balkan und Ungarn aufmachten nach Mitteleuropa in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Was sollte ein Schüler gegen das Leid in der Welt schon ausrichten können? Kriege konnte er nicht stoppen und er konnte den Neuankömmlingen auch keine Wohnung in Aussicht stellen. Aber er half den Flüchtlingen anzukommen in ihrer neuen Umgebung. Schüler treffen Flüchtlinge organisiert seit nunmehr zwei Jahren Begegnungen zwischen jungen Geflüchteten und gleichaltrigen Berlinern, ins Leben gerufen von Joshua Kriesmann, der mittlerweile Jura studiert und der damit einer von vielen ehrenamtlichen Helfern an der Freien Universität ist. Andere radeln durch Europa oder wandern von Assisi nach Rom, um Spenden zu sammeln. Wieder andere bauen Container zu mobilen Küchen um, fahren damit durch Europa, um mit Geflüchteten zu kochen. Ehemalige und Angehörige der Freien Universität fördern Studierende, rufen Stipendienprogramme ins Leben, stiften herausragende Wissenschaftspreise und Deutschlandstipendien. Heute ist es an der Zeit, Ihnen Danke zu sagen für ihr Engagement und exemplarisch ihre Arbeit vorzustellen.

Außerdem stellen wir in dieser Ausgabe Marion Poschmann vor, die Alumna unserer Universität ist und in diesem Jahr den Berliner Literaturpreis erhält, der mit der Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung an der Freien Universität Berlin verbunden ist. Und wir haben mit Sebastian Lehmann gesprochen, der ebenfalls in Dahlem studiert hat, und dessen neuester Roman „Parallel-Leben“ an der Universität spielt.

Vielleicht bestärken uns ihre Geschichten, weiterzumachen mit Engagements, die das eigene Leben bestimmen, oder sie regen uns an, Hilfe zu leisten für Menschen, die unsere Unterstützung gebrauchen können. Gerade in Zeiten, in denen die Politik nicht länger die Verlässlichkeit der vergangenen Jahrzehnte bietet und neue Kräfte in unserem politischen System wirksam werden, ist es wichtig, dass wir als Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen und uns engagieren und dass dieses Engagement Früchte trägt.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen des vorliegenden Heftes und einen guten Start in das Jubiläumsjahr der Freien Universität, die im Dezember 2018 ihren 70. Gründungstag feiern wird.

Herzlich,

Ihr Peter Lange
Vorsitzender des Vorstands der ERG